Das Jahr 2020 hat Deutschland Strompreise in Rekordhöhe beschert. Mit aktuell rund 33 Cent pro Kilowattstunde beim Grundversorger und 27 Cent beim günstigsten Alternativanbieter zahlen Verbraucher hierzulande die höchsten Strompreise in ganz Europa. Wie werden sich die Strompreise im Jahr 2021 entwickeln? Wird Strom noch teurer oder gibt es eine Entlastung für Verbraucher? Mit diesen Fragen hat sich das Verbraucherportal StromAuskunft.de beschäftigt.
Das Jahr 2020 ist maßgeblich von den Folgen der weltweiten Corona-Pandemie geprägt. Die Krise hat finanzielle Belastungen für Privathaushalte, Unternehmen und ganze Branchen mit sich gebracht, aber auch staatliche Konjunkturhilfen in Milliardenhöhe, die nicht zuletzt die Verbraucher in Deutschland entlasten sollen - unter anderem bei den hohen Stromkosten.
Mit dem kürzlich beschlossenen Konjunkturpaket will die Bundesregierung die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise abfedern. Dazu dient unter anderem eine Entlastung bei den Stromkosten. Konkret heißt das: Die im Strompreis enthaltene EEG-Umlage zur Förderung erneuerbarer Energien wird in den kommenden zwei Jahren durch Zuschüsse aus dem Bundeshaushalt gedeckelt - auf 6,5 Cent pro Kilowattstunde in 2021 und 6 Cent im Folgejahr. Aktuell beträgt sie knapp 6,8 Cent pro Kilowattstunde und macht gut ein Fünftel des Strompreises für Privathaushalte aus.
Ohne die Zuschüsse aus dem Bundeshaushalt im Rahmen des Corona-Konjunkturprogramms wäre die EEG-Umlage nach den Angaben der Übertragungsnetzbetreiber auf 9,651 ct/kWh gestiegen. Hierzu erklärt Kerstin Andreae, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW):
"Es ist gut, dass die Bundesregierung mit ihrem Konjunkturprogramm dafür sorgt, dass die EEG-Umlage im nächsten Jahr nicht durch die Decke geht. Die geringfügige Umlagensenkung um 0,25 Cent im nächsten Jahr und um 0,5 Cent im Jahr 2022 sollten aber nur erste Schritte sein. Wir brauchen eine spürbare und verlässliche Entlastung der Strompreise: Die EEG-Umlage sollte gesetzlich auf einem Niveau von maximal 5 Cent eingefroren, die Stromsteuer auf das europarechtlich zulässige Minimum gesenkt werden. Die Steuer- und Abgabenlast auf Strom ist mit über 50 Prozent einfach zu hoch. Von 100 Euro Stromrechnung sind mehr als 50 Euro staatlich verursacht. Mit Blick auf diese Belastungen kann es nur eine richtige Schlussfolgerung geben: Runter mit der Steuerlast."
Die Deckelung der EEG-Umlage senkt den durchschnittlichen Strompreis um rund 1 Prozent. Für einen Single-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 1.500 kWh bedeutet das eine Ersparnis von 5 Euro. Ein Drei-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 4.000 kWh spart rund 12 Euro im Jahr. Die Maßnahme kostet den Staat insgesamt etwa 11 Milliarden Euro.
Ein weiterer Hebel der Bundesregierung, um Verbraucher in der Corona-Krise kurzfristig zu entlasten, ist die Senkung der Mehrwertsteuer: Der allgemeine Satz wurde von Juli bis Dezember 2020 von 19 auf 16 Prozent reduziert, was sich unmittelbar auf die Strompreise auswirkt. Das Gros der Energieversorger wird die Steuerminderung auf die Jahresabrechnung 2020 umlegen.
Fakt ist: Die Kostensenkung bei den staatlichen Posten des Strompreises wird sich für die meisten Verbraucher nur leicht bemerkbar machen. Ohne diese politischen Eingriffe wäre der Strompreis 2021 jedoch allen Prognosen zufolge explodiert.
Die Netzentgelte steigen seit Jahren kontinuierlich an. Die Gebühr für Stromtransport und Messung wird von den Netzbetreibern erhoben und macht knapp ein Viertel des Strompreises für Privathaushalte aus. Sie ist damit der größte Kostenblock auf der Stromrechnung.
Seit 2015 stiegen die Netzentgelte im Durchschnitt um über 25 Prozent. Wer im Jahr 3.000 Kilowattstunden Strom verbraucht, zahlt heute 47 Euro mehr für die Netznutzung als vor fünf Jahren. Zum Vergleich: Die EEG-Umlage stieg im gleichen Zeitraum um 9,5 Prozent bzw. 17 Euro pro Jahr.
Auch 2021 ist bei den Netzentgelten keine Entlastung zu erwarten. Eher im Gegenteil: Zum einen sind die Anforderungen an den Netzausbau und die Integration erneuerbarerer Energien unvermindert hoch. Zum anderen hat die Bundesregierung eine stufenweise Angleichung der bislang unausgewogenen Entgelte in Ost- und Westdeutschland beschlossen. Dies wird einige Regionen entlasten, das allgemeine Niveau der Netzgebühren aber voraussichtlich erhöhen.
Die Beschaffungskosten sind im Unterschied zu Steuern, Umlagen und Netzentgelten der Strompreis-Bestandteil, auf den die Energieversorger tatsächlichen Einfluss haben. Sie machen, inklusive Vertriebskosten und Gewinnmarge, etwa ein Viertel des Strompreises für Privathaushalte aus. 2020 sind die Beschaffungskosten Corona-bedingt zeitweise drastisch gesunken. Die geminderte Strom-Nachfrage infolge von Lockdown-Maßnahmen, aber auch steigende Ökostromerträge führten zu heftigen Preisstürzen an der Strombörse.
Noch haben die wenigsten Versorger den Kostenvorteil an ihre Kunden weitergegeben. Da dies in der Regel mit Verzögerung geschieht, könnten Verbraucher allerdings 2021 von den niedrigen Großhandelspreisen des laufenden Jahres profitieren. Der öffentliche Druck auf die Stromanbieter, ihre Tarife zu vergünstigen, ist jedenfalls schon jetzt hoch.
Um der Kostenlast entgegenzuwirken, empfehlen wir Verbrauchern, ihren Stromtarif zu optimieren, denn hier schlummert in vielen Fällen ein erhebliches Sparpotenzial. Unsere aktuellen Strompreis-Analysen (September 2020) zeigen: Verbraucher können durch einen Wechsel von der teuren Grundversorgung zum günstigsten alternativen Stromanbieter im bundesweiten Schnitt mehr als 400 Euro und in der Spitze sogar über 600 Euro pro Jahr sparen.
Das sind unsere konkreten Ratschläge: