Strompreise in Deutschland - Was kostet Strom?
Zur Stromerzeugung in Deutschland wird eine Vielzahl verschiedener Quellen genutzt. Konventionelle wie erneuerbare Energien, darunter Braun- und Steinkohle, Kernkraft, Erdgas und -öl, aber auch Windkraft, Photovoltaik, Wasserkraft und Biomasse. Die Summe aller zur Stromproduktion eingesetzten Energieträger bzw. deren Anteile ergeben letztlich den Strommix für Deutschland.
Die Stromerzeugung in Deutschland befindet sich auf Grund der Energiewende in einem stetigen Wandel. Bedingt durch den Ausstieg aus der Atomkraft und die amibtionierten europäischen Klimaziele steigt der Anteil der Stromerzeugung aus regenerativen Quellen, insbesondere Wind und Sonne deutlich an.
Jahr für Jahr werden in Deutschland neue Ökostrom-Rekorde aufgestellt. Sprich: Der Anteil erneuerbarer Energien am gesamten Stromverbrauch steigt stetig. Insbesondere die Windkraft an Land und auf See sowie die Photovoltaik, also die Stromerzeugung mittels Solarenergie, verzeichnen rapide Zuwächse.
Weil der Ausstieg aus der Kernenergie beschlossen ist, und das Ende der Nutzung fossiler Energieträger, vor allem der Kohle, ebenfalls näher rückt, wird der Strommix der Bundesrepublik in Zukunft immer erneuerbarer und damit klimaschonender werden.
Energieträger | Terawattstunden (TWh) | Anteil in Prozent |
Konventionelle Energien | 119,7 | 48,2 |
Kohle | 51,7 | 20,8 |
Erdgas | 31,8 | 12,8 |
Kernenergie | 30,0 | 12,1 |
Erneuerbare Energien | 128,4 | 51,8 |
Windkraft | 72,1 | 29,0 |
Photovoltaik | 24,7 | 10,0 |
Biogas | 15,2 | 6,1 |
(Quelle: Statistisches Bundesamt)
Durch technologischen Fortschritt, veränderte Gegebenheiten auf dem Erzeugermarkt und vor allem durch die Aufbruchstimmung im Zuge von Energiewende und Klimaschutz hat sich der Strommix Deutschlands in der jüngeren Vergangenheit erheblich gewandelt. Wir haben für Sie die wichtigsten Daten aus drei Jahrzehnten gesammelt und grafisch zusammengestellt.
Energieträger | 1990 | 2000 | 2009 | 2010 | 2011 | 2012 | 2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 |
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Braunkohle | 31,1 | 25,7 | 24,5 | 23,0 | 24,5 | 25,5 | 25,2 | 24,8 | 23,9 | 23,1 | 22,6 | 24 |
Kernenergie | 27,7 | 29,5 | 22,6 | 22,2 | 17,6 | 15,8 | 15,2 | 15,5 | 14,2 | 13,1 | 11,6 | 13 |
Steinkohle | 25,6 | 24,8 | 18,1 | 18,5 | 18,3 | 18,5 | 19,9 | 18,9 | 18,2 | 17,0 | 14,6 | 14 |
Erdgas | 6,5 | 8,5 | 13,6 | 14,1 | 14,0 | 12,1 | 10,6 | 9,7 | 9,6 | 12,1 | 13,1 | 7 |
Mineralölprodukte | 2,0 | 1,0 | 1,7 | 1,4 | 1,2 | 1,2 | 1,1 | 0,9 | 1,0 | 0,9 | 0,9 | 0 |
Windenergie onshore | 1,6 | 6,5 | 6,0 | 8,0 | 8,0 | 8,0 | 8,9 | 11,0 | 10,3 | 13,3 | 20 | |
Windenergie offshore | 0,1 | 0,2 | 1,3 | 2,0 | 2,8 | |||||||
Wasserkraft | 3,6 | 4,3 | 3,2 | 3,3 | 2,9 | 3,5 | 3,6 | 3,1 | 2,9 | 3,3 | 3,0 | 3,0 |
Biomasse | 0,3 | 4,4 | 4,7 | 5,3 | 6,3 | 6,5 | 6,9 | 6,9 | 7,0 | 7,0 | 8 | |
Photovoltaik | 0,0 | 1,1 | 1,8 | 3,2 | 4,2 | 4,9 | 5,7 | 6,0 | 5,9 | 6,1 | 9 | |
Hausmüll | 0,3 | 0,7 | 0,7 | 0,8 | 0,8 | 0,8 | 1,0 | 0,9 | 0,9 | 0,9 | ||
Übrige Energieträger | 3,5 | 3,9 | 3,6 | 4,2 | 4,2 | 4,1 | 4,1 | 4,3 | 4,1 | 4,3 | 4,3 | 1 |
regenerativer Anteil | 3,6 | 6,6 | 15,9 | 16,6 | 20,2 | 22,8 | 23,9 | 25,9 | 29,0 | 29,5 | 33,1 | 40 |
Tabelle: Strommix in Deutschland 1990 - 2018. Prozentuale Anteile der Bruttostromerzeugung in der BRD.
Quelle: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen, Fraunhofer ISE
Der Strommix in Deutschland ist nicht bloß eine Zahl mit rein statistischem Wert. Er dient Stromkunden als Anhaltspunkt für die Einordnung des eigenen Tarifs. Hier kommt die sogenannte Stromkennzeichnung ins Spiel. Damit gemeint ist die gesetzlich vorgeschriebene Information von Endverbrauchern über die genaue Zusammensetzung des gelieferten Stroms. Jeder Energieversorger muss seine Kunden detailliert über die Bestandteile des Strommixes aufklären. So haben Verbraucher die Möglichkeit einzuordnen, wie konventionell oder erneuerbar, wie klimaschädlich oder -schonend die Stromlieferungen ihres Anbieters sind. Vor allem, weil diese stets in Relation zum bundesweiten Durchschnitt gesetzt werden müssen. Energieversorger sind verpflichtet, die Stromkennzeichnung auf Rechnungen, Werbematerial sowie auf ihrer Website nutzerfreundlich darzustellen.
Die geltende Gesetzeslage zur Stromkennzeichnung wird von Umweltverbänden und Teilen der Energiebranche, vor allem von ökologisch orientierten Unternehmen, immer wieder als intransparent und irreführend kritisiert. In ihrer jetzigen Form erlaube die Kennzeichnung Energieversorgern, gegenüber ihren Kunden deutlich höhere Ökostrom-Anteile auszuweisen, als sie tatsächlich einkaufen, sagen die Kritiker. Denn die Stromkennzeichnung enthalte einen rein fiktiven Anteil an EEG-Strom, der den tatsächlich gelieferten Mix verwässere. Diese Praxis wird als »Greenwashing« bezeichnet.
"Viele Versorger haben viel mehr Kohle- und Atomenergie in ihrem Strommix als die Kennzeichnung vermuten lässt. Das ist Verbrauchertäuschung." (Peter Ahmels, Deutsche Umwelthilfe)
"Die Verbraucher werden in die Irre geführt. Die gesamte Branche sollte sich für eine transparente Stromkennzeichnung einsetzen und den Etikettenschwindel beenden. Das ist eine Frage der Glaubwürdigkeit und des Verbraucherschutzes." (Gero Lücking, LichtBlick)
"Die jetzige Stromkennzeichnung bedeutet für Versorger, die ausschließlich Ökostrom anbieten, dass sie nur einen Teil des tatsächlich gelieferten Ökostroms angeben können. Das ist absurd und muss geändert werden." (Marcel Keiffenheim, Greenpeace Energy)
"Auch für Strom gilt - es darf nur draufstehen, was auch drin ist. Nur anhand einer transparenten Kennzeichnung können Verbraucher Anbieter vergleichen. Die Kennzeichnung muss wieder zu 100 Prozent die Strom-Einkaufspolitik der Versorger abbilden." (Oliver Hummel, Naturstrom)