Deutschlands Stromkunden wandern ab. Keine Angst, liebe Energiewirtschaft, nicht ins Ausland, sondern nur weg von der klassischen Grundversorgung und hin zu alternativen Stromtarifen. Dies zeigt eine Trendstudie der vergangenen fünf Jahre, die die Verbraucherzentrale NRW auf Basis von Monitoringberichten der Bundesnetzagentur zwischen 2010 und 2015 grafisch dargelegt hat.
Zuerst zum Wermutstropfen einer ansonsten erfreulichen Entwicklung: Dass noch immer knapp ein Drittel der Haushalte in Deutschland Strom über die Grundversorgung bezieht, sollte man bei einem seit 18 Jahren liberalisierten Markt eigentlich nicht erwarten. Um es nochmal klar und deutlich festzuhalten: Die Grundversorgung ist in der Regel die mit Abstand teuerste Art des Strombezugs – wobei sich ein Anbieter- oder Tarifwechsel denkbar einfach gestaltet. Immerhin: In der jüngeren Vergangenheit, sprich, im Zeitraum der letzten fünf Jahre zeigt sich ein klar erkennbarer Wechseltrend. Zum einen ist die Grundversorgung nicht länger das Tarifmodell erster Wahl unter deutschen Stromkunden. So sind die Marktanteile laut Grafik zwischen 2009 und 2014 um ganze zwölf Prozent geschrumpft. An die ehemalige Spitzenposition der Grundversorgung sind nun Sondertarife von Grundversorgern getreten. Hierbei handelt es sich um Haushalte, die zwar ihren Tarif, jedoch nicht den Versorger gewechselt haben – üblicherweise Stadtwerke-Kunden, die von der Grundversorgung in ein günstigeres Stromangebot übergegangen sind.
Nun aber zur interessantesten Verbrauchergruppe: den Alternativwechslern. Während sich die Stromkunden, die einen Sondertarif beim Grundversorger beziehen, zwar in der Mehrheit befinden, verzeichnet dieser Sektor in den letzten Jahren kaum Dynamik. Ein Anstieg von gerade einmal 1,8 Prozent an Marktanteilen steht dem deutlich explosiveren Wachstum auf Seiten der Alternativanbieter gegenüber. Der Anteil der Haushaltskunden, die gleich Tabula rasa machen, also nicht nur ihren Stromtarif, sondern auch gleich den Anbieter in die Wüste schicken, ist in fünf Jahren um mehr als zehn Prozent gestiegen.
Wie immer bei solchen Statistiken lohnt sich ein kleiner Seitenblick auf das Jahr 2011 (das Fukushima-Jahr). Damals ging bekanntermaßen die Wechselquote Richtung Ökostrom quasi durch die Decke. Dies spiegelt sich auch in der Gesamtheit wider: Zwischen 2011 und 2012 lagen sowohl die Abwanderungsquote der Grundversorgungskunden als auch die Zugewinne auf Seiten der alternativen Stromanbieter signifikant hoch.
Linktipp: EnWiPo-Blogger Frank Urbansky berichtet über die aktuellen Energieverbrauchsdaten Deutschlands.
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