Da ist es wieder: das böse Wörtchen Wachstum. Zum Wohle des Planeten sollen wir doch eigentlich schrumpfen. Weniger Konsum, weniger Müll und am besten gar keine Emissionen. Die Energiebranche will trotzdem wachsen – nur eben in die richtige Richtung: mehr Nachhaltigkeit, mehr Klimaschutz, mehr Zukunftstechnologie.
Auf Umbruch folgt Wachstum – dieser Logik ist sich der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) in einer aktuellen Pressemeldung gewiss und schreibt: „In der Energiebranche wachsen Aufbruchsstimmung und Optimismus. (…) Fast drei Viertel der Unternehmen erwarten für 2019 gute oder sehr gute Geschäfte. (…) Basis für das neue Wachstum sind die energie- und klimapolitischen Beschlüsse mit Blick auf das Jahr 2050. (…) Aus der dringenden Notwendigkeit, zügig Treibhausgas-Emissionen zu senken, entstehen Wachstumschancen.“ Und die sieht die Branche vor allem im Dreiklang aus erneuerbaren Energien, Elektromobilität und Power-to-Gas.
Wachstumsmotor Erneuerbare
Im vergangenen Jahr kam die regenerative Stromerzeugung in Deutschland laut BDEW-Statistik auf eine Gesamtkapazität von 120 Gigawatt. Um das Ziel 65 Prozent erneuerbare Energien bis 2030 zu erreichen, müssen nach vorläufigen Schätzungen nochmals bis zu 100 Gigawatt zugebaut werden – ein Plus von über 80 Prozent. Hinzu kommt die generelle Transformation des Energiesystems: Spätestens 2038 soll das letzte Kohlekraftwerk vom Netz, die Uhr der Kernkraft tickt nur noch bis 2022. Demzufolge müssen binnen 20 Jahren 50 Gigawatt gesicherte Leistung – mehr als der Hälfte unserer gegenwärtigen konventionellen Kapazität – durch zukunftsfähige Erzeugungs- und Speichertechnologien ersetzt werden.
Wachstumsmotor Elektromobilität
Mit dem zu erwartenden Durchbruch der Elektromobilität wächst der Bedarf an Ladestationen, an Stromprodukten für E-Autos sowie an heimischen Komplettlösungen für Verbraucher. 75 Prozent der gegenwärtig installierten öffentlichen Ladesäulen werden von der Energiewirtschaft betrieben. Der Branchenverband rechnet vor: Sollte der Anteil der elektromobilen Neuzulassungen von momentan zwei auf zunächst zehn Prozent steigen, müssten im öffentlichen Raum jährlich Tausende und an Wohnorten und Arbeitsplätzen gar Hunderttausende neue Ladepunkte entstehen.
Wachstumsmotor Power-to-Gas
Praktikable und verlässliche Speichertechnologien, die eine stabile Rund-um-die Uhr-Nutzung von grünem Strom in allen Sektoren ermöglichen, sind sozusagen die Gretchenfrage der Energiewende. Eine Technologie wird in diesem Zusammenhang immer wieder genannt: Power-to-Gas. Kurz gefasst, wird dabei mittels überschüssigem Ökostrom Gas erzeugt, im Netz gespeichert und bei Bedarf entweder zurückverstromt oder für Wärme- und Mobilitätszwecke eingesetzt. Über die genauen Potenziale von Power-to-Gas streiten sich die Geister bzw. die Studien, optimistische Prognosen gehen von einer möglichen Kapazität von bis zu 15 Gigawatt bis 2030 aus.
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