Mit dem Smart-Meter-Rollout, also der Einführung intelligenter Stromzähler, sollte in Deutschland eigentlich schon vor zwei Jahren begonnen worden sein. Zwar sind die altbekannten schwarzen Drehstromzähler in vielen Haushalten tatsächlich Geräten mit Digitalanzeige gewichen, doch Verbraucher sollten sich nicht täuschen lassen: Digital bedeutet beim Stromzähler noch lange nicht intelligent.

Kein Mehrwert für Stromverbraucher
Kern des Problems: Auch die modernisierten Messeinrichtungen kommunizieren nicht mit Netzbetreibern und Energieversorgern – dazu fehlt ihnen das sogenannte Gateway. Für Stromzähler, die digital aber nicht smart sind, werden zusätzliche Kosten von bis zu 20 Euro im Jahr berechnet, einen echten Mehrwert gegenüber antiquierter Technik bieten sie aber nicht. Wirklich intelligente Stromzähler sollen deutlich mehr können: Haushalten Verbrauchs- und Kostenkontrolle geben, Stromfresser identifizieren, die Nutzung von Elektrogeräten clever und mobil steuern, Zählerstände fernablesen und vor allem: die Energiekosten effektiv senken.
Warum sind unsere Zähler also noch immer nicht intelligent? Smart-Meter-Gateways müssen (zu Recht) den strengen Prüfkriterien des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) standhalten. Hierbei geht es um Datenschutz, Cyberkriminalität und andere entscheidende Problemstellungen. Bislang hat das BSI nur ein einziges Gateway durchgewunken. Um den Rollout starten zu können, so sagt der Gesetzgeber, müssen aber mindestens drei Modelle bzw. Anbieter entsprechende Zertifikate erhalten.
Aber nicht nur die verschleppte Einführung steht in der Kritik, auch die Technik selbst. Die intelligenten Stromzähler der ersten Generation würden weit weniger können als ursprünglich angekündigt, sagt beispielsweise der Verband kommunaler Unternehmen, der unter anderem als Interessenvertretung der Stadtwerke in Deutschland fungiert. Hauptgeschäftsführerin Katherina Reiche erklärt gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. „Bildlich gesprochen: Die Geräte beherrschen mit der Addition oder Subtraktion die ersten beiden Grundrechenarten. Multiplikation oder Division können sie nicht abbilden.“ Wichtige Zukunftsszenarien, wie etwa die Steuerung der Versorgung eines Wohnquartiers mit lokal erzeugtem Solarstrom, seien damit nicht umsetzbar. Ob die kommende Generation der Smart Meter dazu in der Lage sein wird, stehe ebenfalls in den Sternen.
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