Selber Sonnenstrom erzeugen und damit gleichzeitig die Energierechnung und das Klima entlasten – das war in Deutschland lange Zeit ausschließlich Hausbesitzern vorbehalten. Mit der rapiden Verbreitung und nahenden Entbürokratisierung sogenannter Balkonkraftwerke können sich inzwischen aber auch Mieter ihr persönliches Stückchen Energiewende ins Zuhause holen. Aber was bringen die steckerfertigen Mini-Solaranlagen im Alltagsbetrieb eigentlich?
Boom der Minimodule
Eine Photovoltaikanlage auf dem Balkon anbringen, einfach an die haushaltsübliche Steckdose anschließen und dadurch einen Teil des Strombedarfs klimaneutral und kostenfrei decken – das ist mit einem sogenannten Balkonkraftwerk möglich. Mit dem jüngst beschlossenen Solarpaket will die Bundesregierung die Verbreitung solcher Steckersolargeräte durch rechtliche und bürokratische Erleichterungen fördern.
Balkonkraftwerke sind schon jetzt äußerst beliebt. Die Bundesnetzagentur, bei der die Geräte registriert werden, berichtet von einem „anhaltenden Boom“. Die Bonner Behörde geht von derzeit rund 288.000 PV-Kleinanlagen auf deutschen Balkonen aus. 137.000 davon wurden allein im laufenden Jahr in Betrieb genommen. Langfristig rechnet die Branche mit dem millionenfachen Absatz solcher Geräte.
So viel Strom liefert der Balkon
Laut Berechnungen der Verbraucherzentrale NRW liefert ein Steckersolargerät mit 400 Watt Leistung, das verschattungsfrei an einem Südbalkon montiert wurde, jährlich rund 280 Kilowattstunden Strom. Das entspricht in etwa dem Jahresverbrauch eines Kühlschranks und einer Waschmaschine in einem Zwei-Personen-Haushalt. Bei einem durchschnittlichen Haushaltsstrompreis von 35 Cent pro Kilowattstunde liegt das Sparpotenzial demnach bei knapp 100 Euro pro Jahr.
Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft betont den praktischen Nutzen der Balkonkraftwerke für den einzelnen Haushalt. Auf ganz Deutschland bezogen würden sie jedoch keine große Rolle spielen: „Die energiewirtschaftliche Bedeutung und Leistung der kleinen Solarstromerzeuger ist überschaubar, aber sie sind ein Sympathieträger und anschauliche Werbung für die Solarisierung im Bereich der Wohngebäude.“
Balkonkraftwerke: Kosten und Voraussetzungen
Angeboten werden Steckersolaranlagen inzwischen nicht mehr nur im Fachhandel oder von Installationsbetrieben – längst sind der Onlinehandel, Baumärkte und sogar Discounter ins lukrative Geschäft rund um den Solarboom eingestiegen.
Ein Steckersolargerät mit einem Standard-Modul und einer Leistung von 200 bis 400 Watt kostet zwischen 350 und 600 Euro. Die Anschaffung amortisiert sich anhand der Stromkostenersparnis also binnen weniger Jahre. Gute Nachricht für Kaufinteressenten: Seit dem 1. Januar 2023 fällt auf die Geräte keine Umsatzsteuer mehr an. Folgende Voraussetzungen sollten für den Betrieb eines Steckersolargeräts gegeben sein:
- Der Ort für die Installation sollte unverschattet sein.
- Das Gerät muss sicher befestigt werden können.
- Im Außenbereich muss eine Steckdose für die Einspeisung vorhanden sein.
- Nach dem Kauf sind aktuell noch zwei Anmeldungen nötig: beim lokalen Stromnetzbetreiber und im Marktstammregister der Bundesnetzagentur. Künftig soll eine vereinfachte Registrierung bei der Netzagentur ausreichen.
- Mieter sind derzeit noch verpflichtet, die Zustimmung für den Betrieb beim Eigentümer einzuholen. Diese rechtliche Hürde soll in Zukunft fallen.
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