Geht die fortschreitende Digitalisierung zahlreicher Lebensbereiche – unter anderem des Energiesektors – zwangsläufig mit einem Plus an Nachhaltigkeit einher? Dieser Kernfrage sind die Wissenschaftler Steffen Lange und Tilman Santarius in ihrem Buch „Smarte grüne Welt? Digitalisierung zwischen Überwachung, Konsum und Nachhaltigkeit“ nachgegangen. Die Antwort: ein klares Jein.
Smarte Technologien bringen Rebound-Effekte
Der Ausgangspunkt des Buches ist folgender: Von der Digitalisierung unseres Alltags wird im Allgemeinen erwartet, dass sie Ressourcen vermeidet, also zur Nachhaltigkeit beiträgt. Dies gilt beispielsweise auch für den Energiesektor. Die Digitalisierung einer dezentralen Energieversorgung soll erneuerbare Energien vernetzen und zugleich Stromnachfrage und -verbrauch flexibilisieren.
Zugleich aber, so die Autoren, seien mit der fortschreitenden Digitalisierung die Produktion und der Betrieb vieler elektronischer Geräte verbunden, die auf Daten in Rechenzentren zurückgreifen, deren Energiebedarf zunehmend steigt. In diesem Zusammenhang ist vom sogenannten „Rebound-Effekt“ die Rede. Er besagt, dass einerseits eine technische Effizienzsteigerung mit ökologischem Mehrwert erreicht wird, genau durch diese jedoch ein Plus an Energieverbrauch entsteht. Ein Beispiel für diesen Rebound-Effekt ist die verbreitete Nutzung von Streamingdiensten. Die Verbraucher kaufen auf der einen Seite keine CDs oder DVDs mehr, die stets verfügbaren Onlinedienste führen jedoch zu einem allgemein gesteigerten Konsum und damit zu einem höheren Stromverbrauch.
Lange und Santarius plädieren letztlich für eine „behutsame Digitalisierung“, die sich nicht dem Tempo von digitaler Innovation anpasst, sondern der menschlichen Fähigkeit, nachhaltige Lebensweisen zu erlernen und zu praktizieren.
Quelle: Agentur für Erneuerbare Energien (AEE)
Bild © Grey59, Pixelio
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