Laut einer Analyse der Deutschen Energie-Agentur (dena) birgt das sogenannte „Pooling“ großes Potenzial, erfolgreiche Geschäftsmodelle in der digitalen Energiewelt von morgen – und eigentlich sogar schon heute – hervorzubringen. Pooling, was soll das eigentlich bedeuten?
Virtuelle Kraftwerke bündeln dezentrale Energieerzeuger
Der Begriff Pooling umschreibt ganz allgemein die Bündelung dezentraler Angebote auf einer Plattform. Ein Prinzip, das sich für die Energiemärkte der Zukunft anbietet, bislang aber eher in ganz anderen Branchen Anwendung gefunden hat: Unternehmerische Erfolgsgeschichten wie der Online-Fahrdienstleister Uber, der Community-Marktplatz für Unterkunftsvermittlung Airbnb und die Lieferdienst-Plattform Foodora sind Beispiele für das Modell.
Im Hinblick auf unser zunehmend von erneuerbaren und dezentralen Erzeugungsformen dominiertes Energieversorgungssystem kommt das Pooling-Prinzip in Form von sogenannten virtuellen Kraftwerken zum Einsatz. Hierbei geht es um das digitale Aggregieren von Stromerzeugungsanlagen, flexiblen Lasten und Speichern. Durch die Bündelung in Pools stehen die Anlagen – beispielsweise Solaranlagen, Blockheizkraftwerke oder Batteriespeicher – nicht länger nur für sich allein, sondern erhalten Zugang zu neuen Marktfeldern, zum Beispiel dem Markt für Regelleistung. Neben Industrie- und Gewerbebetrieben können prinzipiell auch Privathaushalte als Prosumer an Pooling-Modellen teilnehmen und damit Gewinne erzielen. Der Energiemarkt bietet bereits heute eine Reihe solcher Pools, die explizit auch private Erzeuger ansprechen. Das wahrscheinlich populärste Beispiel unter den virtuellen Kraftwerken ist das SchwarmStrom-Modell des Hamburger Ökostrompioniers LichtBlick.
„Virtuelle Kraftwerke haben das Potenzial, zu einem wichtigen Baustein der Energiewende zu werden. Sie können zum Beispiel das Netz stabilisieren und die Regelenergiekosten senken“, sagt Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung. „Um Pooling in der digitalen Energiewelt vom Nischenkonzept zum flächendeckenden Erfolgsmodell auszubauen, bedarf es allerdings einer Diskussion über die politischen Rahmenbedingungen. Eine spannende und wichtige Aufgabe für die nächste Legislaturperiode.“
Nach den Handlungsempfehlungen der dena komme es unter anderem darauf an, Wettbewerb und Wachstum im entstehenden Markt für Pooling-Lösungen zu fördern und wirtschaftliche Anreize für marktorientiertes und zugleich netzdienliches Verhalten zu schaffen. Darüber hinaus, so die dena, sollten die Anforderungen zur Präqualifikation insbesondere von kleinen Einheiten weiterentwickelt werden, damit virtuelle Kraftwerke ihre Flexibilität einfacher auf den Regelenergiemärkten vermarkten könnten. Wichtig seien auch ausreichende Schwankungen in den Preissignalen, damit Knappheiten und Überangebote am Strommarkt abgebildet würden.
[…] Über neue Geschäftsmodelle für Energieversorger schreibt Energieblogger-Kollege Björn Katz hier auf seinem Blog Stromauskunft. […]