„Doch, doch. Die hat schon stattgefunden. Erzählen Sie mir nicht, das wäre Ihnen verborgen geblieben. Wie? Ach so, Sie wohnen in Polen. Ja, dann. Dann können Sie aber wenigstens nachvollziehen, worüber ich hier klage.
Stellen Sie sich vor, bei Ihnen ist der Strom etwa um 40 % billiger als bei uns hier in Deutschland. Ja, wirklich. Wer soll das bezahlen? Das ist ja gerade das Problem. Ich muss mich jetzt hier mal um die anderen Leser kümmern. Ja, man hört sich, ja. Machen Sie es gut!“
So, werte Leserinnen und Leser. Jetzt bin ich ganz bei Ihnen. Der Herr aus Polen eben war ganz überrascht zu hören, dass wir hier … aber, Sie haben es ja mitgehört. Seit 2005 sind in Deutschland über den Gesamtschnitt die Strompreise um fast 17 % gestiegen. Da kann man ruhig von einem explosionsartigen Anstieg sprechen, oder? Begründungen werden übrigens seitens der Stromriesen immer nur für bestimmte Teilbereiche geliefert.
Beispielsweise ist es so, dass die Strompreissteigerungen gerade in den neuen Bundesländern besonders gravierend, geradezu exorbitant ausgefallen sind. Über 20 % in knapp drei Jahren. Ja, salbadern da die Stromriesen. Das ist doch klar, schließlich hatten wir in den neuen Bundesländern unheimlich hohe Investitionskosten nach der Wende und die sind bei weitem noch nicht abgeschrieben. Außerdem wandern aus dem Osten immer mehr Leute ab, so dass sich die Gesamtzahl der Stromanschlussnehmer verringert. So verteilen sich die Kosten eben auf weniger Köpfe. Klingt plausibel?
Schon, wenn man nicht wüsste, dass in Niedersachsen, das bekanntlich nicht zur ehemaligen sowjetischen Besatzungszone gehörte, die Preise sogar um 25 % gestiegen sind und wenn man weiterhin nicht wüsste, dass Strom in Europa nur in Italien noch teurer, sonst aber überall deutlich, nämlich bis zu 40 % billiger zu bekommen ist.
Weiterhin sollte man besser nicht wissen, dass sich der Strompreis in einer Größenordnung von zwischen 36 und 44 % durch die Höhe des Netznutzungsentgeltes bestimmt. Einer nahezu völlig frei disponiblen, rein kalkulatorischen Kostengröße, der nahezu kein Aufwand entgegensteht. Will heißen, das Netznutzungsentgelt ist im Kern eine Luftnummer, die beliebig zur Preisanpassung genutzt werden kann.
Womit auch klar ist, warum die Bundesnetzagentur seit jüngerer Zeit für die Kontrolle der berechtigten Höhe dieser Ertragsautomatik zuständig ist. Allerdings mit eher mäßigem Erfolg…
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Gerd Kebschull meint
Da hilft nur eins: Wechseln. Wir Kunden können den Preis nur über unser Kaufverhalten beeinflussen. Deshalb kaufen wir ja auch bei Aldi, Lidl und Co. Wir kaufen dort, wo es billig ist.
Dieter Petereit meint
Richtig, aber unter Aufbietung eines gewaltigen Augenmaßes, denn der Tarifdschungel da draußen ist selbst mit großen Macheten nur unvollständig zu behauen…