Europa setzt auf die Energiewende. Doch für eine nachhaltige, sichere und bezahlbare Energieversorgung in der EU sind nicht allein neue Technologien und politische Zielsetzungen notwendig, sondern auch und vor allem ein verlässliches und möglichst barrierefreies Marktumfeld. Genau dieses Szenario wird in der Studie „Power to the People – The Future of Europe’s Decentralized Energy Market“ der internationalen Unternehmensberatung Roland Berger skizziert: ein integrierter Energiebinnenmarkt für 450 Millionen Verbraucher in der EU, um gemeinsam Innovationen und Investitionen zu fördern.
Energiewirtschaftliche Grenzen gefährden Europas Klimaziele
Die EU hat sich in Sachen Klimaschutz und Energiewende ambitionierte Ziele gesetzt: Bis 2030 sollen erneuerbare Energien einen Anteil von 27 Prozent am europaweiten Energiemix ausmachen. Die zunehmende Wettbewerbsfähigkeit regenerativer Energieträger beflügelt die Hoffnungen – zumindest auf den ersten Blick. So fiel beispielsweise der Preis für Solarmodule seit dem Jahr 2010 um knapp 80 Prozent und ließ Photovoltaikanlagen zum erschwinglichen Breitenphänomen werden. Doch der Weg zum Gelingen der EU-weiten Energiewende ist noch immer hürdenreich. Größtes Problem: Der europäische Energiemarkt ist nicht einheitlich geregelt, sondern unterliegt den Länderzuständigkeiten der Mitgliedstaaten. Dementsprechend, so die Roland-Berger-Analysten, würden sich die unterschiedlichen energiepolitischen und -wirtschaftlichen Strategien der einzelnen EU-Länder gegenseitig behindern und damit die gemeinsamen Klimaziele gefährden.
„Wenn die politischen Entscheidungsträger keine gemeinsame europaweite Energiepolitik verfolgen, wird Europa seine Klimaziele verfehlen und von Ländern mit fossilen Rohstoffen abhängig bleiben“, lautet die Einschätzung von Roland-Berger-Partner Torsten Henzelmann. „Deshalb braucht Europa sehr bald einen integrierten Energiebinnenmarkt.“ Auf diesem könne zum Beispiel eine Neuauflage des europäischen Emissionshandels marktwirtschaftliche Anreize schaffen, um den Ausbau erneuerbarer Energien und den technischen Fortschritt insgesamt weiter zu beschleunigen.
Was braucht Europa, um die Energiewende erfolgreich zu gestalten und – damit untrennbar verbunden – die selbstgesteckten Klimaziele zu erreichen? Laut Roland-Berger-Studie zwei entscheidende Säulen, die auf einem integrierten Energiebinnenmarkt deutlich besser zur Entfaltung kommen könnten: Technologie und Idee. Konkret bedeutet dies einerseits leistungsfähige Netze und Speicher, um den Erfordernissen einer von Wind und Sonne geprägten Energieversorgung der Zukunft gerecht zu werden. Anderseits macht die fortschreitende Dezentralisierung des Energiesystems neue Geschäftsmodelle der Energieversorger notwendig. Diesen rät Roland Berger, Investitionen in fossile Energien schnellstmöglich zu minimieren und sich intelligenten Speicherlösungen, digitalen Dienstleistungen für Privatkunden sowie gezielten Kooperationen mit Start-Ups und Forschungseinrichtungen zuzuwenden.
Bild © Petra Schmidt, Pixelio
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