Kaufprämie, Steuervorteile und Ladesäulen-Offensive sollen der Elektromobilität in Deutschland endlich zum Durchbruch verhelfen. Doch obwohl die große Mehrheit der E-Autofahrer das Laden an der heimischen Steckdose bevorzugt, haben bislang die wenigsten Energieversorger spezielle Stromtarife für Elektrofahrzeuge im Angebot. Das zeigt eine aktuelle Analyse des Verbrauchermagazins Finanztest (Stiftung Warentest). Für viele Nutzer von E-Autos ist konventioneller Haushaltsstrom daher die einzige und bislang beste Wahl.
Finanztest hat mehr als 1.200 Stromversorger und deren Tarifangebote unter die Lupe genommen. Ergebnis: Gesonderte Autostromtarife finden sich kaum. Unter allen Versorgern bieten momentan nur acht Unternehmen bundesweit verfügbare Stromtarife für Elektroautos an. Zumindest auf den regionalen Strommärkten ist die Auswahl etwas besser.
E-Autofahrer haben für das heimische Laden prinzipiell zwei Möglichkeiten: Entweder sie "tanken" konventionellen Haushaltsstrom und rechnen die Kosten über den herkömmlichen Stromzähler ab. Oder sie nutzen einen speziellen Autostromtarif, der über einen zusätzlichen Zähler abgerechnet wird. Beide Varianten haben eigene Vor- und Nachteile.
Speziell für das Laden von E-Autos angebotene Stromtarife werden zusätzlich zum konventionellen Haushaltsstromvertrag abgeschlossen und benötigen einen eigenen Stromzähler. Die Anschaffungskosten dafür belaufen sich auf 500 bis 1.500 Euro, zudem fällt eine monatliche Grundgebühr an. Ob sich diese Investition lohnt, hängt von der jeweiligen Wohn- und Lebenssituation ab, vom Verbrauchs- und Fahrverhalten sowie dem lokalen Stromangebot.
Hauptvorteil eines Autostromtarifs ist neben der Kostentransparenz vor allem der niedrigere Preis. Da die Netzbetreiber den zweiten Zähler für den Ladestrom zu Zeiten hoher Netzauslastung abregeln dürfen, reduzieren sie die Netzentgelte. Dadurch profitieren Tarifkunden von Strompreisrabatten.
Wenn sich die Anschaffung eines zweiten Zählers für Ladestrom nicht lohnt, bespielsweise wegen einer zu geringen jährlichen Fahrleistung, kann das E-Auto einfach über den konventionellen Haushaltsstromzähler abgerechnet werden. Zwar bietet diese Lösung weder die volle Kostentransparenz noch einen reduzierten Strompreis, dafür fallen aber auch keine zusätzlichen Investitionen an.
Nutzer von Haushaltsstromtarifen sollten sich bei ihrem Versorger jedoch in jedem Fall nach einem E-Auto-Rabatt erkundigen oder gegebenenfalls zu einem günstigen Stromanbieter wechseln. Solche Sonderkonditionen haben einige Versorger regional wie auch bundesweit im Angebot, ohne auf einen zweiten Zähler zu bestehen.
Die Finanztest-Redaktion hat Musterrechnungen für einen jährlichen Ladestromverbauch von 2.500 Kilowattstunden (ca. 10.000 Kilometer Fahrleistung) erstellt und dabei spezielle Autostromangebote konventionellen Haushaltsstromtarifen gegenübergestellt. Fazit: In der Summe aller Kosten lohnt sich der Spezialtarif nicht immer. Je nach regionalem Stromangebot ergaben sich mal Ersparnisse von bis zu 140 Euro, mal Mehrkosten von bis zu 40 Euro. Hier sollte also stets individuell kalkuliert werden.
Auch zur sogenannten Wallbox - also einer speziellen heimischen Ladestation - rät die Stiftung Warentest nicht zwingend jedem E-Autofahrer. Zwar lädt es sich damit mindestens viermal schneller als an der konventionellen Steckdose, die zudem für Ladevorgänge mit einer hohen Dauerbelastung nicht ausgelegt ist. Allerdings bringt die Wallbox auch Umstände mit sich: Sie muss beim örtlichen Netzbetreiber gemeldet und von diesem genehmigt werden. Voraussetzung für Schnellladevorgänge ist außerdem ein geeigneter Starkstromanschluss. Und nicht zuletzt: Die Installation kostet zwischen 3.000 und 5.000 Euro. Auch hier müssen Kosten und Nutzen im konkreten Einzelfall gegeneinander abgewägt werden.