Am vorletzten Sonntag, dem 8. Mai, verzeichnete die Europäische Strombörse in Leipzig Negativpreise für Strom am deutschen Spotmarkt. In der Spitze zahlten Kraftwerksbetreiber 24 Cent pro Kilowattstunde, um ihre Energie überhaupt ins Netz „entsorgen“ zu dürfen. Längst kein Einzelfall mehr: Laut einer Infografik von Spiegel Online verzeichnete die Statistik im vergangenen Jahr ganze 25 Tage mit negativen Börsenstrompreisen.
Fluch für Erzeuger, aber kein Segen für Verbraucher
An Wochenenden und Feiertagen fällt der Stromverbrauch aus Gewerbe und Industrie weitgehend flach. Weil die stetig steigenden Kapazitäten aus Wind, Sonne und Co. laut Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) im Netz Vorfahrt haben, viele veraltete Braunkohlemeiler jedoch nicht flexibel genug abgeregelt werden können, ensteht immer öfter ein Stromüberangebot. Die Folge: Negativpreise an den Großmärkten. Wer Strom zu diesen Stoßzeiten verkauft, muss den Abnehmern Geld zahlen – der Markt steht quasi kopf.
Der 8. Mai ist beispielhaft für einen neuen Trend, denn laut Statistik hat sich die Zahl der Tage mit negativen Börsenstrompreisen innerhalb der vergangenen fünf jahre mehr als vervierfacht. Panik hat sich deshalb noch nicht eingestellt. Negativpreise seien ein natürliches Phänomen kurzfristigen Handels und fester Bestandteil des freien Marktes, heißt es von Seiten der Europäischen Strombörse. Fakt ist: Unter den derzeitigen Bedingungen bringen solch punktuelle Preisstürze kaum einem Marktakteur Vorteile. Die Verbraucher profitieren nicht, weil sie ihren Strom nach festen Tarifen beziehen und bezahlen. Und die Gewinnmargen der ohnehin schon angeschlagenen Energieversorger stürzen mit den Negativpreisen noch weiter in den Keller.
Was muss sich in Zukunft also ändern? Ganz sicher müssen veraltete Kohlekraftwerke vom Netz, ebenso sicher brauchen wir praktikable Speichertechnologien, die angesichts weiterhin wachsender Ökotrommengen für Versorgungssicherheit und Netzstablilität sorgen. Beides ist nur eine Frage der Zeit. Was darüber hinaus aber immer dringlicher wird, sind neue Geschäftsmodelle der Energieversorger, denn inzwischen wird immer offensichtlicher: Die Energiewende verändert nicht nur die Erzeugung von Strom, sondern auch dessen Vermarktung.
Bild © Pixelio, Andreas Hermsdorf
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