Eine Million Elektroautos bis 2020 – so lautete die Vision der Bundesregierung zu Beginn der angepeilten Verkehrswende in Deutschland. Und „nur“ ein Jahr später ist die magische Zahl tatsächlich erreicht. Jedenfalls auf den ersten Blick, bei genauerem Hinsehen stellt sich ein erheblicher Teil unserer e-mobilen Flotte allerdings als Mogelpackung heraus.

Eine Frage der Definition
Anfang August taten die Bundesministerien für Verkehr, Wirtschaft und Umwelt in einer gemeinsamen Pressemitteilung kund: „Erstmals rollen eine Million Elektrofahrzeuge auf deutschen Straßen“. Das stimmt auch – zumindest wenn man den Begriff „Elektrofahrzeug“ großzügig auslegt. Für die Bundesregierung muss ein E-Auto nämlich nicht zwangsläufig mit Strom betrieben werden. Hybride, die zwar einen Elektroantrieb spazieren fahren, von ihren Besitzern aber überwiegend Sprit einverleibt bekommen, hübschen nicht nur die Stastistik auf, sie werden auch noch staatlich bezuschusst.
Der ACE, Deutschlands zweitgrößter (schnief) Autoclub, hat nachgerechnet und schreibt: „Lediglich 54 Prozent sind tatsächlich Fahrzeuge mit batterieelektrischem Antrieb. Auch Nutzfahrzeuge sind in diesem Anteil berücksichtigt.“ Das im Jahresbericht der Bundesregierung 2009/2010 festgeschriebene Ziel „Bis 2020 sollen über eine Million batteriebetriebene Autos auf deutschen Straßen fahren“, sei damit verfehlt. Der Korken bleibt also auf der Flasche.
Es gibt kein E in Hybrid
An dieser Stelle soll gar nicht unter den Tisch fallen, dass die Bundesregierung beim Anschub der Elektromobilität in den letzten Jahren vieles richtig gemacht hat: Die mehrfach erhöhte Kaufprämie inklusive Corona-Bonus hat – vor allem 2020/21 – eine echte Erfolgsstory geschrieben. Auch der flankierende Staatszuschuss für private Ladestationen ist ebenso sinnvoll wie großzügig. Aber: Die Förderung von Plug-in-Hybriden ist, kurz gesagt, ein Witz. Der schnellstmöglich beendet werden muss. Bis zu 6.750 Euro Prämie für ein Fahrzeug, das unter Umständen selten bis gar nicht klimafreundlich gefahren wird? Für ein Fahrzeug, dessen zwei Antriebe einen deutlich höheren Wartungsaufwand mit sich bringen? Für ein Fahrzeug, das durch Doppeltechnologie erst recht zum schweren Spritschlucker wird? Für ein Fahrzeug, das insbesondere Dienstwagenfahrer gern als E-Auto finanzieren, aber als Verbrenner nutzen? Bitte nicht mehr.
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