Auch der frommsten unter uns sündigen Seelen dürfte inzwischen klar sein: Das Sprichwort „Der Herrgott wird’s schon richten“ funktioniert beim Klimaschutz nicht so gut. Deshalb hat die himmlische Vertretung auf Erden in Person von Papst Franziskus den Hirtenstab mal wieder selbst in die Hand genommen und die Big Bosses der internationalen Energiewirtschaft zum Plausch in den Vatikan geladen.
Klimaschutz von (ganz) oben
Dass der Katholizismus Maßlosigkeit ächtet, ist an sich nichts Neues. Dass dies aber gefälligst auch im gehobenen Management milliardenschwerer Multis zu gelten hat, traut sich nicht jedes Kirchenoberhaupt unverblümt zu predigen. Papst Franziskus schon. Der aktuelle Pontifex kann den Turbo-Kapitalismus mindestens ebenso wenig leiden wie den Klimawandel – und er nennt diese Dinge klugerweise in einem Atemzug. So zum Beispiel im Jahr 2015, als die Öko-Enzyklika „Laudato si“ die ungehemmte Konsum- und Wachstumsbesessenheit zu Lasten von Mensch, Natur und Klima an den Pranger stellte. Oder auch ganz kurz und bündig im zwei Jahre zuvor veröffentlichten Lehrschreiben „Evangelii Gaudium“, in dem es hieß: „Diese Wirtschaft tötet.“ Für diesen und andere Sätze erntete Franziskus längst nicht nur Applaus, sondern aus der ein oder anderen eher weltlich orientierten Chefetage auch kräftigen Gegenwind.
Aber weil dieser Papst eben lieber auf Augenhöhe debattiert, als von der Kanzel herab, hat er kurzum Repräsentanten von rund 40 großen Energie- und Finanzunternehmen zum Dialog in den Vatikan geladen. Das für kommenden Samstag angesetzte Treffen ist Teil eines zweitägigen Kongresses unter dem Titel „Energiewandel und die Sorge für unser gemeinsames Haus“. Aus den Reihen der internationalen Energiewirtschaft werden unter anderem Vertreter von ExxonMobil, Shell und BP erwartet – aus Umweltschutz-Sicht also der Sündenpfuhl schlechthin. Trotzdem wird im Vorfeld durchaus mit Demut gerechnet. Denn das Treffen findet zu einer Zeit statt, in der sich zahlreiche institutionelle Investoren von klimaschädlichen Projekten der konventionellen Öl-, Gas- und Kohleindustrien abwenden, und in der insbesondere US-amerikanische Energiekonzerne nach der Trump’schen Aufkündigung des Pariser Klimaabkommens den Schulterschluss mit dem geistig noch gesunden Teil der Weltöffentlichkeit suchen.
Bild © Margot Kessler, Pixelio
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