Im August dieses Jahres hatten wir die Chance das Korpswerk II zu besichtigen. Ein interessantes Projekt, das kurz vor der Fertigstellung ist.
Wasserschloss
Im so genannten Wasserschloss werden die Abläufe so gesteuert, dass so wohl Strom erzeugt als auch
Energie gespeichert werden kann. Die Dimensionen dieses „Schlosses“ sind gigantisch: Untere Kammer mit einer Länge von 270 Metern, Steigschacht 193 Meter Länge und Längsneigung 49 Grad, obere Kammer mit 240 Metern.
Das zwischen Versalstollen II und Druckschacht eingebaute Wasserschloss Außertafamunt schützt die Triebwasserführung vor zu hoher Belastung, die durch Wasserschwingungen und Drückstöße bei den Regelvorgängen hervorgerufen werden können. Die Fertigstellung wurde mit Ungeduld erwartet, denn nur mit diesem Regelinstrument war es möglich, die ersten Versuche zu fahren. Damit man eine Vorstellung hat, welche Kräfte da zu bändigen sind: Das im horizontalen Druckstollen fließende Wasser hat eine Masse von 90.000 Tonnen. Es fließt vom Kopssee im Turbinenbetrieb mit 15 Kilometer pro Stunden in Richtung Karvernenkrafthaus. Beim Umstellen vom Turbinen- in Pumpbetrieb (und umgekehrt) muss diese Wassersäule binnen 20 Sekunden gestoppt und in die Gegenrichtung beschleunigt werden.
Hydraulischer Kurzschluss
Irgendwie passt die Begrifflichkeit nicht ganz, weil man mit einem Kurzschluss einen technischen Defekt beschreibt. Die Illwerkgruppe, die diese Technik zum Patent angemeldet haben, benutzen aber diesen Begriff, um damit festzulegen, dass zwei Energiearten gleichzeitig (kurzgeschlossen) benutzt werden, um Energie zu speichern.
Wie bereits erwähnt, ist bei dem neuen Kraftwerk Pumpe und Turbine getrennt. Nur so ist es möglich, dass beispielsweise 100 MW Leistung aus dem Netz genutzt werden kann, um Speicherenergie zu gewinnen. Beispiel: Aus dem Netz werden 100 MW Leistung eingespeist und vom Generator / Motor aufgenommen. Das System benötigt aber 150 MW. Also werden von der Turbine zusätzlich 50 MW bereitgestellt. An der Pumpe stehen daher 150 MW an. 100 MW werden an den Speicher Kops abgegeben. Das System kann also die Leistung nutzen, die angeboten wird.
Fazit
Der Besuch im Kopswerk II lohnt sich auf jeden Fall. Nicht nur die landschaftlich schöne Gegend lockt, sondern auch die intelligente Lösung von Energieproblemen ist interessant. Besucher können im Informationszentrum weitere Einzelheiten erfahren. Schüler- und Studentengruppen können nach Anmeldung auch einen Blick hinter die Kulisse werden.
- Illwerke vkw – Kommunikation, Anmeldung via »Internet
Noch eine Besonderheit, die positiv hervorzuheben ist: Während der über fünfjährigen Bauzeit musste nicht ein tödlicher Unfall beklagt werden.
Linktipps:
- Kopswerk II
- Weitere Informationen und Grafiken auf Wikipedia
- TU Graz Studie zum Thema Wasserkraft (PDF)
- Kopswerk II bei EnBw
Foto / Grafiken © Illwerk AG