Forscher der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich regen im Wissenschaftsmagazin Science einen teilweisen Paradigmenwechsel beim globalen Klimaschutz an. Und das Zauberwort lautet: Wald. Der Klimawandel könne durch nichts so effektiv bekämpft werden wie durch Aufforstung.

Mein Freund, der Baum
Die Idee ist nicht vollkommen neu: Bereits der Weltklimarat hat darauf hingewiesen, dass für das Erreichen des 1,5-Grad-Ziels nicht nur eine schnelle Abkehr von fossilen Energien notwendig sei, sondern auch die Aufforstung von rund einer Milliarde Hektar Waldfläche bis zum Jahr 2050. Machbar, schreiben die Züricher Forscher. Die Erde könne ein Drittel mehr Wälder vertragen, ohne dass Städte oder Agrarflächen beeinträchtigt würden. Eine Aufforstung in diesem Umfang habe zudem das Potenzial, zwei Drittel der bislang von Menschen verursachten CO2-Emissionen zu binden.
Derzeit, so die vorliegende Studie, seien weltweit rund 5,5 Milliarden Hektar von Wald bedeckt. Bis zu 1,8 Milliarden zusätzliche Hektar halten die Wissenschaftler für möglich. Geeignete Flächen seien vor allem ehemals intakte, inzwischen aber zerstörte Ökosysteme, wie man sie besonders in Russland finde. Auch die USA, Kanada, Australien, Brasilien und China würden entsprechende Landstriche bieten. Zusammen könnten die neuen Wälder mehr als 200 Milliarden Tonnen CO2 speichern. Berechnungen zufolge sind seit der Industrialisierung etwa 300 Milliarden Tonnen durch den Menschen in die Atmosphäre gelangt.
Drei Dinge sind dabei wichtig: Erstens, so die Forscher, müsse schnell gehandelt werden, denn die Aufforstung dauere Jahrzehnte, und die geeignete Fläche schrumpfe durch den fortschreitenden Klimawandel Jahr für Jahr dahin. Zweitens sei es fast noch wichtiger, die stetige Entwaldung, speziell in Teilen Südamerikas und Asiens, zu stoppen. Und drittens könne der Wald trotz all seines Potenzials nur eine von vielen Maßnahmen für den Klimaschutz sein. Eine rasche Dekarbonisierung der globalen Wirtschaft bleibe unabdingbar.
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