Der seit 2011 andauernde Bürgerkrieg in Syrien hat durch die Zerstörung der Infrastruktur in weiten Teilen des Landes auch die Energieversorgung vielerorts lahmgelegt. Große Abschnitte des Stromnetzes wurden zerstört, gleichzeitig ist die Abhängigkeit von Dieselgeneratoren zur Deckung des Strombedarf in wichtigen öffentlichen Einrichtungen dramatisch gestiegen. Insbesondere syrische Krankenhäuser und mobile Krankenstationen, die dringend Elektrizität benötigen, um die Bevölkerung medizinisch versorgen zu können, befinden sich in einer prekären Lage. Die Situation soll künftig durch den Einsatz von Solarenergie entschärft werden.
Zwischen Klimaschutz und Krisenhilfe
In den Krankenhäusern Syriens führen Stromausfälle durch unsichere Dieselgeneratoren immer wieder zu lebensbedrohlichen Situationen. Die humanitäre Organisation Union of Medical Care and Relief Organizations (UOSSM) hat deshalb geeignete Alternativen recherchiert und bewertet. Sie kam zu dem Ergebnis, dass die Solarenergie die praktischste und stabilste Lösung für eine möglichst störungsarme Stromversorgung in Krisengebieten ist, und plante entsprechende Projekte.
Ein erstes Pilotvorhaben wurde nun im Bab Al Hawa Krankenhaus umgesetzt, der größten und am meisten ausgelasteten medizinischen Einrichtung Nord-Syriens. Das Krankenhaus behandelt pro Monat etwa 3.500 Patienten. Zu den Abteilungen im Bab Al Hawa gehören eine Intensivstation, sechs Operationssäle, zwei Behandlungsräume, eine Blutbank und ein CT-Scanner – allesamt Einrichtungen, die auf eine kontinuierliche Stromversorgung angewiesen sind.
Realisiert wurde die syrische Pilot-PV-Anlage vom Ulmer Photovoltaik-Unternehmen SOLAR23, welches über weitreichende Erfahrungen mit Solarprojekten in Afrika verfügt und bereits in der Vergangenheit Vorhaben von Nichtregierungsorganisationen umgesetzt hat. Nach einem Jahr Planungsvorlauf wurde die Anlage innerhalb von 100 Tagen aufgebaut und in Betrieb genommen. Sie umfasst 480 Solarpanels mit einer Kapazität von 127 kWp sowie 288 Batterien, die in der Lage sind, 720 kWh Strom zu speichern. Mit diesem Projekt soll das Krankenhaus mehr als 7.000 Liter Diesel pro Monat einsparen können und damit 20 bis 30 Prozent seines monatlichen Ressourceneinsatzes zur Stromversorgung. Das PV-System kann bei Dieselausfällen zudem den Betrieb von Intensivstation, Notdiensten und Betriebsräumen vollständig aufrechterhalten.
„Wir glauben, dass diese Art von Projekten Hoffnung bringt. Solarenergie ist eine demokratisierende Kraft, die die Fähigkeit hat, Institutionen und Gemeinschaften auf sehr positive Weise zu beeinflussen. Syrien ist eine der geeignetsten Regionen weltweit, um die Solarenergie zu nutzen. Ziel ist es nun, das Solarprojekt auf mindestens fünf weitere kritische Krankenhäuser zu erweitern. Unser Traum ist es, jede medizinische Einrichtung in Syrien mit sauberer, nachhaltiger Solarenergie zu betreiben“, sagt Tarek Makdissi, Projektleiter der UOSSM Syria Solar Initiative.
Bild © Verena Berk, Pixelio
Quelle: BSW-Solar
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