Noch bevor sie Otto Normalverbraucher in der Masse überhaupt erreicht haben, machen die vermeintlich intelligenten Stromzähler des digitalen Zeitalters fast pausenlos Negativschlagzeilen: zu teuer, zu zwangsverordnet, zu wenig nutzenbringend, dazu Planungschaos beim Rollout und jede Menge Bedenken, was den Datenschutz angeht. Jetzt die nächste Halbkatastrophe: Laut Untersuchungen der niederländischen Universität Twente messen Smart Meter nicht selten ungenau.
Forscher ermitteln ungenaue Messergebnisse intelligenter Stromzähler
Die Wissenschaftler aus Enschede hatten stichprobenartig neun handelsübliche Smart Meter der Baujahre 2004 bis 2014 untersucht, die allesamt den gesetzlichen Vorgaben an die Technologie entsprechen und zum Teil auch in Deutschland zum Einsatz kommen. Das Ergebnis erstaunt: Fünf der neun Geräte maßen einen annähernd sechsmal zu hohen Stromverbrauch. Zwei weitere Modelle lagen um rund 30 Prozent unter dem tatsächlichen Verbrauch.
Das Problem ist relativ einfach umrissen – und gerade deshalb besonders kurios: Die Geräte (die uns ja eigentlich den Weg in die Zukunft weisen sollen) sind ganz einfach nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Weil unsere Haushalte inzwischen vollgestopft sind mit stromsparenden Elektrogeräten, liefern die beanstandeten Smart Meter ungenaue Messergebnisse. Moderne Energiesparer folgen bei der Stromaufnahme nämlich nicht mehr der bislang üblichen Wellenbewegung, sondern einem abrupteren Muster. Darauf, so die Forscher, sei die Messtechnik vieler digitaler Stromzähler nur unzureichend ausgelegt.
Während Verbraucherschützer und Netzbetreiber in den Niederlanden bereits eine flächendeckende Überprüfung der Zähler angeregt haben, übt man sich bei der Bundesnetzagentur in Deutschland noch in vornehmer Zurückhaltung. Kein Wunder, denn erstens sind hierzulande bereits rund sechs Millionen Smart Meter installiert und zweitens würde ein weiteres Skandälchen die Akzeptanz für die Technik in der Bevölkerung (die immerhin dafür bezahlen darf) wohl endgültig untergraben.
Bild © Pixelio, Cisco Ripac
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