Spätestens mit der Beschleunigung der Energiewende hat sich auf dem deutschen Agrarsektor ein neues Berufsbild etabliert: Der Landwirt ist immer öfter auch (und manchmal sogar vor allem) Energiewirt. Auf Freiflächen wird Windenergie produziert, Ställe und Scheunen sind mit Photovoltaikanlagen bestückt, und Gülle sowie andere Reststoffe werden in Biogasanlagen verwertet. Vor diesem Hintergrund hat die Energieagentur Rheinland-Pfalz ein aktuelles Bild der hiesigen Land-/Energiewirtschaft skizziert.

Erneuerbare Energien im Agrarsektor
Der deutsche Agrarsektor zählt rund 270.000 landwirtschaftliche Betriebe – nur knapp die Hälfte davon könne heute noch ausschließlich vom Kerngeschäft leben, so die Energieagentur. Auch deshalb sei der Landwirt in den letzten zwei Jahrzehnten zunehmend zum Energiewirt geworden. Strom und Wärme aus eigener Produktion werden entweder für den Bedarf des Hofes genutzt oder gegen EEG-Einspeisevergütung an die öffentlichen Netze abgegeben. Nach dem Inkrafttreten des EEG im Jahr 2000 wurden erneuerbare Energien für Landwirte durch die festen und planbaren Einspeiseerlöse besonders attraktiv. Zwischen 2009 und 2012, so die Statistik, investierten deutsche Landwirte rund 18 Milliarden Euro in Anlagen zur regenerativen Energieerzeugung, vor allem in Biogas- und Photovoltaikanlagen.
Weil die Vergütungssätze in den letzten Jahren jedoch sukzessive gesunken sind, treten inzwischen Geschäftsmodelle und Vermarktungsstrategien abseits der klassischen Einspeisevergütung in den Vordergrund. Neben dem aufgrund gesunkener Anlagenkosten und hoher Energiepreise lukrativen Eigenverbrauch spielt die Direktvermarktung an Abnehmer in räumlicher Nähe eine zunehmende Rolle. Auf diese Weise lassen sich sowohl Neuanlagen als auch solche, deren Einspeiseerlöse nach Ablauf der gesetzlichen Frist sinken bzw. erlöschen, weiterhin wirtschaftlich betreiben.
Im Jahr 2017 produzierte der deutsche Agrarsektor 10,5 Prozent der bundesweit installierten Leistung an regenerativen Energien und damit sogar etwas mehr als die klassischen Energieversorger ohne die großen vier Konzerne. Bei der Photovoltaik lag der Anteil der Landwirte mit 16 Prozent der bundesweit installierten Leistung sogar noch höher.
Bild © Thomas Beckert, Pixelio
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