von Björn Katz
Eine Solaranlage auf dem Balkon anbringen, einfach an die haushaltsübliche Steckdose anschließen und dadurch einen Teil des Strombedarfs klimaneutral und kostenfrei decken - das ist mit einem sogenannten Balkonkraftwerk möglich.
Mit Balkonkraftwerken - im Handel auch als Stecker-Solargeräte bezeichnet - können sowohl Wohnungseigentümer als auch Mieter selbst erzeugten Sonnenstrom nutzen, sich ein Stück weit unabhängig von hohen Energiepreisen machen und einen persönlichen Beitrag zum Klimachutz leisten. Und all das ohne größere Investitionen, denn im Vergleich zu vollumfänglichen Auf-Dach-Photovoltaikanlagen sind Balkonkraftwerke für fast jeden Geldbeutel erschwinglich.
Die Bundesnetzagentur, bei der die Geräte registriert werden, berichtet von einem anhaltenden Boom. Wurden 2022 gut 65.000 neue Balkonkraftwerke in Deutschland angemeldet, waren es 2023 bereits knapp 280.000. Mitte 2024 ist die Gesamtzahl der installierten Stecker-Solargeräte auf über eine halbe Million gestiegen.
Stecker-Solargeräte lassen sich auf Balkonen, Garagendächern oder Terrassen montieren oder auch ohne feste Installation einfach aufstellen. Die gewonnene Energie kann man direkt im Haushalt nutzen und so die eigene Stromrechnung senken. Von großen Auf-Dach-Photovoltaikanlagen unterscheiden sich die Geräte in doppelter Hinsicht: Sie sind nicht nur deutlich kleiner und leistungsärmer, sondern auch so konzipiert, dass sie von Laien installiert werden können. Im Gegensatz zu PV-Anlagen für Hausdächer sind sie außerdem nur für den Eigenverbrauch gedacht, nicht für die Netzeinspeisung. Eine wichtige Gemeinsamkeit mit großen PV-Anlagen besteht jedoch: Die Geräte sind langlebig und können häufig mindestens 20 Jahre genutzt werden.
Im Handel erhältliche Systeme bestehen in der Regel aus ein oder zwei Solarmodulen und einem sogenannten Wechselrichter. Passende Befestigungssysteme zur Anbringung sowie alle benötigten Kabel sind in einsteigerfreundlichen Komplettsets üblicherweise enthalten. Nach der Montage werden Module und Wechselrichter verbunden und über eine (Außen-)Steckdose ans Stromnetz des Haushalts gekoppelt. Fortan nutzen alle betriebenen Elektrogeräte vorrangig den Solarstrom vom Balkon.
Prinzipiell lässt sich sagen: Stecker-Solargeräte lohnen sich fast immer - je nach Standort, Ausrichtung und Nutzungsverhalten schwankt lediglich die Dauer, bis sich die Anschaffung bezahlt macht. Experten gehen davon aus, dass ein Musterhaushalt mit einem Balkonkraftwerk zwischen 10 und 20 Prozent des Strombedarfs selbst decken kann.
Ein Steckersolargerät mit einem Modul und 300 Watt Leistung, das verschattungsfrei an einem Südbalkon montiert ist, liefert jährlich zwischen 200 und 300 Kilowattstunden Strom. Bereits diese Strommenge reicht aus für den Betrieb von Kühlschrank und Waschmaschine. Ein 600-Watt-starkes System mit zwei Modulen liefert dementsprechend die doppelte Leistung: 400 bis 600 Kilowattstunden pro Jahr. Bei einem durchschnittlichen Haushaltsstrompreis von 35 Cent pro Kilowattstunde lässt sich die jährliche Stromrechnung mit dem selbst erzeugten Solarstrom um 140 bis 210 Euro senken.
Angeboten werden Steckersolaranlagen inzwischen nicht mehr nur im Fachhandel oder von Installationsbetrieben - längst sind große Onlinehändler, Elektronik- und Baumärkte und sogar Discounter ins lukrative Geschäft eingestiegen.
Kleine Geräte mit geringer Ausstattung sind bereits ab etwa 300 Euro erhältlich, für fair kalkulierte Komplettpakete sollte man etwa 600 bis 700 Euro einrechnen, hochpreisige Systeme mit mehreren Modulen und höherer Leistung können aber auch jenseits der 1.000 Euro liegen.
Sind Gerätegröße und Stromertrag gut auf den Bedarf im Haushalt abgestimmt, kann sich die Anschaffung anhand der Stromkostenersparnis bereits nach zwei, spätestens drei Jahren amortisieren.
Viele Städte, Gemeinden und auch einige Bundesländer bezuschussen die Anschaffung von Balkonkraftwerken. Die Fördersummen belaufen sich mitunter auf mehrere Hundert Euro. Auch bundesweit wird die Verbreitung von PV-Anlagen - zumindest indirekt - gefördert: Seit Januar 2023 fällt sowohl beim Kauf von Balkonkraftwerken als auch auf größere Solaranlagen keine Mehrwertsteuer mehr an.
(Stand: 2024)
Mittels eines Gesetzespakets (Solarpaket I) vereinfacht die Bundesregierung die Rahmenbedingungen für den Betrieb von Balkonkraftwerken wesentlich. Unter anderem sollen ein vereinfachtes Meldeprozedere, erhöhte Leistungsgrenzen und die übergangsweise Erlaubnis rücklaufender Zähler die zügige Verbreitung von Stecker-Solargeräten anschieben.
Die maximale Leistung, über die selbst installierbare Stecker-Solargeräte verfügen dürfen, wird von bisher 600 auf 800 Watt angehoben. Geht eine Anlage über diese Leistung hinaus, muss ein Elektriker hinzugezogen werden.
Balkonkraftwerke dürfen nach Inkrafttreten des Solarpakets auch mit herkömmlichen Schuko-Steckdosen betrieben werden. Weiterhin gilt: An eine Steckdose sollte stets nur ein einziges Solargerät bzw. ein Wechselrichter angeschlossen werden. Die Kopplung mehrerer Geräte über eine Mehrfachsteckdose wäre gefährlich.
Übergangsweise (das heißt, bis alle Haushalte in Deutschland flächendeckend mit digitalen Zählern ausgestattet sind) sind auch alte rückwärts laufende Stromzähler zulässig. Wenn also das Balkonkraftwerk einspeist, ohne dass der Ertrag direkt verbraucht wird, würde das die Stromrechnung entsprechend senken. In der Praxis kommt es jedoch nur in Ausnahmefällen dazu, weil die eingespeiste Strommenge zu gering ist und bereits von Dauerverbrauchern wie Kühlschrank, Router etc. geschluckt wird.
Für die Installation eines Balkonkraftwerks müssen Mieter keine Genehmigung des Eigentümers mehr einholen, sofern keine grundlegenden baulichen Veränderungen vorgenommen werden. Dennoch ist es stets ratsam, den Vermieter in das Vorhaben einzubeziehen und die Investition gegebenenfalls sogar gemeinsam zu planen.
Bislang mussten Balkonkraftwerke sowohl im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur eingetragen als auch dem örtlichen Netzbetreiber gemeldet werden. Künftig reicht bei Anlagen bis 800 Watt Leistung eine vereinfachte Anmeldung bei der Bundesnetzagentur.
Sofern alle technischen und statischen Voraussetzungen für die Installation gegeben sind, dürfen Balkonkraftwerke im Gegensatz zu größeren Photovoltaikanlagen selbst montiert und angeschlossen werden. Die folgenden Schritte gewährleisten eine sichere und erfolgreiche Inbetriebnahme.
Schritt 1: Formalitäten und Rechtliches
Bis zum Inkrafttreten des Solarpakets 2024 ist sowohl die Meldung beim Netzbetreiber als auch bei der Bundesnetzagentur verpflichtend, anschließend nur noch letzteres. Auch eine Erlaubnis seitens des Eigentümers wird dann für Mieter keine unbedingte rechtliche Voraussetzung mehr sein, jedoch ist ein konstruktiver Austausch mit dem Vermieter in jedem Fall empfehlenswert.
Schritt 2: Standort und Ausrichtung
Ideal für die maximale Stromausbeute ist eine Ausrichtung des Balkonkraftwerks nach Süden mit einem Neigungswinkel von 30 bis 40 Grad. Außerdem sollte der Standort verschattungsfrei sein. Auch Ausrichtungen nach Osten oder Westen funktionieren - sie liefern dann aber eher punktuell vor- bzw. nachmittags Energie.
Der Name Balkonkraftwerk deutet es an: Die Anlagen eignen sich insbesondere für die Montage am Balkongeländer. Ob dieses die statischen Voraussetzungen für das Gewicht von einem oder mehreren Modulen erfüllt, sollte im Zweifelsfall vom Experten geklärt werden. Alternativ können Stecker-Solargeräte auch auf dem Balkon stehen, ebenso auf Terrassen, Gartenhütten, Garagen oder Carports. Für die Montage am Balkongeländer ist ein passendes Befestigungssystem notwendig, außerdem sollte in der Nähe des Aufstellorts eine Steckdose vorhanden sein.
Schritt 3: Montage und Anschluss
Die Montage stehender PV-Module erfolgt denkbar einfach über eine sogenannte Aufständerung. Für das Anbringen am Balkongeländer gibt es passende Profile, die von hinten an die Solarmodule geschraubt werden. Simple Kabelbinder oder Metallschlingen sind für eine sichere Montage ungeeignet.
Solarmodule erzeugen Gleichstrom - damit dieser in den im Hausnetz gebräuchlichen Wechselstrom umgewandelt wird, benötigt man einen Wechselrichter, der in der Nähe der Module platziert werden muss. Vorsicht: Viele, aber nicht alle Modelle sind regensicher, daher ist manchmal ein wettergeschützter Standort für den Wechselrichter von Nöten.
Sind PV-Modul und Wechselrichter platziert, müssen sie nur noch untereinander verkabelt und der Wechselrichter an die Steckdose angeschlossen werden. Handelsübliche Komplettsets enthalten üblicherweise alle dazu notwendigen Kabel. Übrigens: Um zu messen, wie viel Energie das Balkonkraftwerk liefert, kann ein einfaches Strommessgerät zwischengeschaltet werden.
Selbst erzeugten Solarstrom auch dann verbrauchen können, wenn die Sonne gerade nicht scheint - dieses Problem lösen Betreiber größerer PV-Anlagen mit einem Stromspeicher, der die Energie für die spätere Nutzung vorhält. Einige Hersteller bieten inzwischen auch Speicherlösungen speziell für Balkonkraftwerke mit geringerer Leistung.
Die Funktionsweise der am Markt erhältlichen Batteriespeicher für Balkonkraftwerke ähnelt sich größtenteils: Eine App zeigt den Stromfluss an und ermöglicht es, die Energie zu steuern. Manche Speichersysteme werden außerdem mit smarten Steckdosen kombiniert, die eine bedarfsgerechte Einspeisung ermöglichen.
Ob sich die Investition in einen Speicher lohnt, hängt vom konkreten Verbrauchsverhalten ab. Wird beispielsweise viel Strom tagsüber während der Erzeugung verbraucht, macht der Speicher weniger Sinn. Verlagert sich der Verbrauch hingegen mehrheitlich in die Abendstunden, unter Umständen schon. Die kleinen Batteriespeicher werden derzeit ab Preisen von rund 800 Euro angeboten, womit sich die Gesamtkosten für ein Balkonkraftwerk schnell verdoppeln.
Die Bundesnetzagentur hat während des Hochlaufs von Stecker-Solargeräten im Sommer 2023 verschiedene im Handel erhältliche Wechselrichter für die Systeme geprüft und dabei zahlreiche Mängel festgestellt. So fielen der Behörde unter anderem Solarwechselrichter auf, die weder ein CE-Kennzeichen trugen, noch eine deutsche Bedienungsanleitung oder Händleradresse enthielten. Um beim Kauf von Solartechnik - auch im kleinen Rahmen - auf Nummer sicher zu gehen, sollten Sie Folgendes berücksichtigen: