von Björn Katz
Intelligente Stromzähler, sogenannte Smart Meter, werden in immer mehr Haushalten in Deutschland installiert. Die neuen Zähler sind nicht nur digital, sondern auch vernetzt - sie können Verbrauchsdaten senden und Signale von außen empfangen. Das ist wichtig, um die zunehmend auf erneuerbaren Energien basierende Stromerzeugung mit dem Verbrauch in Haushalten abzustimmen. Zudem haben Stromkunden mit Smart Meter die Möglichkeit, von speziellen dynamischen Tarifen zu profitieren.
Bestimmte Haushalte sind bereits mittelfristig verpflichtet, einen Smart Meter einbauen zu lassen, für andere bleibt der Umstieg auch langfristig optional. Ob bzw. wann Sie einen Smart Meter benötigen, welche Vor- und Nachteile und insbesondere welche Kosten der Einbau mit sich bringt, erfahren Sie im Folgenden. Wir haben alle wichtigen Informationen zum Thema speziell für Verbraucher zusammengestellt und beantworten unter anderem diese Fragen:
Gegenwärtig verfügen Haushalte in Deutschland über drei verschiedene Typen von Stromzählern. In vielen Häusern und Wohnungen sind nach wie vor die altbekannten schwarzen Stromzähler mit Drehscheibe, sogenannte Ferraris-Zähler, verbaut. Diese werden nach und nach durch moderne Messeinrichtungen ersetzt. Im Unterschied zu den analogen Drehstromzählern erfassen diese digitalen Geräte nicht nur den Gesamtverbrauch, sondern auch die Nutzungszeit. Wird solch eine moderne Messeinrichtung zusätzlich mit einem Kommunikationsmodul ausgestattet, so dass sie Daten senden und empfangen kann, dann wird sie zum intelligenten Zähler, also zum Smart Meter.
Smart Meter sammeln Stromverbrauchsdaten nahezu in Echtzeit. Die Daten können über das Kommunikationsmodul, ein sogenanntes Smart-Meter-Gateway, abgefragt und übermittelt werden. Das hat positive Effekte auf beiden Seiten: Nutzer erhalten einen detaillierten Einblick in ihren Stromverbrauch und können diesen gegebenenfalls anpassen und optimieren, insbesondere in Verbindung mit dynamischen Stromtarifen. Energieversorger und Netzbetreiber erhalten Echtzeitdaten, die nicht nur Verbrauchs- und Kostenabrechnungen vereinfachen, sondern auch dazu beitragen, die Stromnetze in Zeiten schwankender Einspeisung aus erneuerbaren Energien zu stabilisieren.
Die Digitalisierung der Stromzähler erfolgt in allen Haushalten Deutschlands. Allerdings wird nicht jede Messstelle auf einen Smart Meter umgerüstet, zumindest nicht verpflichtend. Ein Großteil der Haushalte wird mit modernen Messeinrichtungen ausgestattet, also mit digitalen Zählern ohne Gateway. Für die folgenden drei Haushaltsgruppen besteht hingegen eine Smart-Meter-Pflicht, sie erhalten bis spätestens 2032 einen intelligenten Stromzähler:
Ob und wann Sie einen Smart Meter erhalten, entscheidet Ihr örtlicher Messstellenbetreiber, in der Regel ist das auch der lokale Netzbetreiber. Ablehnen können Sie den Einbau nicht. Selbst wenn Sie nicht unter die drei genannten Haushaltsgruppen fallen, kann der Messstellenbetreiber eine begründete Umrüstung vorgeben. Einen freiwilligen oder vorgezogenen Einbau können Sie - zu höheren Kosten - zwar beantragen, aber auch in diesem Fall liegt die Entscheidung beim zuständigen Unternehmen. Auch auf den Zeitplan haben Sie als Verbraucher keinen Einfluss, in jedem Fall wird die Umrüstung aller relevanten Haushalte noch Jahre andauern.
Der Gesetzgeber hat Obergrenzen für die jährlichen Betriebskosten festgelegt, die Haushalten für moderne Messeinrichtungen oder Smart Meter berechnet werden dürfen. Teurer wird es nur beim freiwilligen, nicht verpflichtenden Einbau auf Wunsch.
Installiert Ihr zuständiger Messstellenbetreiber bei Ihnen einen digitalen, nicht vernetzten Stromzähler, dann werden dafür - unabhängig von Ihrem Stromverbrauch - maximal 20 Euro pro Jahr berechnet. Die jährlichen Betriebskosten für Smart Meter sind hingegen je nach Verbrauch bzw. Haushaltstyp gestaffelt:
Beantragen Sie den Einbau eines intelligenten Stromzählers ohne Verpflichtung, und kommt der Messstellenbetreiber Ihrem Wunsch nach, werden für die Installation zusätzlich und einmalig 30 Euro fällig.
Deutlich höhere Extrakosten entstehen, wenn für die Installation der Zählerschrank umgebaut werden muss. In diesem Fall können auf Eigentümer Zusatzbelastungen von mehreren Tausend Euro zukommen. Laut Schätzungen ist dies bei etwa einem Viertel der Haushalte in Deutschland gegeben, vor allem Altbauten sind betroffen.
Zunächst einmal soll das Smart Metering unser Stromversorgungssystem insgesamt optimieren und modernisieren. Warum ist das nötig? Die stetig wachsenden, aber wetterbedingt schwankenden Anteile erneuerbarer Energien im Strommix Deutschlands stellen neue Herausforderungen an das Stromnetz. Weil Wind, Sonne und Co. keine konstanten Strommengen liefern, müssen Verbrauch und Erzeugung möglichst optimal aufeinander abgestimmt werden. Und hier kommen die vernetzten Smart Meter als Schnittstelle zwischen Versorger, Netzbetreiber und Verbraucher ins Spiel.
Von der Digitalisierung der Stromzähler soll aber nicht nur das große Ganze profitieren, sondern auch ganz konkret die Haushalte. Schon eine moderne Messeinrichtung, also ein digitaler Stromzähler ohne Gateway, erfasst den Stromverbrauch im Zeitverlauf. Das bietet Verbrauchern zusätzliche Informationen und soll zum Sparen motivieren.
Bei einem Smart Meter ermöglicht die Vernetzung außerdem eine Ablesung aus der Ferne. Das beschleunigt und vereinfacht nicht nur die Prozesse, sondern macht auch häufigere, exakte Abrechnungen möglich. So haben Haushalte mit Smart Meter ein Anrecht auf monatliche Abrechnungsinformationen.
In der Theorie führt der durch Smart Meter in Echtzeit erfasste Stromverbrauch zu mehr Transparenz und Kostenkontrolle, kann helfen, Stromfresser im Haushalt zu identifizieren, den Verbrauch insgesamt zu reduzieren und Ablese- sowie Abrechnungsprozesse zu optimieren.
In der Praxis werden Smart Meter jedoch längst nicht flächendeckend zum Einsatz kommen. Wirklich sinnvoll sind die vernetzten Zähler ohnehin nur für Haushalte mit erhöhtem Verbrauch, beispielsweise durch die Nutzung von Wärmepumpen oder Wallboxen für E-Autos. Weil solche Geräte nicht nur den Strombedarf steigern, sondern auch eine Verlagerung des Verbrauchs ermöglichen, haben Haushalte mit Smart Meter ein Anrecht auf dynamische Stromtarife.
Diese Tarifmodelle sind an die tagesaktuellen Börsenstrompreise gekoppelt. Nutzer erhalten jeweils am Vortag Preisinformationen, können ihren Stromverbrauch entsprechend anpassen und möglichst in Phasen niedriger Preise verlagern. Dadurch lässt sich effektiv sparen. Damit der Verbrauch exakt erfasst und abgerechnet werden kann, braucht es Smart Meter.
Ein digitaler Stromzähler ohne Kommunikationsmodul sendet und empfängt keine Daten. Diese verbleiben in der Messeinrichtung und müssen, wie bei analogen Zählern, weiterhin abgelesen werden.
Anders ist dies bei intelligenten Stromzählern mit Gateway: Hier erhalten Versorger und Netzbetreiber täglich die exakten Verbrauchswerte, aufgeschlüsselt in 15-minütige Intervalle. Es ist gesetzlich vorgegeben, dass nur diejenigen Daten weitergeleitet werden dürfen, die zur Vertrags- bzw. Pflichterfüllung notwendig sind. Beispielsweise macht es einen Unterschied, ob man nur den Smart Meter an sich nutzt oder ihn mit einem dynamischen Stromtarif koppelt. In letzterem Fall benötigt der Versorger zusätzliche Daten.
Wie bei jedem Gerät, das Daten sendet und empfängt, ist auch ein Smart Meter grundsätzlich angreifbar. Aus den erfassten Messwerten könnten beispielsweise Erkenntnisse über Alltag und Gewohnheiten der jeweiligen Nutzer gewonnen und zu unerwünschten oder sogar kriminellen Zwecken missbraucht werden.
Deshalb stellt der Gesetzgeber hohe Anforderungen an die Sicherheit der Technik. Messstellenbetreiber müssen ihre Hard- und Software vor Markteintritt vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zertifizieren lassen.