Der Wunsch ein Elektroauto zu fahren, war schon länger da. Als Physiker bin ich eher ein „Fan“ der regenerativen Energien und nicht der Atomenergie oder der fossilen Brennstoffe. Zudem betreibe seit über 10 Jahren einen Solaranlage und setze mich genauso lange für Ökostrom und den Klimawandel ein. Für die Aktion „Klimaschutz, ich mache mit“ habe ich sogar schon mal einen Preis gewonnen. Und last but not least bin betreibe ich das Portal StromAuskunft.de und kenne mich daher ganz gut mit dem Thema Energie aus.
Auf der anderen Seite hatte ich meine Zweifel. Bewährt sich ein Elektroauto im Alltag als Firmenfahrzeug? Wie funktioniert das mit der Reichweite? Kann ich mit dem E-Auto auch problemlos in den Urlaub fahren? Und wie läuft das mit dem Aufladen des Akkus unterwegs? Zudem war ich in Bezug auf Leistung, Reichweite, Größe, Platzangebot und Komfort recht verwöhnt mit meinem bisherigen Fahrzeug, einem Audi A6 Kombi, 6 Zylinder und rund 200 Diesel PS.
Über das Fahrvergnügen ist schon viel geschrieben worden und viele kennen die unglaubliche Beschleunigung des Elektroantriebes. Insofern halte ich mich hier kurz. Ich vergebe für das Fahrvergnügen im Model 3 Performance eine glatte eins. Die Beschleunigung ist fast mit dem Wert von 0-100 km/h in 3,3 Sekunden phänomenal. Es gibt nur wenige Verbrenner, die solche Werte überhaupt erreichen. Und diese liegen dann preislich alle jenseits der 100.000 Euro. Die Spitzengeschwindigkeit ist mit 261 km/h angegeben. Bis 250 habe ich es ausprobiert. Das scheint also zu stimmen. Dank 510 PS und einem maximalen Drehmoment von 660 Nm fährt sich das Model 3 Performance wie ein Sportwagen und macht daher dementsprechend sehr viel Spaß.
Zum Zeitpunkt der Anschaffung (Februar 2022) lag der Preis für das Model 3 Performance nach Abzug der Förderung bei rund 40.000 Euro ohne MwSt. Da ich den Tesla als Firmenfahrzeug mit privater Nutzung angeschafft habe und der Bruttolistenpreis unter 60.000 Euro lag, muss ich diesen nur mit 0,25 % versteuern. Die KFZ-Steuer entfällt, die Versicherung kostet mich rund 400 Euro. Diese kann ich mir aber durch die THQ-Quote quasi komplett wiederholen.
Beim Verbrauch liege ich derzeit bei knapp 20 Kilowattstunden pro 100 km. Das ist etwas mehr als von Tesla angegeben. Aber ich fahre das Auto zumeist auch sportlich. Laden kann ich zu Hause, was ein wirklicher Vorteil ist. Mit derzeit 27 Cent pro kWh (Stromtarife für Elektroautos) kann ich zudem noch sehr günstig laden. Unterwegs habe ich, bis auf zwei Ausnahmen, ausschließlich über die Tesla eigenen Supercharger geladen. Hier werden aktuell 55 Cent pro kWh berechnet. Für 100 Kilometer habe ich damit im Schnitt 6,34 Euro ausgegeben. Das ist ziemlich exakt die Hälfte der Kosten, die ich für meinen A6 Diesel auf 100 km ausgeben würde.
Verbrauch | 2302 kWh |
Ladekosten | 750 Euro |
davon 80% zu Hause | 18141 kWh |
Ladkosten zu Hause, 27 Cent pro kWh | 497 Euro |
davon 20% an Superchargern | 460 kWh |
Ladekosten unterwegs, 55 Cent pro KWh | 253 Euro |
Ladekosten pro 100 km | 6,34 Euro |
Der Tesla Autopilot funktioniert im Großen und Ganzen gut, allerdings ist es bis zum autonomen Fahren gefühlt noch eine lange Reise. Ich nutze den Autopiloten bislang überwiegend auf längeren Strecken auf der Autobahn sowie manchmal auch auf den Bundesstraßen und Landstraßen. Vor allem sind Verbesserungen im Bereich der Schildererkennung (Autobahn, Ortschilder, etc.) erforderlich.
Nach anfänglichen Bedenken habe ich mich mittlerweile daran gewöhnt, die Kontrolle dem Computer zu überlassen. Die Assistenzsysteme sind gut und auch die Möglichkeit, diese individuell einzustellen, überzeugen durchaus. Ich nutze aktuell nur den „normalen“ Autopiloten und nicht den Enhanced Autopilot oder die Software für den vollen Autopiloten.
Trotz der bisherigen Einschränkungen ist das Fahren, insbesondere auf Autobahnen, mit dem Autopiloten deutlich entspannter. Insgesamt gebe ich hier aber bisher nur eine drei, da vor allem die Schildererkennung noch nicht gut funktioniert.
Meine größte Sorge vor dem Wechsel zu einem Elektroauto war das Thema Reichweite. Kann ich damit sorglos Geschäftstermine wahrnehmen oder auch Urlaubsfahrten durchführen? Diese Sorge war unnötig. Ich war mit dem Tesla in Paris, in Südtirol, am Gardasee, in Amsterdam, in Köln und auf Norderney. Bei Fahrten unter 300 bis 400 km hat man je nach Fahrweise und äußeren Bedingungen sowieso keine Reichweitenprobleme. Bei den längeren Fahrten überzeugt dann vor allem die automatische Planung der Route mit den Ladestops an den Superchargern über das Navigationssystem.
Beispiel Gardasee. Von Münster bis Malcesine sind es rund 1000 km. Vor Abfahrt habe ich die Batterie zu 95% aufgeladen und in das Navigationssystem den Zielort eingeben. Die Route wurde mit 4 kürzeren Ladenstops á 15 Minuten geplant. Ich fuhr im Schnitt immer ungefähr 250 km und hatte dann einen kurzen Ladestop von 15-20 Minuten. Mit dem Audi hätte ich zwar nur einmal tanken müssen, allerdings hätte ich dann trotzdem drei Pausen gemacht. Für mich ist daher das Thema Reichweite kein Thema. Als Schulnote gibt es dafür eine zwei.
Es ist bekannt, dass Tesla einen Vorsprung im Bereich der IT hat und etablierte Hersteller sich schwertun, hier nachzuziehen. Nach 6 Monaten bin ich nach wie vor sehr zufrieden mit dem Gesamtpaket. Das fängt an beim großen Display an. Die Bedienung darüber ist intuitiv und ich habe mich schnell an das aufgeräumte Cockpit gewöhnt. Menüführung, Soundanlage, Klimaanlage, Sitzeinstellung, das passt alles gut zusammen. Sicher gibt es im Vergleich zu einer Oberklasse noch Luft nach oben, aber wir reden hier schließlich von einem Mittelklassemodell.
Die Integration von Spotify und TuneIn ist super und die netten Spielereien (Santa Modus, usw.) kommen vor allem bei den Kids gut an. Die automatischen Software-Updates sind positiv hervorzuheben. Auch die Sprachsteuerung ist gelungen und wird mehr und mehr genutzt. Die Soundanlage im Model 3 Performance ist ebenfalls gut. Wer aber Burmester gewohnt ist, der findet hier sicher etwas zu meckern. Ich gebe hier insgesamt eine eins minus.
Im Vergleich zum A6 kann das Model 3 in Sachen Fahrwerk, Fahrgeräuschen und Platzangebot nicht ganz mit dem Audi mithalten. Aber wie oben bereits gesagt, fährt sich das Model 3 Performance auch mehr wie ein Sportwagen und nicht wie ein Reise- oder Familienauto. Das Platzangebot hat mich allerdings positiv überrascht, wir sind damit als 4-köpfige Familie sogar für 14 Tage in den Urlaub gefahren. Gut sind auch die Sitze, die Einstellmöglichkeiten der Fahrerprofile und insgesamt die Verarbeitung. Auch die Nutzung des Handys als Schlüssel finde ich sehr gut und bequem. Als Gesamtnote gebe ich hier eine glatte zwei.
Nach 6 Monaten im Model 3 möchte ich das Auto nicht mehr missen. Die anfänglichen Bedenken sind vollständig ausgeräumt. Das Telsla Model 3 Performance überzeugt mich in vielen Punkten und kann sowohl ais Firmen- als auch als Privatauto (Familienauto) genutzt werden. Für mich ist damit das elektrische Fahren ganz klar die Zukunft.
Zusammenfassung nach Schulnoten
Fahrzeug | Tesla Model 3 | Performance Audi A6 Diesel |
Fahrvergnügen | 1 | 3 |
Kosten | 1 | 3 |
Autopilot | 3 | nicht vorhanden |
Reichweite | 2 | 1 |
IT & Infotainment | 1 | 3 |
Komfort | 2 | 1 |
Durchschnitt | 1,7 | 2,2 |