Emissionshandelssysteme, auch bekannt als Cap-and-Trade-Systeme, stellen ein marktbasiertes Instrument der Umweltpolitik dar, welches konzipiert ist, um die Emissionen von Schadstoffen, insbesondere Treibhausgasen, auf kosteneffiziente Weise zu reduzieren.
Im Kern des Emissionshandels steht das Prinzip der Festlegung einer gesamtgesellschaftlichen Obergrenze (das "Cap") für die Menge eines bestimmten Schadstoffs, der innerhalb eines bestimmten Zeitraums emittiert werden darf. Innerhalb dieses Rahmens werden Emissionsberechtigungen (auch als Zertifikate oder Quoten bezeichnet) an Unternehmen ausgegeben oder versteigert, die zum Ausstoß einer festgelegten Menge des Schadstoffs berechtigen.
Im weiteren Verlauf erlaubt das "Trade"-Prinzip des Emissionshandels es den Unternehmen, Emissionszertifikate untereinander zu handeln. Unternehmen, denen es gelingt, ihre Emissionen unter die Menge ihrer Zertifikate zu senken, können überschüssige Zertifikate an Unternehmen verkaufen, die mehr emittieren. Dieses System fördert die Reduktion von Emissionen dort, wo sie am kosteneffizientesten zu erreichen ist.
Ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte des Emissionshandels war das Kyoto-Protokoll von 1997. Dieses internationale Abkommen legte erstmals verbindliche Emissionsreduktionsziele für die sogenannten Annex I-Länder fest, die die Industrieländer und Länder mit einer Wirtschaft in der Transition zur Marktwirtschaft umfassen. Im Rahmen des Kyoto-Protokolls wurde auch der Mechanismus für einen internationalen Emissionshandel eingeführt, der es den Annex I-Ländern ermöglicht, einen Teil ihrer Emissionsreduktionsverpflichtungen durch den Kauf von Emissionszertifikaten aus anderen Ländern zu erfüllen.
Der wohl bekannteste und größte Emissionshandelsmarkt ist das EU-Emissionshandelssystem (EU ETS), das 2005 eingeführt wurde und derzeit rund 45% der Treibhausgasemissionen der Europäischen Union abdeckt. Hauptemittenten innerhalb des EU ETS sind Kraftwerke und andere industrielle Anlagen sowie in jüngerer Zeit auch der Luftverkehr.
Neben dem EU ETS existieren eine Reihe weiterer regionaler, nationaler und subnationaler Emissionshandelssysteme, beispielsweise in Kalifornien, China, Südkorea und Neuseeland. Die Effektivität und Effizienz dieser Systeme wird durch eine Reihe von Faktoren beeinflusst, einschließlich der Höhe der Obergrenze, der Allokation von Zertifikaten, der Marktstruktur und regulatorischen Rahmenbedingungen sowie dem Vorhandensein komplementärer Politikmaßnahmen.
Wissenschaftliche Analysen des Emissionshandels umfassen sowohl theoretische Modellierungen als auch empirische Untersuchungen und reichen von mikroökonomischen Studien einzelner Märkte und Unternehmen bis hin zu makroökonomischen Analysen der Auswirkungen auf Wirtschaftswachstum, Wettbewerbsfähigkeit und Verteilungsgerechtigkeit. Darüber hinaus sind Fragen der politischen Ökonomie und internationalen Zusammenarbeit von zentraler Bedeutung für das Design und die Umsetzung von Emissionshandelssystemen auf globaler Ebene.
Trotz einiger Herausforderungen und Kritikpunkte hat sich der Emissionshandel als zentrales Instrument der Klimapolitik etabliert und leistet einen wichtigen Beitrag zur globalen Bemühung, die Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius zu begrenzen, wie im Pariser Klimaabkommen vereinbart.
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