In Zeiten des Klimawandels und der Energiewende suchen immer mehr Verbraucher nach Möglichkeiten, ihren Alltag nachhaltiger zu gestalten. Neben Ökostrom rückt dabei auch Ökogas immer stärker in den Fokus. Doch was verbirgt sich hinter diesem Begriff? Welche Anbieter gibt es, und welche Vor- und Nachteile bringt Ökogas mit sich? Dieser Artikel klärt auf.
Die Begriffe "Ökogas", "Klimagas" oder "Biogas" kennzeichnen Gastarife, die auf unterschiedliche Weise CO2-neutral bzw. -reduziert sind. Verbraucher können durch den Bezug von Ökogas einen direkten Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Ökogastarife können verschiedene Ansätze zur CO2-Neutralität verfolgen: In vielen Fällen werden mit einem Teil des Erlöses Klimaschutzprojekte gefördert, um Treibhausgasemissionen indirekt zu kompensieren. Bei bestimmten Tarifangeboten wird dem herkömmlichen Erdgas auch Biogas oder per Ökostrom erzeugter Wasserstoff beigemischt. Auf Wunsch liefern manche Gasversorger ihren Kunden sogar vollständig regeneratives Biogas.
Immer mehr Gasversorger in Deutschland bieten Tarife an, mittels derer Verbraucher einen direkten oder indirekten Beitrag zum Klimaschutz leisten können. Kunden, die sich für ein klimaschonendes Gasprodukt interessieren, sollten sich zuvor informieren, welchen Ansatz der gewählte Anbieter mit seinem Tarif verfolgt. Von CO2-Zertifikaten über die Förderung internationaler Klimaschutzprojekte bis hin zur direkten Beimischung von Biogas oder regenerativ erzeugtem Wasserstoff sind die Möglichkeiten vielfältig. Wir erklären Ihnen die Unterschiede und worauf Sie bei der Tarifwahl achten sollten.
Unser nach verbraucherfreundlichen Kriterien voreingestellter Gasrechner bietet Ihnen die Möglichkeit, die Suche nach dem passenden Gastarif gezielt auf klimafreundliche Angebote einzugrenzen. Auf Wunsch werden auschließlich Tarife angezeigt, die die Kriterien "Ökogas" bzw. "Echtes Ökogas" erfüllen. Und so geht’s:
Ökogas, auch als Biogas oder klimaneutrales Gas bekannt, ist eine umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichem Erdgas. Es wird aus erneuerbaren Quellen gewonnen oder durch Kompensationsmaßnahmen klimaneutral gestellt. Dabei gibt es zwei Hauptarten:
Biogas: Dieses Gas wird durch die Vergärung von organischen Materialien wie Pflanzenabfällen, Gülle oder Bioabfällen gewonnen. Es ist CO₂-neutral, da bei der Verbrennung nur so viel Kohlendioxid freigesetzt wird, wie die Pflanzen zuvor während ihres Wachstums aufgenommen haben.
Klimaneutrales Erdgas: Hierbei handelt es sich um herkömmliches Erdgas, dessen CO₂-Emissionen durch Investitionen in Klimaschutzprojekte ausgeglichen werden. Diese Projekte können beispielsweise Aufforstung oder die Förderung erneuerbarer Energien in Entwicklungsländern umfassen.
In Gastarifen, die als "Ökogas" oder "Klimagas" deklariert sind, kommt in der Regel konventionelle Erdgas zum Einsatz. Das Besondere: Die Gesamtmenge an CO2, die bei Förderung, Transport und Verbrennung des Erdgases anfällt, wird durch Klimaschutzprojekte kompensiert. Dies können Aufforstungen, Investments in erneubare Erzeugungsanlagen und dergleichen mehr sein. Dazu erwerben die Gasanbieter sogenannte Klimazertifikate.
Handelt es sich um "Echtes Ökogas", oftmals auch als "Biogas" bezeichnet, können Verbraucher sicher sein, dass die eingespeiste Energie tatsächlich aus regenerativen Quellen gewonnen wurde. Bei der erneuerbaren Gaserzeugung kommen unter anderem Energiepflanzen wie Raps oder Mais zum Einsatz, aber auch Nebenprodukte der Landwirtschaft sowie Bioabfälle. Häufig setzen Gasanbieter im Rahmen ihrer Ökogastarife dem herkömmlichen Erdgas einen bestimmten Anteil an Biogas zu. Es gibt aber auch Versorger, die auf Wunsch 100-prozentiges Biogas liefern.
Ein immer wichtiger werdender Baustein für die Gasversorgung der Zukunft ist grüner Wasserstoff. Hierbei handelt es sich um per Elektrolyse erzeugtes Gas, zu dessen Produktion überschüssiger Ökostrom eingesetzt wird. Dieses grüne Gas kann sowohl rückverstromt werden als auch als klimaneutraler Treibstoff dienen. Der Wasserstoff kann aber auch ins Gasnetz zur Wärmeversorgung von Haushalten eingespeist werden. Schon heute engagieren sich einige Ökoenergieversorger gezielt für die diese Power-to-Gas-Technologie und bieten ihren Kunden Gastarife mit einem bestimmten Anteil an grünem Wasserstoff an.
In Deutschland versorgen über 1.100 Gasanbieter Haushalte, Gewerbe- und Industriekunden. Eine wachsende Zahl dieser Unternehmen bietet neben herkömmlichen Erdgaslieferungen auch Ökogastarife an. Entsprechende an Ihrem Wohnort verfügbare Produkte finden Sie mit wenigen Klicks über die Sucheinstellungen unseres Gasrechners.
Verbraucher sollten bei der Wahl des Anbieters auf Zertifikate wie das Grünes Gas-Label oder das OK-Power-Siegel achten, um sicherzustellen, dass das Gas tatsächlich nachhaltig ist.
Die folgenden Anbieter engagieren sich bereits seit Jahren für klimafreundliche Erdgas-Alternativen.
Das 1998 in Hamburg gegründete Unternehmen LichtBlick gilt als Energiewende-Pionier mit jahrzehntelanger Erfahrung im Bereich Ökostrom und seit Längerem auch bei Ökogas. LichtBlick liefert seinen Kunden herkömmliches Erdgas, dessen CO2-Emissionen zu 100 Prozent durch ein Klimaschutzprojekt in Ghana kompensiert werden, welches nach dem Gold-Standard zertifiziert ist.
Die Hamburger Energiegenossenschaft Green Planet Energy wurde 1999 unter dem Namen Greenpeace Energy gegründet. Die namensgebende Umweltschutzorganisation war Gründungsmitglied des Versorgers, beide sind heute aber wirtschaftlich und rechtlich voneinander unabhängig. Unter dem Label "proWindgas" vermarktet Green Planet Energy Gastarife, denen grüner Wasserstoff sowie Biogasanteile beigemischt werden. Ziel ist es, das derzeit noch im Mix vorhandene Erdgas mittelfristig komplett zu ersetzen. Windgas-Kunden unterstützen mit einem tariflichen Aufpreis die Förderung der Power-to-Gas-Technologie.
Die Naturstrom AG aus Düsseldorf wurde 1998 gegründet und war seinerzeit der erste unabhängige Ökostromanbieter in Deutschland. Heute beliefert das Unternehmen mehr als 300.000 Haushalte mit klimaneutraler Elektrizität und Wärme und ist an zahlreichen Anlagen zur erneuerbaren Energieerzeugung beteiligt. Naturstrom bietet einen klimaneutralen Gastarif mit 10-prozentiger Biogas-Beimischung aus regionalen Rest- und Abfallstoffen an. Die zur CO2-Kompensation geförderten Klimaschutzprojekte sind nach Gold-Standard zertifiziert.
Die Elektrizitätswerke Schönau (EWS) mit Sitz in Schönau im Schwarzwald gingen infolge der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl 1986 aus einer Bürgerinitiative hervor. Seit der Liberalisierung des deutschen Strommarktes 1998 vertreibt das genossenschaftlich organisierte Unternehmen bundesweit Ökostrom und seit Jahren auch Biogas. Je nach gewähltem Tarif versorgen die EWS ihre Kunden mit bis zu 100 Prozent Biogas. Alle konventionellen Gaslieferungen werden nach Gold-Standard kompensiert.
Die Marke Polarstern Energie wurde 2011 von drei jungen Unternehmern in München gegründet - zunächst als reiner Biogasanbieter. Heute versorgt das Unternehmen Kunden in ganz Deutschland mit klimafreundlicher Energie. In allen Ökogastarifen liefert Polarstern 100 Prozent Biogas aus Rest- und Abfallstoffen sowie pflanzlichen Quellen.
Klimaschutz: Ökogas reduziert den CO₂-Ausstoß im Vergleich zu herkömmlichem Erdgas erheblich und trägt so zum Klimaschutz bei.
Förderung erneuerbarer Energien: Durch die Nachfrage nach Ökogas wird der Ausbau nachhaltiger Energiequellen unterstützt.
Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen: Biogas wird aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen und verringert die Abhängigkeit von endlichen Ressourcen wie Erdöl oder Erdgas.
Flexibilität: Ökogas kann in bestehenden Gasheizungen und -infrastrukturen genutzt werden, ohne dass teure Umrüstungen nötig sind.
Höhere Kosten: Ökogas ist in der Regel teurer als herkömmliches Erdgas, da die Produktion und Kompensation aufwendiger sind.
Begrenzte Verfügbarkeit: Biogas wird noch nicht in ausreichenden Mengen produziert, um den gesamten Gasbedarf zu decken.
Kritik an Kompensationsmodellen: Bei klimaneutralem Erdgas wird oft kritisiert, dass die Kompensationsprojekte nicht immer transparent oder effektiv sind.
Flächenkonkurrenz: Bei der Produktion von Biogas aus Energiepflanzen wie Mais kann es zu Konflikten mit der Nahrungsmittelproduktion kommen.
Ökogas ist eine sinnvolle Alternative für Verbraucher, die ihren ökologischen Fußabdruck verringern möchten. Es bietet die Möglichkeit, die Energiewende aktiv zu unterstützen und den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren. Allerdings sollten Interessierte genau prüfen, welcher Anbieter und welcher Tarif zu ihren Bedürfnissen passt. Zertifikate und Siegel helfen dabei, seriöse Angebote zu erkennen.
Trotz einiger Nachteile überwiegen die Vorteile von Ökogas – insbesondere für die Umwelt. Wer also bereit ist, etwas mehr zu investieren, leistet einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und fördert die Energiewende.