Freitag, 25. April 2025

Aktuelle Strompreise / Stromvergleich 2025

Strompreise Europa
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Strompreise in Europa - Das kostet Strom in der EU

von Dr. Jörg Heidjann

Die Strompreise für Haushalte in Europa haben sich im letzten Jahrzehnt stark verändert – geprägt von politischen Entscheidungen, Marktmechanismen und externen Schocks. Während die Strompreise in Europa seit längerer Zeit stetig steigen, beschleunigte sich diese Entwicklung nach dem Ukraine-Krieg in einigen Ländern besonders stark. Obwohl sie inzwischen in den meisten Regionen langsam sinken, sind die Preisgefälle innerhalb der EU nach wie vor enorm.

Unsere Infografik "Strompreise in Europa" zeigt die großen Unterschiede zwischen den einzelnen EU-Ländern deutlich auf und verdeutlicht auch regionale Unterschiede zwischen West- und Osteuropa.

strompreise-europa

Abbildung: Strompreise Europa, Daten: Eurostat
Info Grafik zur freien Verfügung unter Creative Commons Lizenz

 

Auswertung der Strompreise für Haushalte in Europa (1. Halbjahr 2024)

Die Grafik zeigt die durchschnittlichen Strompreise für Privathaushalte in Europa (Verbrauch: 2.500–5.000 kWh) im ersten Halbjahr 2024. Die Daten verdeutlichen erhebliche Preisunterschiede zwischen den Ländern, wobei West- und Nordeuropa tendenziell höhere Kosten aufweisen als Ost- und Südosteuropa.

Höchste Strompreise: Spitzenreiter und EU-Durchschnitt

  • Irland führt mit 38,56 Cent/kWh die Liste an, gefolgt von Luxemburg (30,24 Cent) und Österreich (29,46 Cent).

  • Deutschland liegt mit 28,06 Cent/kWh auf Platz 6, knapp über dem Euroraum-Durchschnitt (23,78 Cent).

  • Der EU-27-Durchschnitt beträgt 21,87 Cent/kWh, wobei Länder wie Frankreich exakt diesem Wert entsprechen.

Günstigste Strompreise: Osteuropa dominiert

  • Am unteren Ende der Skala finden sich vor allem osteuropäische und Balkan-Staaten:

    • Ungarn (8,61 Cent)

    • Serbien (7,83 Cent)

    • Bosnien und Herzegowina (7,24 Cent)

    • Kosovo (6,50 Cent)

Regionale Unterschiede und Besonderheiten

  • Skandinavien: Trotz hoher Lebenshaltungskosten liegen Norwegen (15,79 Cent) und Schweden (15,71 Cent) im Mittelfeld, dank günstiger Wasserkraft und Kernenergie.

  • Südeuropa: Länder wie Spanien (18,41 Cent) und Portugal (18,23 Cent) profitieren von erneuerbaren Energien und liegen leicht unter dem EU-Durchschnitt.

  • Osteuropa: Polen (10,65 Cent) und Bulgarien (9,89 Cent) bieten besonders niedrige Preise, was auf geringere Netzentgelte und staatliche Eingriffe hindeutet.

Fazit

Die Stromkosten für Haushalte variieren in Europa um mehr als das Sechsfache – von über 38 Cent/kWh in Irland bis unter 10 Cent in mehreren Balkanstaaten. Für Verbraucher lohnt sich ein Blick auf die regionale Preisgestaltung, insbesondere bei steigender Energienachfrage.

Durchschnittspreise für Haushalte in Europa mit einem Verbrauch zwischen 2500 und 5000 kWh

Länder Strompreis in Euro pro kWh
Irland 0.3856
Luxemburg 0.3024
Österreich 0.2946
Niederlande 0.2899
Liechtenstein 0.2811
Deutschland 0.2806
Tschechien 0.2574
Italien 0.2451
Belgien 0.2405
Euroraum (19 Länder) 0.2378
Lettland 0.2261
Europäische Union (27 Länder) 0.2187
Frankreich 0.2187
Zypern 0.2106
Litauen 0.1914
Dänemark 0.1883
Spanien 0.1841
Griechenland 0.1827
Portugal 0.1823
Estland 0.1769
Finnland 0.1763
Slowenien 0.1684
Norwegen 0.1579
Schweden 0.1571
Rumänien 0.1392
Moldau 0.1359
Island 0.1345
Slowakei 0.125
Malta 0.1181
Kroatien 0.1167
Polen 0.1065
Bulgarien 0.0989
Nordmazedonien 0.0943
Albanien 0.0929
Montenegro 0.0894
Ungarn 0.0861
Serbien 0.0783
Bosnien und Herzegowina 0.0724
Kosovo (UNSCR 1244/99) 0.065
Georgien 0.0602
Türkei 0.0434

Tabelle: Strompreise Europa, Daten: Eurostat, Werte für Q1 2024

Analyse der Strompreisentwicklung in Europa (2015-2024)

Diese Analyse basiert auf offiziellen EU-Daten und beleuchtet die Preistrends in 28 europäischen Ländern über den Zeitraum von 2015 bis 2024. Im Gegensatz zu den Preisdaten von oben bezieht sich diese Analyse auf Preisdaten bei einem geringeren Verbrauch von bis zu 2000 kWh und sind daher nicht 1 zu 1 zu vergleichen. 

Langfristige Entwicklung: Steigende Kosten mit regionalen Unterschieden

Der europäische Durchschnittspreis stieg von 22,6 Cent/kWh (2015) auf 28,9 Cent/kWh (2024) – ein Plus von 27,8 %. Die Entwicklung verlief jedoch nicht linear:

2014–2019: Kontinuierlicher Anstieg

  • Haupttreiber:

    • Höhere Netzentgelte und Ökostrom-Umlagen (z. B. EEG in Deutschland).

    • CO₂-Preisanstieg im EU-Emissionshandel (von ~5 €/Tonne 2017 auf ~80 € 2024).

    • Rückgang der Kohle- und Atomkraft, zugunsten teurerer Erneuerbarer.

  • Durchschnittlicher Anstieg: 3–5 % pro Jahr in den meisten Ländern.

2020–2024: Von der Pandemie zur Energiekrise

  • 2020–2021: Leichter Rückgang durch geringere Nachfrage (COVID-19), gefolgt von Erholung.

  • 2022: Explosionsartige Preissprünge nach Russlands Invasion der Ukraine:

    • Gaspreisschock (+400 %) traf gasabhängige Länder (Deutschland: bis ~45 Cent/kWh; Italien +70 % binnen eines Jahres).

    • Staatliche Interventionen: Preisbremsen (DE, FR), Mehrwertsteuersenkungen (ES).

  • 2023/24: Teilweise Entspannung dank gesunkener Gaspreise und Rekordausbau von Wind- und Solarenergie (40 % EU-Strommix 2023).

Seit 2023: Entspannung, aber hohes Niveau

  • Preissenkungen 2023/24 dank:

    • Geringerer Gaspreise (volle LNG-Speicher, milderer Winter).

    • Rekordausbau von Wind- und Solarenergie (2023: ~40 % EU-Strommix).

  • Aktuelle Werte (2024):

    • Im Schnitt ~28,9 Cent/kWh (EU), aber weiterhin große Unterschiede (Irland: 38,6 Cent; Ungarn: 8,6 Cent).

    • Deutschland: 28,06 Cent (2024) – noch über Vor-Krisen-Niveau.

Regionale Unterschiede: Wer gewinnt, wer verliert?

Extremfälle der Preisentwicklung (2015–2024)

Kategorie Länder (Beispiele) Veränderung
Höchste Anstiege Niederlande, Litauen, Estland, Tschechien +70 % bis +99 %
Stabil moderat Dänemark, Schweden, Frankreich +10 % bis +50 %
Preissenkungen Malta, Norwegen, Ungarn -8 % bis -14 %

Krisenjahre 2021–2023: Wo die Volatilität am stärksten zuschlug

  • Niederlande: Extremvolatilität (2020: 4,9 ct → 2023: 47,5 ct).

  • Deutschland: Spitzenwert 2023 (41,2 ct), 2024 leicht gesunken (39,5 ct).

  • Baltikum: Litauen (+83,7 %) und Estland (+72,9 %) – Nachholbedarf bei Marktintegration.

  • Rumänien: 2023-Spitze (41,9 ct), 2024 drastischer Rückgang (-55,1 %).

Aktuelle Trends (2023–2024)

  • Schnellste Anstiege: Irland (+50,6 %), Spanien (+33,8 %), Polen (+19,3 %).

  • Stärkste Rückgänge: Rumänien (-55,1 %), Niederlande (-43,3 %), Italien (-13,4 %).

Preisgefälle zwischen Nord und Süd, Ost und West

  • Höchste Preise 2024:

    • DACH-Raum & Benelux (hohe Steuern/Umlagen).

    • Irland (Gasabhängigkeit).

  • Günstigste Preise 2024:

    • Osteuropa/Balkan (staatliche Regulierung, Kohle/Kernkraft).

    • Skandinavien (Wasserkraft dominiert).

Treiber der Preisentwicklung

Faktor Wirkung Beispiel
Gaspreise Direkter Einfluss auf Börsenstrompreise 2022: +400 % bei Gas → Strom folgte
EEG/Umlagen Erhöhte Endkundenpreise Deutschland: EEG 2023 ~3 Cent/kWh
CO₂-Preis Verteuerte fossile Erzeugung Stieg von ~5 €/Tonne (2017) auf ~80 € (2024)
Subventionen Dämpften Preisanstieg Frankreich: Strompreisdeckel 2022

Ausblick: Wohin geht die Reise?

  • Kurzfristig: Preise bleiben volatil (Geopolitik, Wetter).

  • Mittelfristig:

    • Sinkende Tendenz durch mehr Erneuerbare (Kostendegression bei Solar/Wind).

    • Risiko: Netzausbau-Kosten und Speicherbedarf könnten Preise stabil hochhalten.

  • Langfristig:

    • EU-Ziel: Dekarbonisierung bis 2050 → Strom wird günstiger, aber Übergangskosten bleiben.

Fazit

Die letzten zehn Jahre zeigen: Strompreise in Europa sind politisch geprägt und krisenanfällig. Während Erneuerbare langfristig Entlastung bringen, bleiben Steuern, Netzkosten und Geo-Risiken Preistreiber. Verbraucher in Hochpreisländern (D, IR, NL) müssen sich auf weiterhin hohe Kosten einstellen – Osteuropa profitiert dagegen von staatlicher Preisregulierung.

Datenquellen: Eurostat, ENTSO-E, nationale Statistikämter (2014–2024).
Hinweis: Alle Preise inflationsbereinigt, Haushaltsverbrauch 2.500–5.000 kWh.