Die Strompreise für Haushalte in Europa haben sich im letzten Jahrzehnt stark verändert – geprägt von politischen Entscheidungen, Marktmechanismen und externen Schocks. Während die Strompreise in Europa seit längerer Zeit stetig steigen, beschleunigte sich diese Entwicklung nach dem Ukraine-Krieg in einigen Ländern besonders stark. Obwohl sie inzwischen in den meisten Regionen langsam sinken, sind die Preisgefälle innerhalb der EU nach wie vor enorm.
Unsere Infografik "Strompreise in Europa" zeigt die großen Unterschiede zwischen den einzelnen EU-Ländern deutlich auf und verdeutlicht auch regionale Unterschiede zwischen West- und Osteuropa.
Abbildung: Strompreise Europa, Daten: Eurostat
Info Grafik zur freien Verfügung unter Creative Commons Lizenz
Die Grafik zeigt die durchschnittlichen Strompreise für Privathaushalte in Europa (Verbrauch: 2.500–5.000 kWh) im ersten Halbjahr 2024. Die Daten verdeutlichen erhebliche Preisunterschiede zwischen den Ländern, wobei West- und Nordeuropa tendenziell höhere Kosten aufweisen als Ost- und Südosteuropa.
Irland führt mit 38,56 Cent/kWh die Liste an, gefolgt von Luxemburg (30,24 Cent) und Österreich (29,46 Cent).
Deutschland liegt mit 28,06 Cent/kWh auf Platz 6, knapp über dem Euroraum-Durchschnitt (23,78 Cent).
Der EU-27-Durchschnitt beträgt 21,87 Cent/kWh, wobei Länder wie Frankreich exakt diesem Wert entsprechen.
Am unteren Ende der Skala finden sich vor allem osteuropäische und Balkan-Staaten:
Ungarn (8,61 Cent)
Serbien (7,83 Cent)
Bosnien und Herzegowina (7,24 Cent)
Kosovo (6,50 Cent)
Skandinavien: Trotz hoher Lebenshaltungskosten liegen Norwegen (15,79 Cent) und Schweden (15,71 Cent) im Mittelfeld, dank günstiger Wasserkraft und Kernenergie.
Südeuropa: Länder wie Spanien (18,41 Cent) und Portugal (18,23 Cent) profitieren von erneuerbaren Energien und liegen leicht unter dem EU-Durchschnitt.
Osteuropa: Polen (10,65 Cent) und Bulgarien (9,89 Cent) bieten besonders niedrige Preise, was auf geringere Netzentgelte und staatliche Eingriffe hindeutet.
Die Stromkosten für Haushalte variieren in Europa um mehr als das Sechsfache – von über 38 Cent/kWh in Irland bis unter 10 Cent in mehreren Balkanstaaten. Für Verbraucher lohnt sich ein Blick auf die regionale Preisgestaltung, insbesondere bei steigender Energienachfrage.
Länder | Strompreis in Euro pro kWh |
Irland | 0.3856 |
Luxemburg | 0.3024 |
Österreich | 0.2946 |
Niederlande | 0.2899 |
Liechtenstein | 0.2811 |
Deutschland | 0.2806 |
Tschechien | 0.2574 |
Italien | 0.2451 |
Belgien | 0.2405 |
Euroraum (19 Länder) | 0.2378 |
Lettland | 0.2261 |
Europäische Union (27 Länder) | 0.2187 |
Frankreich | 0.2187 |
Zypern | 0.2106 |
Litauen | 0.1914 |
Dänemark | 0.1883 |
Spanien | 0.1841 |
Griechenland | 0.1827 |
Portugal | 0.1823 |
Estland | 0.1769 |
Finnland | 0.1763 |
Slowenien | 0.1684 |
Norwegen | 0.1579 |
Schweden | 0.1571 |
Rumänien | 0.1392 |
Moldau | 0.1359 |
Island | 0.1345 |
Slowakei | 0.125 |
Malta | 0.1181 |
Kroatien | 0.1167 |
Polen | 0.1065 |
Bulgarien | 0.0989 |
Nordmazedonien | 0.0943 |
Albanien | 0.0929 |
Montenegro | 0.0894 |
Ungarn | 0.0861 |
Serbien | 0.0783 |
Bosnien und Herzegowina | 0.0724 |
Kosovo (UNSCR 1244/99) | 0.065 |
Georgien | 0.0602 |
Türkei | 0.0434 |
Tabelle: Strompreise Europa, Daten: Eurostat, Werte für Q1 2024
Diese Analyse basiert auf offiziellen EU-Daten und beleuchtet die Preistrends in 28 europäischen Ländern über den Zeitraum von 2015 bis 2024. Im Gegensatz zu den Preisdaten von oben bezieht sich diese Analyse auf Preisdaten bei einem geringeren Verbrauch von bis zu 2000 kWh und sind daher nicht 1 zu 1 zu vergleichen.
Der europäische Durchschnittspreis stieg von 22,6 Cent/kWh (2015) auf 28,9 Cent/kWh (2024) – ein Plus von 27,8 %. Die Entwicklung verlief jedoch nicht linear:
Haupttreiber:
Höhere Netzentgelte und Ökostrom-Umlagen (z. B. EEG in Deutschland).
CO₂-Preisanstieg im EU-Emissionshandel (von ~5 €/Tonne 2017 auf ~80 € 2024).
Rückgang der Kohle- und Atomkraft, zugunsten teurerer Erneuerbarer.
Durchschnittlicher Anstieg: 3–5 % pro Jahr in den meisten Ländern.
2020–2021: Leichter Rückgang durch geringere Nachfrage (COVID-19), gefolgt von Erholung.
2022: Explosionsartige Preissprünge nach Russlands Invasion der Ukraine:
Gaspreisschock (+400 %) traf gasabhängige Länder (Deutschland: bis ~45 Cent/kWh; Italien +70 % binnen eines Jahres).
Staatliche Interventionen: Preisbremsen (DE, FR), Mehrwertsteuersenkungen (ES).
2023/24: Teilweise Entspannung dank gesunkener Gaspreise und Rekordausbau von Wind- und Solarenergie (40 % EU-Strommix 2023).
Preissenkungen 2023/24 dank:
Geringerer Gaspreise (volle LNG-Speicher, milderer Winter).
Rekordausbau von Wind- und Solarenergie (2023: ~40 % EU-Strommix).
Aktuelle Werte (2024):
Im Schnitt ~28,9 Cent/kWh (EU), aber weiterhin große Unterschiede (Irland: 38,6 Cent; Ungarn: 8,6 Cent).
Deutschland: 28,06 Cent (2024) – noch über Vor-Krisen-Niveau.
Kategorie | Länder (Beispiele) | Veränderung |
---|---|---|
Höchste Anstiege | Niederlande, Litauen, Estland, Tschechien | +70 % bis +99 % |
Stabil moderat | Dänemark, Schweden, Frankreich | +10 % bis +50 % |
Preissenkungen | Malta, Norwegen, Ungarn | -8 % bis -14 % |
Niederlande: Extremvolatilität (2020: 4,9 ct → 2023: 47,5 ct).
Deutschland: Spitzenwert 2023 (41,2 ct), 2024 leicht gesunken (39,5 ct).
Baltikum: Litauen (+83,7 %) und Estland (+72,9 %) – Nachholbedarf bei Marktintegration.
Rumänien: 2023-Spitze (41,9 ct), 2024 drastischer Rückgang (-55,1 %).
Schnellste Anstiege: Irland (+50,6 %), Spanien (+33,8 %), Polen (+19,3 %).
Stärkste Rückgänge: Rumänien (-55,1 %), Niederlande (-43,3 %), Italien (-13,4 %).
Höchste Preise 2024:
DACH-Raum & Benelux (hohe Steuern/Umlagen).
Irland (Gasabhängigkeit).
Günstigste Preise 2024:
Osteuropa/Balkan (staatliche Regulierung, Kohle/Kernkraft).
Skandinavien (Wasserkraft dominiert).
Faktor | Wirkung | Beispiel |
---|---|---|
Gaspreise | Direkter Einfluss auf Börsenstrompreise | 2022: +400 % bei Gas → Strom folgte |
EEG/Umlagen | Erhöhte Endkundenpreise | Deutschland: EEG 2023 ~3 Cent/kWh |
CO₂-Preis | Verteuerte fossile Erzeugung | Stieg von ~5 €/Tonne (2017) auf ~80 € (2024) |
Subventionen | Dämpften Preisanstieg | Frankreich: Strompreisdeckel 2022 |
Kurzfristig: Preise bleiben volatil (Geopolitik, Wetter).
Mittelfristig:
Sinkende Tendenz durch mehr Erneuerbare (Kostendegression bei Solar/Wind).
Risiko: Netzausbau-Kosten und Speicherbedarf könnten Preise stabil hochhalten.
Langfristig:
EU-Ziel: Dekarbonisierung bis 2050 → Strom wird günstiger, aber Übergangskosten bleiben.
Die letzten zehn Jahre zeigen: Strompreise in Europa sind politisch geprägt und krisenanfällig. Während Erneuerbare langfristig Entlastung bringen, bleiben Steuern, Netzkosten und Geo-Risiken Preistreiber. Verbraucher in Hochpreisländern (D, IR, NL) müssen sich auf weiterhin hohe Kosten einstellen – Osteuropa profitiert dagegen von staatlicher Preisregulierung.
Datenquellen: Eurostat, ENTSO-E, nationale Statistikämter (2014–2024).
Hinweis: Alle Preise inflationsbereinigt, Haushaltsverbrauch 2.500–5.000 kWh.