Worauf sich Verbraucher bei den Strompreisen einstellen müssen und wie Sie mit steigenden Strompreisen am besten umgehen
Die Strompreise in Deutschland sind insbesondere im Jahr 2022 sehr stark gestiegen. Aktuell (18. Januar 2025) kostet Strom für Haushaltsstrom in der Grundversorgung 45,61 Cent pro kWh und 28,44 Cent pro kWh beim günstigsten Alternativanbieter.
Quelle: Aktuelle Strompreise in Deutschland
Doch wie werden sich die Strompreise in den kommenden Jahren entwickeln? Wir haben uns dazu die aktuellen Analysen angesehen und geben auf Basis dieser Studien eine Strompreis Prognose für die kommenden Jahre ab.
Die Strompreise werden mit einer großen Wahrscheinlichkeit bis zum Jahr 2030 deutlich steigen. Das liegt vor allem an den deutlich höheren Börsenstrompreisen, die sich im Vergleich zu den Jahren vor 2020 bis zum Jahr 2030 nach neuesten Prognosen mindestens verdoppeln. Im schlechtesten Szenario werden sich die Strompreise an der Energiebörse sogar verdreifachen.
Wie stark die Strompreise ansteigen, hängt vor allem von der Nachfrage, dem Ausbau der erneuerbaren Energien sowie der Verfügbarkeit von Rohstoffen aus Russland ab. Strom wird damit also für Verbraucher und Industrie teurer.
Andreas Feicht, ehemaliger Staatssekretär im Wirtschaftsministerium und derzeit Vorstandsvorsitzender des Kölner Energiekonzerns RheinEnergie, geht davon aus, dass sich die Börsenpreise für Strom im Vergleich zum Niveau von 2021 verdreifachen. Hauptproblem sei aus deutscher Sicht sei die Verfügbarkeit von Gas ohne die gestoppten Lieferungen aus Russland. Feicht: "Mit dem Wegfall des langfristigen Lieferanten Russland wird zunehmend Gas am Spotmarkt eingekauft. Und das ist teuer. Von einer Entwarnung bei den Energiepreisen kann derzeit keine Rede sein."
Zwar habe die Bundesregierung den Weg zu neuen Lieferanten beschritten - etwa aus Katar, Kanada oder den USA. Kurzfristig könne dies aber keine preisliche Entlastung bringen.
Die Strompreisbremse für Haushalte, kleine und mittlere Unternehmen soll zum Jahreswechsel in Kraft treten. Dann gilt für ein Grundkontingent von 80 Prozent des bisherigen Verbrauchs ein Strompreis von 40 Cent pro Kilowattstunden. Der gedeckelte Grundverbrauch soll direkt in den monatlichen Abschlägen verrechnet werden.
Zum Vergleich: Der durchschnittliche Haushaltsstrompreis des Vorkrisenjahres 2021 lag bei knapp 33 ct/kWh. Demgegenüber muss ein Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 3.500 kWh trotz Strompreisbremse im kommenden Jahr mit Mehrkosten von rund 250 Euro rechnen.
Auch für Industriebetriebe plant die Bundesregierung eine Strompreisbremse. Ihnen wird für ein Grundkontingent von 70 Prozent des Jahresverbrauchs 2021 ein Nettopreis von 13 ct/kWh zugesichert.
Im Jahr 2016 kostete die Kilowattstunde Strom für Haushalte 28,7 Cent. In den folgenden Jahren bis 2019 stieg der Preis moderat bis auf 29,4 Cent pro kWh an. Insbesondere seit dem Herbst 2020 und vor allem im Jahr 2021 als Folge des Ukraine-Krieges sind die Preise nahezu explodiert. Daher kostet Strom im August 2022 rund 40 Cent pro kWh. Für das Jahr 2023 werden Preise von über 40 Cent pro kWh erwartet.
Jahr | Preis in Cent pro Kilowattstunde |
2016 | 28,7 ct/kWh |
2017 | 29,2 ct/kWh |
2018 | 29,4 ct/kWh |
2019 | 30,9 ct/kWh |
2020 | 33,4 ct/kWh |
2021 | 34,7 ct/kWh |
2022 | ca. 37 ct/kWh |
2023 | 40 ct/kWh (für 80 % des Vorjahresverbrauchs durch die Strompreisbremse) |
Tabelle: Entwicklung der Strompreise seit 2015
Quelle: Bundesnetzagnetur, BVDE, StromAuskunft
In den Jahren 2016 bis 2020 lag der Börsenstrompreis für die Megawattstunde Strom unterhalb von 50 Euro pro MWh. Im vierten Quartal 2021 lag dieser Preis bei 150 Euro pro Megawattstunde, also mehr als dreimal so hoch wie im Jahr zuvor. Im Juni 2022 kletterte die Megawattstunde Strom an der Strombörse auf 218 Euro, Anfang August sogar auf 380 Euro.
Die Strompreise an der Strombörse sind bereits jetzt so hoch, wie er in früheren Prognosen für 2030 vorhergesagt wurde. Das Energiewirtschaftliche Institut an der Universität Köln (EWI) hatte im Jahr 2018 eine Prognose für das Jahr 2030 abgegeben. Demnach wurde ein Börsenstrompreis von 93 Euro pro Megawattstunde vorhergesagt. Es ist also schwierig, hier die richtigen Vorhersagen zu treffen, insbesondere wenn Ereignisse wie der Krieg in der Ukraine eintreten, die die bisherige Versorgung auf den Kopf stellen.
In einem neuen Gutachten des EWI kommen die Kölner Forscher zu dem Ergebnis, dass die Preise im schlechtesten Szenario - starker Anstieg der Nachfrage und keine Verfügbarkeit russischer Energieträgerimporte - bei 132 Euro pro MWh im Jahr 2026 und 135 Euro pro MWh im Jahr 2030 liegt. Das ist ungefähr dreimal so viel im Vergleich zu den historischen Strompreisen von 37 Euro pro MWh in den Jahren 2016-2019.
Im besten Szenario - moderater Anstieg der Nachfrage, niedrige Verfügbarkeit russischer Rohstoffe und vollständiges Erreichen des Ausbauzieles der erneuerbaren Energien - liegen die prognostizierten Preise bei 79 Euro pro MWh im Jahr 2026 und 52 Euro pro MWH im Jahr 2030. Das wäre das deutlich angenehmere Szenario, aber auch hier werden die historischen Strompreise aus den Jahren 2016-2019 deutlich verfehlt. Strom wird also teurer.
Die wesentlichen Annahmen für die Strompreis-Prognose
In Modellrechnungen für die bayerische Wirtschaft gehen die Prognos-Experen in ihrem "oberen Strompreispfad" davon aus, dass die Großhandelspreise im Laufe des nächsten Jahres bei über 500 Euro pro Megawattstunde liegen könnten, um erst anschließend wieder zu sinken. Die Schätzung beruht auf der Annahme, dass Russland kein Gas mehr liefert.
Für den "mittleren Strompreispfad" gehen die Autoren davon aus, dass Russland in reduziertem Umfang weiter Gas an Deutschland verkauft. In diesem Fall rechnen sie damit, dass die Strom-Großhandelspreise 2023 bei etwa 189 Euro liegen würden, nicht wesentlich höher als derzeit.
Sollte Russland die Gaslieferungen in vollem Umfang wieder aufnehmen, könnten die Preise laut Prognos im »unteren Strompreispfad« im nächsten Jahr auf gut 100 Euro pro Megawattstunde sinken.
Bis 2027/28 erwarten die Prognos-Berater dann wieder deutlich sinkende Strompreise.
Jahr | Preis in Cent pro Kilowattstunde |
2024 | 37 ct/kWh |
2025 | 37 ct/kWh |
2026 | 37,19 ct/kWh |
2027 | 37,37 ct/kWh |
2028 | 37,56 ct/kWh |
2029 | 37,75 ct/kWh |
2030 | 37,93 ct/kWh |
2031 | 38,12 ct/kWh |
2032 | 38,31 ct/kWh |
2033 | 38,51 ct/kWh |
2034 | 38,70 ct/kWh |
2035 | 38,89 ct/kWh |
Tabelle: Prognose zur Strompreisentwicklung bis zum Jahr 2035 auf Anfrage von CDU/CSU an das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz
Die Ursache für den ersten Preisanstieg im vierten Quartal des Jahres 2021 war unter anderem eine erhöhte Post-Corona Nachfrage nach Strom. Im Jahr 2022 sind die Preise dann vor allem durch den Krieg in der Ukraine und die resultierenden politischen Maßnahmen sehr stark angestiegen.
Insbesondere die Gaspreise (siehe Gaspreis-Prognose) sind deutlich gestiegen, da die Gaspreise maßgeblich von der Höhe der Importe aus Russland abhängen. Da in Folge des Ukraine-Krieges die Gasimporte als auch die Importe weiterer Rohstoffe wie Öl und Kohle zurückgegangen sind, sind die Preise dieser Rohstoffe stark angestiegen. Dadurch ist die Erzeugung von Strom deutlich teurer geworden.
Weiterhin haben CO2-Zertifikate Strom verteuert. Mit der Einführung der CO2-Zertifikate wird das Ausbauziel bei den erneuerbaren Energien beschleunigt. Die Idee dahinter lautet: „Je mehr Energie erneuerbar erzeugt wird, desto weniger Energie muss konventionell erzeugt werden und desto weniger CO2-Zertifikate werden benötigt. Regenerativ erzeugter Strom wird damit mittelfristig günstiger als konventionell erzeugter Strom.“
Durch den Krieg sind die Rohstoffpreise gestiegen und es wird weniger Strom durch Gas erzeugt. Die dadurch entstandene Stromlücke wird zum Teil durch mehr Kohlestrom ausgeglichen. Dieser ist aber durch die notwendigen CO2-Zertifikate deutlich teuer, was insgesamt zu einer Verteuerung der Strompreise führt.
Die Strompreise werden in Zukunft weiter steigen und Haushalte müssen daher deutlich mehr Geld für Energie ausgeben, als es bisher der Fall ist. In einer Simulation des EWI für das Jahr 2026 werden Mehrkosten von 550 bis 920 Euro für einen Durchschnittshaushalt berechnet.
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Angesichts der aktuellen Preislage empfehlen wir Verbrauchern, bei einem Anbieterwechsel zunächst einen Vertrag mit kurzer Laufzeit abzuschließen - maximal 12 Monate. Sollten im Laufe des nächsten Jahres wieder günstige Angebote verfügbar sein, können Kunden kurzfristig wechseln.
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