Von Dr. Jörg Heidjann und Björn Katz
Die Gaspreise werden im Jahr 2023 weiter ansteigen. Kunden sollten sich schon jetzt darauf einstellen, dass sich die Abschlagszahlungen für Gas deutlich erhöhen. Denn bisher sind bei den meisten Verbrauchern die hohen Gaspreise noch nicht richtig angekommen, sie profitieren zum Teil noch von den alten Tarifen. Spätestens dann, wenn diese ausgelaufen sind, wird es zu enormen Preiserhöhungen kommen. Die Bundesnetzagentur warnte unlängst von Abschlägen, die dreimal so hoch liegen, wie die bisherigen.
Die Kölner Rheinenergie hat am 01.08.2022 einen Gaspreiserhöhung um 133 Prozent angekündigt. Und auch andere Energieversorger ziehen an.
„Es sei "absolut realistisch", dass Kunden, die derzeit 1.500 Euro im Jahr für Gas bezahlten, künftig 4.500 Euro und mehr zur Kasse geben würden. An den Börsen haben sich die Preise zum Teil versiebenfacht. Das kommt nicht alles sofort und nicht in vollem Umfang bei den Verbrauchern an, aber irgendwann muss es bezahlt werden.“
Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur
Gaspreisbremse: 12 ct/kWh ab März 2023
Die Gaspreisbremse tritt wie geplant im März 2023 in Kraft - sie soll auf Drängen der Länder aber nach Möglichkeit rückwirkend zu Februar gelten. Für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs soll Gas für Haushalte, kleine und mittlere Unternehmen dann maximal 12 Cent pro Kilowattstunde kosten. Für dieses Grundkontingent wird die Jahresverbrauchsprognose herangezogen, die der Abschlagszahlung im September 2022 zugrunde lag.
Zum Vergleich: Der durchschnittliche Gaspreis in Deutschland lag im Vorkrisenjahr 2021 bei knapp 7 ct/kWh. Ein Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 12.000 kWh muss trotz Gaspreisbremse im kommenden Jahr demnach mit Mehrkosten von rund 600 Euro rechnen.
Für energieintensive Industriebetriebe soll bereits ab Januar eine eigene Gaspreisbremse greifen. Sie erhalten staatliche Subventionen für ein Gaskontingent, das 70 Prozent ihres Jahresverbrauchs 2021 entspricht.
Heizkosten: Staat übernimmt Dezember-Abschläge
Um die Zeit bis zum EIntritt der Gaspreisbremse zu überbrücken, hat das Bundeskabinett eine "Soforthilfe" für Gas und Fernwärme beschlossen: Die im Dezember fälligen Abschlagszahlungen übernimmt demnach der Staat. Die für Haushalte, kleine und mittlere Unternehmen geltende Einmalzahlung beruht auf Vorschlägen der Gaskommission und wird den Bund voraussichtlich rund neun Milliarden Euro kosten.
An zahlreiche zur Miete wohnende Haushalte wird die Soforthilfe im Rahmen der Betriebskostenabrechnung 2022 weitergegeben. Mieter, die bereits in diesem Jahr erhöhte Betriebskostenvorauszahlungen leisten, sollen von der Entlastung jedoch schon im Dezember profitieren.
Lange kostete die Kilowattstunde Gas in Deutschland weniger als 7 Cent pro kWh. Seit dem Herbst 2021 steigen die Preise außerordentlich stark an, aktuell kostet die Kilowattstunde (kWh) Gas einschließlich aller Steuern und Abgaben rund 16 Cent (Stand: Juli 2022). Das ist im Vergleich zum Vorjahr eine Verdoppelung des Gaspreises. Für eine Familie mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden bedeutet das rund 2000 Euro mehr auf der Gasrechnung. Für das Jahr 2023 wird eine Verdreifachung des Gaspreises und damit Preise von über 20 Cent pro Kilowattstunde erwartet.
2015: 6,68 ct/kWh
2016: 6,54 ct/kWh
2017: 6,15 ct/kWh
2018: 6,07 ct/kWh
2019: 6,34 ct/kWh
2020: 6,31 ct/kWh
2021: 6,68 ct/kWh
(Quelle: Bundesnetzagnetur)
2022: ca. 16,0 ct/kWh
2023: 12 ct/kWh für 80% des Vorjahresverbrauch (Gaspreisbremse)
Tabelle: Entwicklung der Gaspreise seit 2015
Jahrelang profitierten Verbraucher in Deutschland von moderaten Gaspreisen. Im Unterschied zu den hohen Stromkosten für Privathaushalte (hier finden Sie unsere Strompreis Prognose) lagen die Preise für Erdgas hierzulande viele Jahre sogar unter dem EU-Durchschnitt. Diese Situation hat sich 2021 und 2022 schlagartig geändert.
Ein erstes Preishoch erfolgte aus der stark anziehenden Gasnachfrage nach dem Ende coronabedingter Lockdown-Maßnahmen im Herbst 2021. Der Ausbruch des Ukraine-Kriegs und die verhängten Wirtschaftssanktionen gegen Russland Anfang 2022 haben die angespannte Lage nochmals deutlich verschärft.
Im Sommer 2022 folgte eine anhaltende Drosselung der russischen Gaslieferungen nach Deutschland auf 40 Prozent der maximalen Liefermenge. Dies sorgte für eine Vervierfachung der Gaseinkaufspreise und brachte erste Energieunternehmen in Deutschland in finanzielle Nöte. Die Bundesregierung spricht offen von einer Gaskrise und hat die Alarmstufe des "Notfallplans Gas" ausgerufen sowie Finanzhilfen für Verbraucher und Unternehmen beschlossen.
Die Großhandelspreise für Gas lagen im Jahr 2022 am Terminmarkt, an dem die Gasversorger den Großteil des künftig benötigten Gases beschaffen, im Schnitt bei 117 Euro je Megawattstunde (MWh). Das ist rund viermal so hoch wie vor den Krisenjahren: In den Jahren 2020/21 führte zuerst die Corona-Pandemie und dann im vergangenen Jahr der Angriffskrieg gegen die Ukraine zu Verwerfungen auf den Energiemärkten. Im Mittel der Jahre 2015 bis 2019 lag der durchschnittliche Gaspreis im Großhandel bei rund 18,50 Euro/MWh.
Gas ist aktuell so teuer wie nie zuvor. Damit wächst auch die finanzielle Belastung für Millionen Haushalte in Deutschland. Das können Sie jetzt tun, um die Gaskosten zu reduzieren.
Das Gebot der Stunde lautet für alle: Energie sparen. Gerade bei den Kosten für Heizung und Warmwasser, die den Großteil des Energieverbrauchs im Haushalt ausmachen, schlummert in vielen Fällen erhebliches Sparpotenzial.
Unsere Tipps zum Gasparen:
Wie die Bundesnetzangentur mitteilte, verdoppeln sich bei vielen Verbrauchern die Abschläge im Jahr 2022 bereits. Die folgen des Ulkraine-Krieges sind dort noch nicht vollständig berücksichtig. Ab 2023 müssen sich Gaskunden daher auf eine Verdreifachung der Abschläge einstellen. Insofern sollten Kunden bereits jetzt Ihre Abschläge freiwillig erhöhen oder jeden Monat Geld zurücklegen, um sich auf die erhöhten Abschläge einzustellen.
In den allermeisten Fällen sparen Verbraucher dann am meisten, wenn Sie regelmäßig den Anbieter wechseln. Das zeigen sowohl unsere eigenen jahrzehntelangen Erfahrungen auf dem Energiemarkt als auch die Untersuchungen von Verbraucherschützern. Viele Anbieter belohnen wechselwillige Kunden mit attraktiven Bonuszahlungen. Diese Prämien bedeuten einen sehr günstigen Gaspreis im ersten Vertragsjahr. Da die Tarife im zweiten Jahr deutlich teurer werden, sollten Sie als Verbraucher die Preise im Auge behalten.
Sehr einfach und bequem ist das mit unserem kostenlosen Premium-Wechselservice für Strom und Gas möglich. Hierbei passen wir dauerhaft und automatisch auf Ihren Tarif auf und wechseln auf Wunsch regelmäßig den Anbieter für Sie.
Angesichts der aktuellen Preislage empfehlen wir Verbrauchern, bei einem Anbieterwechsel zunächst einen Vertrag mit kurzer Laufzeit abzuschließen - maximal 12 Monate. Sollten im Laufe des nächsten Jahres wieder günstige Angebote verfügbar sein, können Kunden kurzfristig wechseln.
Für Unternehmen bedeuten hohe Energiekosten einen direkten Wettbewerbsnachteil. Gewerbekunden, deren bisherige Gaslieferverträge auslaufen, stehen aktuell vor einer großen Herausforderung: Unter Umständen müssen sie zu schlechteren Konditionen neu abschließen.
Nutzen Sie unseren kostenlosen Preisvergleich für Gewerbekunden. Wenn Sie mehr als 50.000 kWh Strom oder Gas im Jahr verbrauchen, dann holen wir für Ihr Unternehmen maßgeschneiderte Angebote ein. Sie können in aller Ruhe die Preise vergleichen und beim günstigsten Anbieter abschließen.