Von Dr. Jörg Heidjann und Björn Katz
Verbraucher müssen sich darauf einstellen, dass sich die Abschlagszahlungen für Gas 2023 deutlich erhöhen. 2022 sind die hohen Gaspreise bei den meisten Haushalten noch nicht vollumfänglich angekommen, viele Kunden profitierten noch von laufenden Verträgen. Spätestens dann, wenn diese ausgelaufen sind, kommt es jedoch zu Preiserhöhungen. Die Bundesnetzagentur warnte Ende 2022 vor Abschlägen, die dreimal so hoch liegen, wie die bisherigen.
"Es ist absolut realistisch, dass Kunden, die derzeit 1.500 Euro im Jahr für Gas bezahlten, künftig mit 4.500 Euro und mehr zur Kasse gebeten werden. Das kommt nicht alles sofort und nicht in vollem Umfang bei den Verbrauchern an, aber irgendwann muss es bezahlt werden." Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur.
Zu Jahresbeginn 2023 hat sich bei den Großhandelspreisen für Gas eine leichte Entspannung eingestellt. Gut gefüllte Gasspeicher, ein vergleichsweise milder Winter, neue Beschaffungswege abseits russischer Gaslieferungen und die beschlossene Gaspreisbremse konnten die angespannte Marktlage verbessern. Weil die Börsenpreise jedoch verzögert bei den Endkunden ankommen, wird Gas 2023 für Verbraucher deutlich teurer als in früheren Jahren.
Die Gaspreisbremse ist zum 1. März 2023 in Kraft getreten - rückwirkend zu Januar und Februar. Für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs wird Gas für Haushalte, kleine und mittlere Unternehmen dann maximal 12 Cent pro Kilowattstunde kosten. Für dieses Grundkontingent wird die Jahresverbrauchsprognose herangezogen, die der Abschlagszahlung im September 2022 zugrunde lag.
Zum Vergleich: Der durchschnittliche Gaspreis in Deutschland lag im Vorkrisenjahr 2021 bei knapp 7 ct/kWh. Ein Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 12.000 kWh muss trotz Gaspreisbremse im kommenden Jahr demnach mit Mehrkosten von rund 600 Euro rechnen.
Für energieintensive Industriebetriebe hat bereits ab Januar eine eigene Gaspreisbremse gegriffen. Sie erhalten staatliche Subventionen für ein Gaskontingent, das 70 Prozent ihres Jahresverbrauchs 2021 entspricht.
Um die Zeit bis zum Eintritt der Gaspreisbremse zu überbrücken, hat das Bundeskabinett eine "Soforthilfe" für Gas und Fernwärme beschlossen: Die im Dezember fälligen Abschlagszahlungen übernimmt demnach der Staat. Die für Haushalte, kleine und mittlere Unternehmen geltende Einmalzahlung beruht auf Vorschlägen der Gaskommission und wird den Bund voraussichtlich rund neun Milliarden Euro kosten. An zahlreiche zur Miete wohnende Haushalte wird die Soforthilfe im Rahmen der Betriebskostenabrechnung 2022 weitergegeben.
Lange kostete die Kilowattstunde Gas in Deutschland weniger als 7 Cent/kWh. Seit Herbst 2021 sind die Preise jedoch außerordentlich stark angestiegen und erreichten ein Jahr später ihren vorläufigen Höhepunkt.
Jahr | Gaspreis in Cent pro kWh |
2023 März | 12,00 (Gaspreisbremse für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs) |
2023 Jahresbeginn | 18,15 (Marktpreis) |
2022 | 9,88 |
2021 | 6,68 |
2020 | 6,31 |
2019 | 6,34 |
2018 | 6,07 |
2017 | 6,15 |
2016 | 6,54 |
2015 | 6,68 |
(Quelle: Bundesnetzagentur, BDEW)
Jahrelang profitierten Verbraucher in Deutschland von moderaten Gaspreisen. Im Unterschied zu den hohen Stromkosten für Privathaushalte (hier finden Sie unsere Strompreis Prognose) lagen die Preise für Erdgas hierzulande viele Jahre sogar unter dem EU-Durchschnitt. Diese Situation hat sich 2021 und 2022 schlagartig geändert.
Ein erstes Preishoch erfolgte aus der stark anziehenden Gasnachfrage nach dem Ende coronabedingter Lockdown-Maßnahmen im Herbst 2021. Der Ausbruch des Ukraine-Kriegs und die verhängten Wirtschaftssanktionen gegen Russland Anfang 2022 haben die angespannte Lage nochmals deutlich verschärft.
Im Sommer 2022 folgten Drosselungen und wiederholte Lieferstopps seitens Russland. Dies sorgte für eine zeitweise Vervierfachung der Gaseinkaufspreise und brachte erste Energieunternehmen in Deutschland in finanzielle Nöte. Die Bundesregierung sprach offen von einer Gaskrise, rief die Alarmstufe des "Notfallplans Gas" aus und beschloss Finanzhilfen für Haushalte und Unternehmen.
Die Großhandelspreise für Gas lagen im Jahr 2022 am Terminmarkt, an dem die Gasversorger den Großteil des künftig benötigten Gases beschaffen, im Schnitt bei 117 Euro je Megawattstunde (MWh). Das ist rund sechsmal so hoch wie vor der Krise: Im Mittel der Jahre 2015 bis 2019 lag der durchschnittliche Gaspreis im Großhandel bei rund 18,50 Euro/MWh.
Gas ist aktuell so teuer wie nie zuvor. Damit wächst auch die finanzielle Belastung für Millionen Haushalte in Deutschland. Das können Sie jetzt tun, um die Gaskosten zu reduzieren.
Das Gebot der Stunde lautet: Energie sparen. Gerade bei den Kosten für Heizung und Warmwasser, die den Großteil des Energieverbrauchs im Haushalt ausmachen, schlummert in vielen Fällen erhebliches Sparpotenzial. Unsere Tipps zum Gasparen:
2023 müssen sich Haushalte auf deutliche Preissteigerungen einstellen. Um bei der kommenden Jahresrechnung nicht von hohen Nachzahlungen überrascht zu werden, kann es sich lohnen, schon jetzt die Abschläge freiwillig zu erhöhen oder alternativ Geld zurückzulegen.
In den allermeisten Fällen sparen Verbraucher dann am meisten, wenn Sie regelmäßig den Anbieter wechseln. Das zeigen sowohl unsere eigenen jahrzehntelangen Erfahrungen auf dem Energiemarkt als auch die Untersuchungen von Verbraucherschützern. Viele Anbieter belohnen wechselwillige Kunden mit attraktiven Bonuszahlungen. Diese Prämien bedeuten einen sehr günstigen Gaspreis im ersten Vertragsjahr. Da die Tarife im zweiten Jahr deutlich teurer werden, sollten Sie als Verbraucher die Preise im Auge behalten.
Sehr einfach und bequem ist das mit unserem kostenlosen Premium-Wechselservice für Strom und Gas möglich. Hierbei passen wir dauerhaft und automatisch auf Ihren Tarif auf und wechseln auf Wunsch regelmäßig den Anbieter für Sie.
Angesichts der aktuellen Preislage empfehlen wir Verbrauchern, bei einem Anbieterwechsel zunächst einen Vertrag mit kurzer Laufzeit abzuschließen - maximal 12 Monate. Sollten im Laufe des nächsten Jahres wieder günstige Angebote verfügbar sein, können Kunden kurzfristig wechseln.
Für Unternehmen bedeuten hohe Energiekosten einen direkten Wettbewerbsnachteil. Gewerbekunden, deren bisherige Gaslieferverträge auslaufen, stehen aktuell vor einer großen Herausforderung: Unter Umständen müssen sie zu schlechteren Konditionen neu abschließen.
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