Zahlreiche Windkraftanlagen aus der Pionierzeit erneuerbarer Energieerzeugung fallen in den nächsten Jahren aus der EEG-Förderung. Bislang ging man allgemein von einer Stilllegungswelle aus. Doch weil der Strompreistrend derzeit steil nach oben zeigt, könnten viele Altanlagen möglicherweise länger und lukrativer laufen als gedacht.
Onshore-Windkraft droht Knick
Wenn nach 20 fetten Jahren die EEG-Förderung ausläuft, müssen alte und nach heutigen Maßstäben nicht besonders effizient und leistungsstark arbeitende Windkraftanlagen subventionslos und rein durch den Marktpreis für Strom überleben. Kaum möglich, lautete die bisherige Annahme, also bleibt nur die Stilllegung. Das bringt jedoch Probleme mit sich. Würden, wie Experten schätzen, bis 2023 bis zu 14.000 Megawatt Leistung wegfallen, wäre das immerhin ein Viertel der gegenwärtig installierten Onshore-Windkraft in Deutschland. Und die könnte nicht eins zu eins ersetzt werden, denn viele der alten Standorte sind heute nicht mehr genehmigungsfähig und die Ausbaukorridore für die Windenergie ohnehin eng gefasst. Die Befürchtung: Der Beitrag der Windkraft zur Energiewende könnte signifikant schrumpfen.
Doch nun kommt Rückenwind vom Strommarkt. Weil die Strompreise in Deutschland, vor allem im Großhandel, aktuell gestiegen sind, könnte sich der Weiterbetrieb alter Windkraftanlagen auch ohne EEG-Förderung lohnen. Vor allem die Verteuerung von CO2-Zertifikaten hat den Börsenstrompreis über die Erzeugungskosten der Altanlagen gehievt. Und der beschlossene Ausstieg aus der Kohleverstromung könnte den Preistrend mittelfristig sogar noch befeuern.
Kosten und Umweltschutz sprechen für Weiterbetrieb
Auch die Ökostrombranche plädiert für einen Weiterbetrieb alter Windenergieanlagen – aus Kosten- und Umweltgründen. „Jedes alte Windrad, das ab 2021 ohne technische Notwendigkeit stillgelegt wird, führt zu vermeidbaren Kosten für die Allgemeinheit“, sagt beispielsweise Oliver Hummel, Vorstand des Düsseldorfer Ökostromanbieters NATURSTROM. Bestandsanlagen seien bezahlt, abgeschrieben und würden günstigen Strom produzieren. Neue Anlagen würden zum Teil über das EEG finanziert und damit zwangsläufig die Verbraucher über den Strompreis belasten. Hinzu komme die Frage der umweltgerechten Entsorgung von Altanlagen. Während bei der Konstruktion heutiger Systeme bereits Rückbau und Recycling einkalkuliert würden, sei das Müllproblem vor 20 Jahren noch nicht bedacht worden.
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