Die ökonomische Grundregel sagt eigentlich: steigende Nachfrage, steigende Preise. Ergo müssten die erhofften Millionen von E-Autos, die derzeit noch in den Sternen stehen, künftig für entsprechend hohe Strompreise sorgen, oder? Nein, das Gegenteil könnte sogar der Fall sein, sagen Wissenschaftler vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) aus Karlsruhe.
Studie kontert Skeptiker
Dass eine Zunahme an Elektromobilität den Strom teurer machen müsste, liegt eigentlich auf der Hand, denn der steigende Strombedarf setzt mehr Erzeugungsanlagen, mehr Leitungen, mehr Ladestationen etc. voraus – und all das muss bezahlt werden. Das Skeptiker-Szenario einseitig hoher Investitionen muss so aber gar nicht zutreffen, sagen die ISI-Experten.
Als Zeitpunkt für ihre Prognosen haben die Forscher das Jahr 2030 gewählt, weil sie dann eine weit fortgeschrittene Transformation des Energiesystems mitsamt Sektorkopplungstechnologien sowie eine ausreichende Verbreitung von E-Autos erwarten. Für 2030 geht das Fraunhofer ISI von von vier Millionen Elektrofahrzeugen und damit etwa zehn Prozent des bundesweiten PKW-Bestands aus. Der Nettostrombedarf dieser E-Flotte läge bei rund 11,6 Terawattstunden.
Faktor Netzauslastung
Auf der einen Seite stehen die preistreibenden Faktoren: Ein steigender Gesamtstrombedarf führt dazu, dass Kraftwerke mit höheren variablen Kosten benötigt werden. Zudem könnten die Netznutzungsentgelte zumindest regional steigen. Demgegenüber sehen die Forscher einen entscheidenden preisdämpfenden Faktor: Ein höherer Stromabsatz durch E-Autos sorge nämlich für eine bessere Auslastung des Stromnetzes. Dadurch würden die Netzentgelte insgesamt und damit auch der allgemeine Strompreis für Haushaltskunden zwangsläufig gedrückt.
Kontrolliertes Laden ist der Schlüssel
Die bessere Auslastung des Stromnetzes kann jedoch nur gelingen, wenn nicht unkontrolliert geladen wird: Tanken alle E-Autofahrer ihren Stromer nach Feierabend an der heimischen Ladestation, droht der Blackout. Beim kontrollierten Laden, wie es den ISI-Experten vorschwebt, wird die Masse der E-Autos, auch wenn zur selben Zeit eingesteckt, nicht gleichzeitig, sondern nach und nach geladen, um die Belastung im Netz gering zu halten. Am nächsten Morgen stehen trotzdem alle Autos wieder voll im Saft. Solche intelligenten Ladekonzepte, da sind sich die Forscher sicher, machen große Teile des teuren Netzausbaus überflüssig. Noch dazu verlagere das kontrollierte Laden den Bedarf gezielt in Zeiten, zu denen Strom besonders günstig zu Verfügung steht. Fazit der Studie: „Es hat sich gezeigt, dass in der Regel die entgeltsenkenden Effekte überwiegen und in Summe die Strompreise für deutsche Haushalte um bis zu vier Prozent gesenkt werden können.“
Bild © Kurt F. Domnik, Pixelio
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