Die Energiebilanz des ausklingenden Jahres 2023 liest sich durchaus positiv: In Deutschland wurde bemerkenswert wenig Energie verbraucht. Außerdem stammte erstmals mehr als die Hälfte des Stroms aus erneuerbaren Quellen. Ein erfreulicher Trend – die Ursachen dahinter sind es jedoch nicht.
Historisch gesunkener Energieverbrauch
2023 wurde in Deutschland deutlich weniger Energie verbraucht als in den ohnehin schon krisengebeutelten Vorjahren. Das ist erstaunlich, denn eigentlich wäre eher mit einem Abflauen der mantraartig beschworenen Sparbemühungen aus dem Ukrainekriegsjahr 2022 zu rechnen gewesen. Stattdessen ist der Energieverbrauch in diesem Jahr nochmals um knapp acht Prozent geschrumpft. Das hat die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen aktuell mitgeteilt und damit einen historischen Rückgang ermittelt: Denn damit liegt der Energieverbrauch in Deutschland um mehr als ein Viertel unter dem bisherigen Höchststand von 1990.
Aber auch wenn das Ergebnis durchaus im Sinne anvisierter gesellschaftlicher Ziele ist – mehr Effizienz und Nachhaltigkeit, weniger Verbrauch und Emissionen -, so sind es die Gründe dafür ganz und gar nicht. Hauptursächlich für den Verbrauchsrückgang seien Einbrüche in der wirtschaftlichen Leistung, so die AG Energiebilanzen. Insbesondere die energieintensive Industrie habe ihre Produktion in diesem Jahr deutlich zurückgefahren.
Und auch die Haushalte haben ihren Anteil an der eigentlich positiv geschrumpften Energiebilanz 2023 – nur eben nicht so, wie wir alle es gern hätten. Sparen ja, aber doch lieber freiwillig. Stattdessen haben die anhaltend hohen Strom- und Gaspreise vielen Verbrauchern keine andere Wahl gelassen als die Heizung herunterzudrehen und den Standby auszuknipsen. Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind positive Energiesparanreize, leere Portemonnaies sind es nicht.
Mehr als die Hälfte des Stroms ist öko
52 Prozent des hierzulande verbrauchten Stroms stammten 2023 aus erneuerbaren Energien und wurden damit klimaneutral gedeckt. Und auch wenn Deutschland bis 2030 die sportliche Quote von 80 Prozent anstrebt, und erstens bis dahin gar nicht mehr so viel Zeit ist, und zweitens die Haushaltskrise gerade ein Energiewendeprojekt nach dem anderen beerdigt, soll an dieser Stelle nicht unnötig schwarzgemalt werden. Über die Hälfte Ökostrom – das klingt nicht nur gut, das ist es auch.
Fairerweise muss angemerkt werden, dass der prozentuale Ökostrom-Anstieg zumindest in Teilen auf den krisenbedingt gesunkenen Gesamtverbrauch zurückzuführen ist. Weil die Erneuerbaren-Quote als Anteil am Stromverbrauch bemessen wird, erhöht ein niedrigerer Verbrauch automatisch die Quote – selbst wenn die eigentliche Leistung unter Umständen konstant bleibt. Weniger ist in diesem Fall also tatsächlich mehr.
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.