Von: Dr. Jörg Heidjann
In Zeiten des Klimawandels und der zunehmenden Umweltbewusstsein wird die Entscheidung für grünen Strom immer populärer. Allerdings kann es für Verbraucher in Deutschland schwierig sein, echten Ökostrom von "grün gewaschenem" Strom zu unterscheiden. Hier kommen Gütesiegel ins Spiel. In diesem Artikel erfahren Sie mehr über die verschiedenen Gütesiegel für grüne Stromtarife in Deutschland.
Immer mehr Verbraucher entscheiden sich bei einem Stromanbieterwechsel oder einem Neueinzug bewusst für einen Ökostromanbieter. Dass es jedoch deutliche Unterschiede bei den jeweiligen Ökostromtarifen gibt, ist noch nicht bei allen Kunden angekommen. Denn viele Ökostromtarife sind zwar als nachhaltig gekennzeichnet, sind es aber in der Realität nur bedingt. Um wirklich etwas für den grünen Strommix beizutragen, sind vor allem die folgenden Ökostromtarife empfehlenswert:
Anmerkung: Der Begriff Ökostrom ist in Deutschland nicht geschützt. Es gibt keinen gesetzlichen Standard für nachhaltige Stromprodukte. Da viele Stromanbieter vermeintliche Ökostromtarife vermarkten, die nicht direkt aus erneuerbaren Energiequellen stammen, geben Gütesiegel mit strengen Richtlinien eine wichtige Orientierungshilfe für Verbraucher.
Für Ökostrom gibt es derzeit sechs relevante Gütesiegel von verschiedenen Organisationen: Das ok-power-Label, das Grüner Strom Label, zwei Zertifikate von TÜV Nord und TÜV Süd, das durch den TÜV Rheinland zertifizierte WE LOVE ENERGY Label sowie das europaweite EKOenergie-Label. Zur Zertifizierung mit einem dieser Siegel müssen Versorger unterschiedliche Bedingungen erfüllen. Stiftung Warentest und die meisten Umweltschutzorganisationen erachten die beiden erstgenannten Label als besonders aussagekräftig.
Herausgeber des ok-power-Labels ist der EnergieVision e. V., der gemeinsam vom Öko-Institut e.V. und der Hamburg Institut Research gGmbH getragen wird. Ziel des gemeinnützigen Vereins ist die Förderung von Markttransparenz auf dem Strommarkt.
Die Zertifizierung erfolgt nach einheitlichen und transparenten Kriterien. Diese unterteilen sich in Pflicht- und Wahlpflichtkriterien. Ihre Einhaltung wird jährlich von unabhängigen Gutachtern geprüft.
Die Pflichtkriterien müssen vom Ökostromanbieter komplett erfüllt werden. Sie garantieren, dass:
Die Wahlpflichtkriterien stellen sicher, dass das Ökostromprodukt einen zusätzlichen Beitrag zur Energiewende leistet, wahlweise durch:
Anbieter, die nicht nur einzelne Ökostromprodukte, sondern ihre gesamte Absatzmenge an Tarifkunden nach ok-power zertifizieren lassen, erhalten das Siegel ok-power-plus.
Das Grüner Strom Label wird vom Verein Grüner Strom Label e.V. vergeben und von gemeinnützigen Verbänden und Organisationen getragen - darunter der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Naturschutzbund Deutschland (NABU). Das Gütesiegel zertifiziert ausschießlich Ökostromprodukte, nicht die Anbieter selbst.
Das Grüner Strom Label gilt aufgrund seiner strengen Richtlinien als Siegel mit besonders hohem Umweltnutzen. An Stromtarife stellt es unter anderem die folgenden Bedingungen für eine Zertifizierung:
Das Grüner Strom Label zeichnet sich wie folgt als verlässliche Orientierunghilfe für Verbraucher aus:
TÜV-Zertifikate werden sowohl vom TÜV Nord als auch vom TÜV Süd herausgegeben. Während der TÜV Nord nach einer Basisrichtline zertifiziert, setzt der TÜV Süd drei verschiedene Kriterienkataloge an.
Basis für die Herausgabe des TÜV-Nord-Zertifikats ist die "NDTÜV-Basisrichtlinie für Ökostromprodukte". Diese gibt vor, dass bereitgestellter Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien gewonnen werden muss, wobei 50 Prozent aus KWK-Anlagen stammen dürfen. Als wesentliches Ziel des Zertifikats wird der Ausbau von erneuerbaren Energien genannt, so dass Stromanbieter verpflichtet werden, diesen Aspekt einzubeziehen und Kunden über Förderungsmaßnahmen zu informieren. Genauere Auflagen werden nicht genannt, jedoch ist festgelegt, dass Aufschläge auf das Ökoprodukt der Förderung erneuerbarer Energien und dem Neubau von entsprechenden Anlagen dienen sollen.
Auch bei den TÜV-Süd-Zertifikaten muss der Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen geliefert werden, wobei nur in der Variante UE01 50 Prozent davon aus KWK-Anlagen stammen dürfen. Bei allen drei Varianten dienen Preisaufschläge dem Ausbau erneuerbarer Energien.
WE LOVE ENERGY ist ein TÜV-geprüftes Label für Ökoenergie. Es unterstützt nachhaltige Projekte in Deutschland und bezieht Verbraucher über eine Plattform mit ein, auf der mitentschieden werden kann, welche Projekte gefördert werden sollen. Grundlage für die Auswahl der Projekte sind die 17 Ziele für Nachhaltigkeit der Vereinten Nationen.
Um das WE LOVE ENERGY Label zu erhalten, müssen Energieversorger die Qualitätsanforderungen an 100 Prozent Ökoenergie erfüllen. Garantiert wird dies durch eine unabhängige Zertifizierung des TÜV Rheinland. Das Zertifikat beinhaltet zudem ein spezielles Sicherheitsmerkmal, das es als Verbrauchern ermöglicht, die Zugehörigkeit eines Energieversorgers zum WE LOVE ENERGY Label zu überprüfen.
Das EKOenergie-Label ist eine Initiative des EKOenergie-Netzwerks, einer Gruppe von mittlerweile 34 europäischen Umweltorganisationen aus 26 Ländern. Es ist das erste und bislang einzige europaweite Ökostromlabel.
Für die Vergabe des Labels müssen unter anderem folgende Kriterien erfüllt sein:
Gütesiegel für grüne Stromtarife bieten Verbrauchern eine wichtige Orientierungshilfe. Sie ermöglichen es ihnen, echten Ökostrom von "grün gewaschenem" Strom zu unterscheiden und eine informierte Entscheidung zu treffen. Darüber hinaus fördern sie die Investition in erneuerbare Energien und tragen so zur Energiewende bei.
Beim Abschluss eines Ökostromvertrags sollten Verbraucher nicht nur auf das Vorhandensein eines Gütesiegels, sondern auch auf dessen Kriterien achten. Es ist wichtig zu verstehen, was das Siegel genau garantiert und welche Anforderungen es an die Anbieter stellt. Darüber hinaus sollten Verbraucher die Vertragsbedingungen und Preise genau prüfen und verschiedene Angebote vergleichen.