Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus? Offenbar doch, wenn es im Strudel der Energiewende ans Eingemachte geht, nämlich an die Marktanteile. Aktuell streiten sich die Interessenvertreter der Öl- und Gasbranche, wer von beiden auf dem Wärmemarkt der Zukunft denn die größeren (Rest-)Chancen haben wird.
Studie „Wärmemarkt 2050“ erhitzt die Gemüter
Inzwischen ist es auch bis in die hintersten Bänke der Energiepolitik vorgedrungen: Keine Energiewende ohne Wärmewende. Um die angestrebten nationalen wie globalen Klimaziele erreichen zu können, ist es von entscheidender Wichtigkeit, dass der Wärmemarkt der Zukunft deutlich nachhaltiger – also erneuerbarer – gestaltet wird als bislang. Also sollen und müssen fossile Energieträger wie Kohle, Öl und Gas langfristig nicht nur aus der Stromerzeugung, sondern auch aus deutschen Heizungskellern verschwinden. Während sich die Kohleindustrie mehr und mehr mit ihrem nahenden Schicksal abgefunden zu haben scheint, wollen die Vertreter der Öl- und Gasbranche die Flinte noch nicht ins Korn werfen. Erstaunlich ist dabei nur, dass sie inzwischen lieber aufeinander losgehen, als auf die drohenden Technologien erneuerbarer Wärme.
Ausgangspunkt des aktuellen Zwists Öl gegen Gas ist eine Studie namens „Wärmemarkt 2050“, die von der Initiative Zukunft Erdgas (ist das nicht mittelfristig ein Paradoxon?) veröffentlicht wurde. Knapp umrissen, geht die Studie davon aus, dass gasbasierte Heizungen im Zukunftsdeutschland des Jahres 2050 noch einen Marktanteil von mehr als 50 Prozent haben werden, während Heizöl schwuppdiwupp aus der Wärmeversorgung entschwindet. Das hört man bei den deutschen Ewings natürlich gar nicht gern und wehrt sich bitterbös. Die Studie klammere entscheidende Tatsachen bewusst aus, nehme ihr eigenes Ergebnis bereits in der Methode vorweg und habe deshalb kaum Aussagekraft, sagt man beispielsweise beim Institut für Wärme und Oeltechnik aus Hamburg. Die Gasbranche sieht sich angesichts von Schlagworten wie Brennstoffzelle, Biomethan und Power-to-Gas für die Zukunft gewappnet. Die Vertreter der Ölwirtschaft wiederum verweisen auf die künftige Bedeutung regenerativer flüssiger Brennstoffe auf synthetischer Basis. Und beide halten sich unter dem so herrlich nachhaltig und effizient klingenden Stichwort Brennwerttechnik für die idealen Partner erneuerbarer Energien. Mein Vorschlag: Ihr putzt einfach beide so schnell wie möglich die Platte und nehmt all die Unannehmlichkeiten wie Klimagas-Emissionen, Russland-Importe und OPEC-Kartellpreise gleich mit.
Bild © Uschi Dreiucker, Pixelio
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