Wenn Sie in Zukunft nach Feierabend in den Zug nach Hause steigen, dann könnte es sein, dass ihr Strom gleich mitfährt. Denn in einer Machbarkeitsstudie soll demnächst geprüft werden, ob und in welchem Ausmaß das Stromnetz der Deutschen Bahn genutzt werden kann, um Ökostrom von A nach B zu schicken.
Bahn-Netz soll Ökostrom befördern
Nicht erst seit der Diskussion um einen vorzeitigen Atomausstieg ist der Politik eines klar: Die Energiewende wird teuer. Einen erheblichen Kostenfaktor im Versorgungskonzept der Zukunft stellen vor allem die Netze dar. Selbige sollen nämlich nicht nur möglichst intelligent sein – Stichwort Smart Grid – sondern auch massiv ausgebaut werden. Schließlich will man vom sauberen Windstrom aus der Nordsee auch im alpinen Bayern noch was haben. Ergo muss der Ökostrom transportiert werden. Ob dies zu einem gewissen Teil künftig über das Netz der Deutschen Bahn realisiert werden kann, wollen nun Vertreter der Bundesministerien für Wirtschaft und Verkehr, der Bahn, des Eisenbahn-Bundesamtes sowie der Bundesnetzagentur überprüfen. Die rund 7.800 Kilometer langen Hochspannungsleitungen der Bahn werden bislang ausschließlich für die Versorgung der Züge genutzt. Würden diese zusätzlich zu Gütern und Fahrgästen in Zukunft auch noch Strom transportieren, könnte sich die Regierung so manche neue Trasse und damit vielleicht die ein oder andere Million sparen.
Laut einer Studie der Deutschen Energie-Agentur müssten 3.600 Kilometer an neuen Stromtrassen errichtet werden, um den im Norden der Republik erzeugten Windstrom künftig bundesweit effektiv zu verteilen. Neben den immensen Kosten stehen diesem Vorhaben auch zahlreiche Bürgerproteste im Wege, die negative Auswirkungen der Hochspannungsleitungen auf Mensch und Umwelt befürchten. Warum also nicht ein bereits landesweit bestehendes Netz nutzen und den Bau neuer Trassen minimieren? Die Bahn zumindest steht diesem Konzept noch eher skeptisch gegenüber. Die möglichen Gewinnmargen gelten als niedrig, und man fragt sich im Unternehmen, ob man mit der Stromdurchleitung überhaupt ein neues Geschäftsfeld aktivieren kann und will. Immerhin äußerte ein Vertreter der Bahn kürzlich gegenüber dem Magazin Spiegel: „Alles ist möglich, wenn für die Bahn keine zusätzlichen Kosten entstehen.“ Tja, wer weiß, vielleicht kommt unser Strom bald auch immer zehn Minuten später als laut Fahrplan angekündigt.
Foto © Pixelio, Erich Westendarp
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