TelDaFax, FlexStrom, Care Energy und nun BEV Energie. Insolvenzen großer Stromanbieter sind selten – aber wenn sie geschehen, dann nicht nur sehr öffentlichkeitswirksam, sondern auch zum Nachteil hunderttausender Stromkunden. Was zur Frage führt:
Können sich Verbraucher in Deutschland noch auf die Mechanismen des Strommarktes verlassen?

Die Antwort vorweg: Ja. Fälle wie die kürzliche Pleite des Münchener Stromanbieters BEV Energie sind ärgerlich. In diesem Fall sogar massenhaft ärgerlich, denn rund 500.000 Kunden verloren nicht nur ihren Versorger, sondern ihren Anspruch auf tarifliche Preisgarantien und Wechselboni gleich mit. Trotzdem fallen die Verbraucher vergleichsweise weich. Sie haben keine Stromlücke zu befürchten, weil die lokale Ersatzversorgung übernimmt, und sie haben die Möglichkeit, unmittelbar zu einem neuen, verlässlichen Stromanbieter zu wechseln.
Vergleichbare Pleiten hatten in der Vergangenheit durchaus dramatischere Folgen für Stromkunden. Bei den Insolvenzen von TelDaFax (2011) und FlexStrom (2013) waren beispielsweise Vorkassetarife im Spiel. Die betroffenen Haushalte waren für ihren Strombezug also finanziell in Vorleistung gegangen und standen nach der Insolvenz der Stromdiscounter mit leeren Händen da. Der monetäre Schaden war in diesen Fällen ungleich höher.
Und genau hier liegt einer der Hauptunterschiede zwischen dem Strommarkt von damals und den heutigen Gegebenheiten: Die zu Recht verrufenen Vorkassetarife fristen genau wie Paketverträge mit festen Abnahmemengen inzwischen ein Nischendasein. Demgegenüber sind Stromtarife mit Wechselboni heute an der Tagesordnung. Natürlich lauern auch hier Gefahren. Kalkulieren Anbieter mit zu hohen Boni, um Kunden zu gewinnen, droht das Szenario BEV – der Versorger übernimmt sich finanziell, kann seine Kampfpreise nicht halten und geht im schlimmsten Fall in die Insolvenz.
Das System der Wechselprämien pauschal an den Pranger zu stellen, wäre jedoch falsch. Aus zwei Gründen: Erstens sind die Boni, sofern seriös eingesetzt, für Anbieter tatsächlich ein wirksames Instrument zur Neukundengewinnung. Zweitens eröffnen sie gerade den Verbrauchern, die regelmäßig ihren Anbieter wechseln, ein besonders hohes Sparpotenzial. Und wechselfreudige Stromkunden sind die wohl wichtigste Voraussetzung für einen funktionierenden Wettbewerb auf dem Strommarkt.
Linktipps:
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Bild © Rainer Sturm, Pixelio
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