Eingezwängt zwischen Corona-Krise und CO2-Preis stecken Deutschlands Verbraucher derzeit tief im Kostensumpf. Finanzielle Entlastung muss her – bei Steuern, Strompreisen oder am besten bei beidem. Doch weder die reduzierte Mehrwertsteuer noch der EEG-Umlagendeckel scheinen die Stromrechnungen von Haushalten wirklich effektiv senken zu können – weder jetzt, noch 2021.
Wachsender Kostendruck
Wenn zum Jahreswechsel die beschlossene CO2-Bepreisung klimaschädlicher Brennstoffe in Kraft tritt, müssen Verbraucher beim Tanken und Heizen mit Benzin, Diesel, Gas und Heizöl draufzahlen. Der CO2-Preis ist eine grundsätzlich sinnvolle und strategisch notwendige Maßnahme, um den allgemeinen Energie- und Ressourcenverbrauch nachhaltiger zu gestalten und Klimaschutz endlich auch ökonomisch zu etablieren. Für eine gerechte Verteilung finanzieller Lasten sorgt er allerdings nicht: Mieter in gas- oder ölbeheizten Mehrfamilienhäusern sind ihm beispielsweise ebenso machtlos ausgeliefert wie Pendler in Regionen mit schlechter ÖPNV-Anbindung. Und schon diese zwei Kennzeichen dürften auf einen erheblichen Teil der Bevölkerung zutreffen (und zwar nicht den bestverdienendsten). Wer keine Möglichkeit hat, seinen Heizkessel auf Wärmepumpe oder Solarthermie umzurüsten oder den alten Spritschlucker gegen ein hübsches E-Auto einzutauschen, der wird im kommenden Jahr wohl eine mehr oder minder hohe dreistellige Summe zusätzlich für Energie einkalkulieren müssen.
Noch ist kaum Kritik an der nahenden Kostenlast durch den CO2-Preis zu hören. Wohl auch deshalb, weil die Corona-Alarmglocken derzeit alles andere übertönen. Apropos Corona: Wer im Zuge der Pandemie ins Home-Office gezwungen wurde, in die Kurzarbeit oder gar in die Arbeitslosigkeit, braucht ebenfalls dringend Entlastung. Die sollte unter anderem die befristete Mehrwertsteuersenkung in der zweiten Jahreshälfte 2020 bringen, gefolgt von der Deckelung der EEG-Umlage für sinkende Strompreise in den Jahren 2021 und 2022. Leider hat die in diesem Fall wirklich bemühte Bundesregierung jedoch die Rechnung ohne die Energieversorger gemacht. Denn ob der Strompreis wirklich sinkt, entscheidet am Ende keine politische Wohlfahrtsmaßnahme, sondern die gefährlich spitze Feder, mit der Stromlieferanten ihre Gewinnmargen kalkulieren.
Ernüchternde Aussichten
Dementsprechend ernüchternd fällt der Ausblick aufs Strompreisjahr 2021 aus: Wenn die Versorger in diesen Wochen Preisanpassungen zum Jahreswechsel ankündigen, dann zeigen diese ebenso oft auf- wie abwärts. Und in vielen Fällen ändert sich schlicht gar nichts. Aber warum eigentlich? Schließlich wurde die EEG-Umlage – immerhin ein Fünftel des Strompreises – per Staatsdeckel abgesenkt. Noch dazu sind die Stromgroßhandelspreise, also die Beschaffungskosten der Versorger, infolge der Lockdown-bedingt eingebrochenen Nachfrage in diesem Jahr drastisch in den Keller gegangen. Was also ist passiert mit dem eigentlich vorhandenen Spielraum für sinkende Strompreise? Er wird getilgt von steigenden Netzentgelten und langfristigen Lieferverträgen, sagen die Stromanbieter. Zu Argument 1: Ja, stimmt, die Netzentgelte sind auch in diesem Jahr gestiegen, allerdings nur leicht. Zu Argument 2: Es verwundert schon etwas, dass Energieversorger bei sinkenden Beschaffungskosten stets auf ihren langfristigen Stromeinkauf verweisen, also anscheinend immer dann Strom eingekauft haben, wenn er gerade besonders teuer war. Ist betriebswirtschaftlich schwer nachvollziehbar.
Fazit: Die große Strompreis-Entlastung werden wir Verbraucher auch im kommenden Jahr nicht erleben. Stattdessen müssen die meisten von uns für Energie insgesamt tiefer in die Tasche greifen. Und das tut nach dem Corona-Jahr 2020 und vor einem möglichen weiteren Corona-Jahr 2021 besonders weh.
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