Lange Zeit profitierten Verbraucher in Deutschland von moderaten Gaspreisen. Im Unterschied zu den exorbitant hohen Stromkosten für Privathaushalte lagen die Preise für Erdgas hierzulande viele Jahre sogar unter dem EU-Durchschnitt. Diese Situation hat sich 2021 und 2022 schlagartig geändert. Befeuert durch explodierende Großhandelspreise auf dem Weltmarkt ist Gas so teuer wie nie zuvor. Damit wächst auch die finanzielle Belastung für Millionen Haushalte in Deutschland.
Wir beantworten Verbrauchern die dringendsten Fragen: Wohin geht die Reise bei den Gaspreisen 2022? Mit welchen Kosten müssen Haushalte und Unternehmen in diesem Jahr rechnen? Unsere Einschätzung:
Die Gaspreiswelle rollt. 2022 müssen Verbraucher mit deutlich steigenden Heizkosten rechnen. Je nach Haushaltsgröße und Verbrauch kann sich die Zusatzbelastung auf mehrere Hundert Euro belaufen. Wir gehen davon aus, dass die Gaspreise in den kommenden Jahren hoch bleiben. Die notwendigen Alternativen zu russischem Gas kosten Zeit und Geld.
Millionen von Haushalten in Deutschland wurden von ihren Energieversorgern bereits im Herbst 2021 über anstehende Gaspreiserhöhungen in Kenntnis gesetzt. Dieser Trend hat sich 2022 fortgesetzt und dramatisiert. Hauptursache für das anhaltende Preishoch ist die stark anziehende Nachfrage nach Erdgas, die sich aus dem Ende coronabedingter Lockdown-Maßnahmen ergeben hat. Der Ausbruch des Ukraine-Kriegs und die verhängten Wirtschaftssanktionen gegen Russland haben die angespannte Lage nochmals deutlich verschärft.
Der Börsenpreis für Erdgas hatte bereits zum Jahresende ein historisches Hoch ereicht- und ist seither weiter gestiegen. Die Beschaffungskosten haben sich von April 2021 bis April 2022 vervierfacht. Gründe dafür: Viele Gasspeicher in Europa waren zu Beginn der Heizperiode leerer als sonst üblich. Gleichzeitig zog die weltweite Gasnachfrage nach dem Ende der meisten Lockdown-Maßnahmen sprunghaft an. Der Ukraine-Krieg hat darüber hinaus zu Engpässen auf dem Gasmarkt geführt.
Die bereits angespannte Preis- und Marktlage auf dem Gasmarkt wurde durch den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine nochmals deutlich verschärft. Im Juni 2022 wurde der Gasfluss durch die Pipelines nach Deutschland deutlich gedrosselt. Von April 2021 bis April 2022 stiegen die Großhandelspreise für Gas um 400 Prozent.
Eine zusätzliche Kostenlast müssen Haushalte seit Jahresbeginn 2021 durch die Einführung der CO2-Bepreisung klimaschädlicher Brennstoffe im Verkehrs- und Wärmesektor tragen. Die CO2-Kosten verteuern die Preise für Sprit, Heizöl und eben auch Erdgas, denn sie werden in der Regel an die Letztverbraucher weitergegeben. Zweck der CO2-Bepreisung ist es, den Umstieg auf alternative, klimafreundliche Energien und Technologien attraktiver zu machen.
Der CO2-Preis lag zum Zeitpunkt seiner Einführung im Januar 2021 bei 25 Euro pro Tonne. Umgerechnet auf den Energieträger Gas enspricht dies 0,5 Cent pro Kilowattstunde. Zum Jahresbeginn 2022 ist der CO2-Preis auf 30 Euro pro Tonne gestiegen und soll bis 2025 auf 55 Euro pro Tonne klettern. Das bedeutet für Verbraucher: Das Heizen mit konventionellen Energieträgern wird in den kommenden Jahren sukzessive verteuert.
Das Gasnetz bildet nicht nur die Basis für die Wärmeversorgung der Mehrheit aller Haushalte und Unternehmen in Deutschland, es ist auch ein entscheidender Faktor für die Energiewende - etwa im Hinblick auf innovative Power-to-Gas-Technologien, die speicherbare erneuerbare Wärme bereitstellen können. Die Zukunftsfähigkeit des Gasnetzes ist mit entsprechenden Investitionen verbunden, die über die Netzentgelte an die Verbraucher weitergegeben werden. Die Netzentgelte machen etwa ein Viertel des Gaspreises für Privathaushalte aus und sind 2022 um rund zwei Prozent gestiegen.
Lesen Sie auch: Strompreise 2022 - unsere Prognose zur Entwicklung der Strompreise in Deutschland.
Klar ist: Gaspreiserhöhungen sind in den kommenden Monaten kaum vermeidbar. Um die steigende Kostenlast zumindest abzumildern, empfehlen wir Verbrauchern, ihren Gastarif im Blick zu behalten und Preiserhöhungen genau zu prüfen.
Da die günstigen Neutarife aktuell fast doppelt so viel kosten wie noch im Sommer des Jahres, kann es sein, dass Kunden mit einer moderaten Preiserhöhung weniger zahlen als bei einem Anbieterwechsel. Fällt die Preiserhöhung allerdings hoch aus, so sollten Kunden Einspruch einlegen und von ihrem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen. Gerade bei den Kosten für Heizung und Warmwasser, die den Großteil des Energieverbrauchs im Haushalt ausmachen, schlummert in vielen Fällen erhebliches Sparpotenzial.
Empfehlungsgrundlage für einen durchschnittlichen Haushalt in Deutschland. Die Richtwerte sind je nach Verbrauch und PLZ unterschiedlich, da die Preise regional schwanken.
In den allermeisten Fällen sparen Verbraucher dann am meisten, wenn Sie regelmäßig den Anbieter wechseln. Das zeigen sowohl unsere eigenen jahrzehntelangen Erfahrungen auf dem Energiemarkt als auch die Untersuchungen von Verbraucherschützern. Viele Anbieter belohnen wechselwillige Kunden mit attraktiven Bonuszahlungen. Diese Prämien bedeuten einen sehr günstigen Gaspreis im ersten Vertragsjahr. Da die Tarife im zweiten Jahr deutlich teurer werden, sollten Sie als Verbraucher die Preise im Auge behalten.
Sehr einfach und bequem ist das mit unserem kostenlosen Premium-Wechselservice für Strom und Gas möglich. Hierbei passen wir dauerhaft und automatisch auf Ihren Tarif auf und wechseln auf Wunsch regelmäßig den Anbieter für Sie.
Erhöht Ihr Anbieter den Gaspreis deutlich, sollten Sie unbedingt Ihr geltendes Sonderkündigungsrecht wahrnehmen. Gerne können Sie dazu unser Musterschreiben "Sonderkündigung nach Preiserhöhung" verwenden. Diese und weitere Hilfen finden Sie in unserem Themenspecial "Strompreiserhöhung und Sonderkündigungsrecht".
Wichtig: Machen Sie von Ihrem Sonderkündigungsrecht Gebrauch, dann setzen Sie das Kündigungsschreiben unbedingt persönlich auf - eine Kündigung durch den neuen Anbieter reicht in diesem Fall nicht aus.
Angesichts der aktuellen Preislage empfehlen wir Verbrauchern, bei einem Anbieterwechsel zunächst einen Vertrag mit kurzer Laufzeit abzuschließen - maximal 12 Monate. Sollten im Laufe des nächsten Jahres wieder günstige Angebote verfügbar sein, können Kunden kurzfristig wechseln.
Für Unternehmen bedeuten hohe Energiekosten einen direkten Wettbewerbsnachteil. Gewerbekunden, deren bisherige Gaslieferverträge auslaufen, stehen aktuell vor einer großen Herausforderung: Unter Umständen müssen sie zu schlechteren Konditionen neu abschließen.
Nutzen Sie unseren kostenlosen Preisvergleich für Gewerbekunden. Wenn Sie mehr als 50.000 kWh Strom oder Gas im Jahr verbrauchen, dann holen wir für Ihr Unternehmen maßgeschneiderte Angebote ein. Sie können in aller Ruhe die Preise vergleichen und beim günstigsten Anbieter abschließen.
Wie setzen sich die Strom- und Gaspreise zusammen?
Strom- und Gaspreise setzen sich aus verschiedenen Komponenten zusammen, die sowohl den Energieerzeugungs- und -transportprozess als auch Steuern, Abgaben und gesetzliche Regelungen betreffen. Hier sind die Hauptkomponenten, die die Strom- und Gaspreise beeinflussen: Energiebeschaffung und ...
Welche Informationen muss die Energierechnung enthalten?
Strom und Gas kosten Geld. Die Abrechnung erfolgt in der Regel per Rechnung. Viele Haushalte erhalten einmal im Jahr eine komplette Abrechnung für einen bestimmten Zeitraum (meist 12 Monate). Für den Kunden ist es natürlich sehr wichtig, dass die Rechnung transparent gestaltet ist und er auch ...
Wann muss ich als Kunde die Gas- und/oder Stromrechnung bezahlen?
Die Fälligkeit der Gas- und/oder Stromrechnungen hängt von Ihrem Energieversorger und Ihrem Vertrag ab. Es gibt verschiedene Abrechnungs- und Zahlungsmodalitäten, wie z.B. monatliche Abschlagszahlungen, vierteljährliche oder jährliche Zahlungen. Monatliche Abschlagszahlungen basieren auf ...
Welche Rechte habe ich, wenn ich Einspruch gegen die Rechnung einlegen will?
Wenn Sie Einspruch gegen Ihre Stromrechnung einlegen möchten, haben Sie bestimmte Rechte und Möglichkeiten. Hier sind einige Schritte, die Sie unternehmen können: Überprüfen Sie die Rechnung genau: Stellen Sie sicher, dass Sie alle Informationen auf der Rechnung richtig verstanden haben ...
Mein Energieversorger erhöht die Preise. Muss ich das akzeptieren?
Wenn Ihr Energieversorger die Preise erhöht, haben Sie verschiedene Optionen zur Verfügung. Sie müssen die Preiserhöhung nicht zwangsläufig akzeptieren. Hier sind einige Schritte, die Sie unternehmen können: Überprüfen Sie Ihren Vertrag: Lesen Sie die Bedingungen Ihres Energievertrags ...