Deutschland ist europäische Spitze in Sachen Versorgungssicherheit – in keinem anderen Land auf dem Kontinent gehen die Lichter so selten aus wie in der Bundesrepublik. Ganz anders dagegen die derzeitige Lage in Belgien: Unser westlicher Nachbar leidet unter dem Ausfall gleich mehrerer Atomreaktorblöcke und könnte gezwungen sein, einigen Gemeinden im anstehenden Winter stundenweise den Saft abzudrehen.
15 Minuten Blackout in Deutschland
Auch in Deutschland kommt es immer wieder zu Stromausfällen, die jedoch zeitlich und örtlich so begrenzt ausfallen, dass sie in der Gesamtbilanz kaum nennenswert wirken. Die durchschnittliche Blackout-Rate liegt hierzulande pro Stromverbraucher bei rund 15 Minuten im Jahr. Allerdings: In die Statistik der Bundesnetzagentur fließen nur Versorgungsunterbrechungen von mindestens drei Minuten Länge ein. Zudem ist der Trend der letzten Jahre leicht aber kontinuierlich steigend: von 14,63 Minuten im Jahr 2009 auf 15,91 Minuten in 2012. Nichtsdestotrotz haben Länder mit vergleichbaren Volkswirtschaften, wie beispielsweise Frankreich oder Großbritannien, deutlich größere Probleme bei der Versorgungssicherheit. Dort liegt die Stromausfall-Rate mehr als viermal so hoch wie in Deutschland. Finnland kommt gar auf einen durchschnittlichen Blackout-Wert von über drei Stunden pro Kopf und Jahr. So etwas mag für Privathaushalte mit ein paar Kerzen und einem guten Buch verschmerzbar sein, Unternehmen, insbesondere aus der Industrie, schalten in der Regel jedoch schon bei kleinsten Stromausfällen auf Alarmstufe Rot.
Belgien geht der Strom aus
Ganz andere Probleme haben unsere belgischen Nachbarn. Der Ausfall von gleich drei Reaktorblöcken binnen weniger Monate setzt dem immer noch massiv auf Atomkraft setzenden Land schwer zu und stellt eine akute Bedrohung für die dortige Versorgungssicherheit dar. Mehr als die Hälfte des eingeplanten Stroms aus Kernenergie fällt aus technischen Gründen mittelfristig weg. Die Folge: Belgiens Regierung befürchtet in den verbrauchsintensiven Wintermonaten Stromspitzen, die zu einer Überlastung des Netzes und letztlich zu flächendeckenden Blackouts führen könnten. Um dieses volkswirtschaftliche Schreckensszenario zu verhindern, wird man sich in Belgien möglicherweise gezwungen sehen, einzelnen Gemeinden zur allgemeinen Netzentlastung stundenweise den Strom abzustellen.
Bild © Pixelio, Rainer Sturm
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