Wirtschaftsvertreter fordern Brückenstrompreis für Industrie

Wirtschaftsvertreter fordern Brückenstrompreis für Industrie

23.08.2023 | Energienachrichten

Verbände und Gewerkschaften der energieintensiven Industrien haben sich zu einer "Allianz pro Brückenstrompreis" zusammengeschlossen. Die Wirtschaftsvertreter sehen in den hohen Energiepreisen einen entscheidenden Wettbewerbsnachteil für den Industriestandort Deutschland.

"Fünf vor zwölf" für energieintensive Unternehmen

Die Mitglieder der Allianz sprechen sich für eine schnelle Lösung der laufenden Debatte um einen Industriestrompreis aus. Es sei "fünf vor zwölf" für die energieintensiven Unternehmen in Deutschland. Längst drohten Verlagerungen, Standortschließungen und der Verlust von Arbeitsplätzen.

Die Allianz bekennt sich in einem Schreiben an die politisch Verantwortlichen in Bund und Ländern ausdrücklich zum Standort Deutschland und der Transformation zu einer klimaneutralen Produktion. Strom werde dabei immer wichtiger. Bis dieser in ausreichenden Mengen aus erneuerbaren Energien zur Verfügung stehe, sei ein wettbewerbsfähiger, zeitlich begrenzter Brückenstrompreis dringend notwendig.

Bedingungen für Industriestrompreis

Jörg Hofmann, Vorsitzender der IG Metall, kommentiert: "Die aktuell hohen Energiekosten, und die Tatsache, dass Deutschland mit die höchsten Industriestrompreise in Europa aufweist, verlangen faire Lösungen. Anderenfalls drohen (...) energieintensive Branchen eher früher als später aus Deutschland zu verschwinden. (...) Aus Sicht der IG Metall muss ein Brückenstrompreis folgende Aspekte beinhalten: Eine Beschränkung auf die energieintensive Industrie, die im internationalen Wettbewerb steht, eine zeitliche Befristung verbunden mit einer konkreten Transformationsperspektive zum Bezug günstiger regenerativer Energie, um Mitnahmeeffekte zu verhindern sowie - uns als Gewerkschaft besonders wichtig - Investitionen der geförderten Unternehmen in die Transformation, Standortgarantien und Verpflichtung zur Tariftreue."

Die Mitglieder der Allianz vertreten insgesamt über 1,1 Millionen Beschäftigte in über 8.000 Unternehmen. Laut einer aktuellen Kurzstudie hängen bis zu 2,4 Millionen Arbeitsplätze und gut 240 Milliarden Euro Wertschöpfung an den Betrieben der energieintensiven Branchen.

Sechs Cent pro Kilowattstunde Industriestrom

Zustimmung erhält der Vorstoß der Allianz unter anderem von Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsministerin Mona Neubaur. Im Interview mit der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung plädiert sie vehement für eine schnelle Einigung beim Thema Industriestrompreis.

Neubaur: "Die Situation ist ernst - insbesondere in der energieintensiven Industrie. Deshalb brauchen wir den Brückenstrompreis von sechs Cent pro Kilowattstunde bis zum Jahr 2030." An Bundeskanzler Olaf Scholz gerichtet, fügt Neubaur hinzu: "Wenn die alte Gleichung stimmt, dass Deutschland wirtschaftlich ins Straucheln gerät, wenn die NRW-Industrie hinkt, müsste der Kanzler ein hohes Interesse daran haben, dieses Problem zu lösen."

Björn Katz, Redaktion StromAuskunft.de

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