Staatliche Entlastungen haben gestiegene Energiekosten teils überkompensiert

Staatliche Entlastungen haben gestiegene Energiekosten teils überkompensiert

05.07.2023 | Energienachrichten

Mit einer Reihe von Entlastungmaßnahmen hat die Bundesregierung auf die im Zuge der Energiekrise stark gestiegenen Kosten für Verbraucher reagiert. In bestimmten Fällen stünden Haushalte nun finanziell sogar besser da, lautet das Fazit einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).

Entlastungen kosten 240 Milliarden Euro

Insgesamt 28 Maßnahmen hat die Bundesregierung laut Analyse seit Krisenbeginn auf den Weg gebracht, um Verbraucher in Deutschland zu entlasten. Darunter die Preisbremsen für Strom und Gas, das 9-Euro-Ticket, der Tankrabatt sowie die Zahlung von Energiepauschalen und die Übernahme von Heizkostenabschlägen. Hinzu kommt eine arbeitgeberfinanzierte, steuerfreie Inflationsausgleichsprämie von bis zu 3.000 Euro, die noch bis Ende 2024 ausgezahlt werden kann. Insgesamt summieren sich die Entlastungen auf ein geschätztes Volumen von rund 240 Milliarden Euro.

Familien mit geringem Einkommen haben besonders profitiert

In Teilen hätten die Hilfen die Belastungen überkompensiert, so die Autoren der Studie, und Haushalte mehr unterstützt als notwendig. Konkret haben die Ökonomen berechnet, dass eine vierköpfige Familie mit einem Jahresbruttogehalt von 40.000 Euro durch die Preisanstiege in diesem und dem letzten Jahr knapp 5.400 Euro mehr habe zahlen müssen. Der Staat habe einen solchen Musterhaushalt jedoch mit mehr als 8.500 Euro entlastet, was unter dem Strich ein Plus von über 3.100 Euro bedeute. Ausschlaggebend seien hierbei die Erhöhungen von Wohngeld und Kinderzuschlag, von denen insbesondere Familien mit geringem Einkommen profitiert hätten.

Deutlich weniger entlastet wurden laut Studie kinderlose Normalverdiener. Ein Single mit einem Jahreseinkommen von 45.000 Euro habe durch die Preisanstiege eine finanzielle Mehrbelastung von knapp 3.400 Euro tragen müssen. Die Entlastung vom Staat betrage jedoch nur gut 800 Euro - es bleibe also eine kräftige Lücke von etwa 2.600 Euro. Die könne nur durch die Zahlung der Inflationsausgleichsprämie in ein Plus gedreht werden.

Die größte Lücke tut sich nach IW-Berechnungen bei Besserverdienern auf: Bei Singles mit einem Einkommen von 75.000 Euro bleibe ein Minus von fast 3.000 Euro, bei Familien mit 120.000 Euro Jahreseinkommen seien es sogar rund 6.000 Euro - allerdings ohne Inflationsausgleichsprämie.

Kritik an "Gießkannen-Prinzip"

Fazit der Studie: "Trotz einer im Grundsatz angemessenen sozialen Staffelung der staatlichen Hilfen lässt sich kritisch anmerken, dass verschiedene Maßnahmen weder zielgenau noch bedarfsorientiert sind und daher erhebliche Streu- und Mitnahmeeffekte entstehen." Entlastungspakete nach dem "Gießkannen-Prinzip" seien deshalb wenig ratsam.

Björn Katz, Redaktion StromAuskunft.de

Energiekosten

Ähnliche Energienachrichten