Stromanbieter in Deutschland sind seit Jahresbeginn gesetzlich verpflichtet, dynamische Stromtarife anzubieten. Eine aktuelle Untersuchung zeigt jedoch: Oft werden die Tarife vor Kunden versteckt.
von Björn Katz
Dynamische Stromtarife gelten als die Zukunft der Energieversorgung. Mit ihnen lässt sich die schwankende Verfügbarkeit erneuerbarer Energien gezielt steuern, indem Strom für Haushalte immer dann besonders günstig ist, wenn viel vorhanden ist. Dazu braucht es Smart Meter, aber eben auch entsprechende Stromtarife, die die stündlichen oder gar minütlichen Kostenschwankungen einpreisen.
Seit Jahresbeginn müssen alle Stromversorger in Deutschland dynamische Tarife anbieten. Doch eine Untersuchung des Redaktionsnetzwerkes Ippen.Media, in dem unter anderem die Frankfurter Rundschau vertreten ist, zeigt: Dynamische Tarifmodelle werden in vielen Fällen nicht nur kaum beworben, sie werden sogar regelrecht versteckt. Insbesondere auf den Webseiten der Energieversorger sind entsprechende Angebote erst nach ausgiebiger Recherche oder zum Teil überhaupt nicht zu finden.
Für Marktexperten ist diese Praxis nicht überraschend. Viele Versorger hätten erst im vergangenen Jahr begonnen, sich auf die veränderte Gesetzeslage einzustellen, obwohl diese bereits seit Langem bekannt sei. Man habe die Entwicklung schlicht verschlafen und sei nun nicht ausreichend vorbereitet.
Größter Knackpunkt sind offenbar die Smart Meter: Wer dynamische Stromtarife anbieten will, muss auch den Einbau von digitalen, vernetzten Stromzählern ermöglichen - und dies gestaltet sich schwierig. Smart Meter werden nicht vom Energieversorger bereitgestellt, sondern vom Messstellenbetreiber. Aufgrund von Personalengpässen und hohen Kosten gestaltet sich der Einbau in vielen Fällen jedoch lang und zäh. Auch weil der Gesetzgeber den Smart-Meter-Beitrag für Haushalte auf 20 Euro im Jahr gedeckelt hat.
Einige spezialisierte Unternehmen bieten dynamische Stromtarife übrigens auch ohne die Pflicht zum Smart Metering an. Weil die schwankenden Preise hierbei jedoch nicht vollumfänglich berechnet werden können, sind solche Tarifmodelle für Verbraucher weniger attraktiv. Daher haben diese Versorger bereits im vergangenen Jahr eine Initiave gegründet, um den Smart-Meter-Rollout in Deutschland zu beschleunigen.