Gut sechs Millionen Haushalte haben im Jahr 2023 ihren Stromanbieter gewechselt - ein neuer Rekord. Das zeigt der am gestrigen Mittwoch veröffentlichte jährliche Monitoringbericht von Bundesnetzagentur und Bundeskartellamt. Die Marktaufsichtsbehörden raten Verbrauchern auch weiterhin zu reger Wechselbereitschaft, dies könne die Energiekosten spürbar senken.
von Björn Katz
Zu den sechs Millionen Lieferantenwechseln kommen weitere drei Millionen Kunden, die 2023 ihren Stromtarif beim bestehenden Anbieter angepasst haben. Gegenüber dem Vorjahr ist die Wechselquote um 50 Prozent gestiegen. Dieses Allzeithoch unterstreicht die letztjährige Entwicklung auf dem Strommarkt: Während 2022, auf dem Höhepunkt der Energiekrise, außerhalb der Grundversorgung kaum preisliche Alternativen verfügbar waren, hat die Marktdynamik seit Jahresbeginn 2023 wieder erheblich zugenommen. Die Folge: Mehr Kunden als je zuvor wechselten aus der teuren Grundversorgung in einen günstigen alternativen Tarif.
Auch beim Gas hat die Wechselquote im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand erreicht: 1,8 Millionen Haushalte wechselten ihren Anbieter, weitere 660.000 passten ihren Tarif beim bestehenden Versorger an.
"Verbraucherinnen und Verbraucher haben die Chance Geld zu sparen und nur, wenn sie durch ihre Wechselbereitschaft ihre Marktmacht ausüben, werden auch niedrigere Preise bei ihnen ankommen. Strom- und Gaskunden können für den Lieferanten- oder Vertragswechsel vertrauenswürdige Wechselplattformen oder Angebote der Verbraucherschützer nutzen, um sehr einfach Geld zu sparen", lautet die aktuelle Empfehlung von Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur.
Das Bundeskartellamt unterstreicht in seiner Marktanalyse, dass weder bei der Belieferung von Industrie- und Gewerbekunden noch bei der Versorgung von Haushalten mit Strom und Gas derzeit einzelne Anbieter marktbeherrschend seien. Damit dies anhält und sich weiterhin positiv auf die Preisentwicklung auswirkt, ist eine anhaltend hohe Wechselbereitschaft der Verbraucher erforderlich.
Die Stabilisierung der Energiemärkte im Jahresverlauf 2023 hat sich für Strom- und Gaskunden preislich spürbar ausgewirkt. Haushaltskunden zahlten zum Stichtag 1. April 2024 im bundesweiten Schnitt 41,59 Cent für die Kilowattstunde Strom. Damit lag der Strompreis um etwa acht Prozent unter dem Stand des Vorjahres, als noch die Strompreisbremse in Kraft war und den tatsächlichen Preis gedeckelt hatte.
Der durchschnittliche Gaspreis für Haushalte lag zum 1. April 2024 bei 12,5 Cent pro Kilowattstunde, was einem Rückgang von gut 15 Prozent entspricht. Auch diese Berechnung der Marktaufsichtsbehörden bezieht sich auf die vertraglich vereinbarten Preise, die gegebenenfalls durch die Gaspreisbremse gedeckelt wurden.
"Dennoch sind die Märkte weiterhin volatiler und das Preisniveau weiterhin höher als vor dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine", bilanzieren Bundesnetzagentur und Bundeskartellamt.