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Windbranche warnt vor Pleitewelle

19.12.2019 | Energienachrichten

Angesichts einbrechender Zubauzahlen und neuer politischer Hürden warnt die deutsche Windbranche vor einer drohenden Pleitewelle. Laut Berichterstattung des Wirtschaftsmagazins Capital rechnen derzeit auch führende Insolvenzverwalter mit anstehenden Verfahren bei Unternehmen aus dem Windkraftsektor.

"Alle leiden derzeit heftig: die großen Konzerne, die mittelgroßen Player, die Zulieferer", sagt Yves Rannou, Chef des inzwischen insolventen Hamburger Windkraftanlagen-Herstellers Senvion, gegenüber Capital. Die Pleite seines Unternehmens beschreibt er jedoch nur als Spitze des Eisbergs. "Wir waren die ersten in unserer Branche, die es erwischt hat. Aber wir werden nicht die letzten sein. Es wird noch eine ganze Menge passieren."

Das Jahr 2019 markiert mit nur rund 200 neuen Anlagen einen absoluten Negativrekord für die Windkraft an Land. Gründe für die Flaute sind unter anderem schleppende Genehmigungsverfahren und sich häufende Klagen. Auch die von der Bundesregierung geplante Regelung, Windparks künftig nur noch in einem Abstand von mindestens 1.000 Metern von Wohnsiedlungen zuzulassen, wird von der Branche als fatal bewertet. Ein solcher Mindestabstand würde einen Großteil der theoretisch möglichen Flächen für neue Windenergieprojekte schwinden lassen.

Die Folgen bekommt die ehemals boomende deutsche Windindustrie gegenwärtig schmerzhaft zu spüren: Der Anlagenbauer Enercon kündigte jüngst den Abbau von 3.000 Stellen an, Konkurrent Nordex musste im Oktober nach tiefroten Zahlen zu einer Kapitalerhöhung greifen. Bei Senvion gingen nach der Insolvenz Teile des Geschäfts an den größeren Hersteller Siemens Gamesa, der Rest wird abgewickelt.

"Ich kann nicht verstehen, wie es die Bundesregierung hinnehmen kann, dass eine Zukunftstechnologie und industrielle Schlüsselkompetenzen zerstört werden", sagt Yves Rannou im Capital-Interview. "Sollte es bei der aktuellen Politik bleiben, kann später niemand behaupten, dass ihn die Folgen überrascht hätten. Die ehrliche Alternative wäre es dann, die Klimaziele aufzugeben."

Björn Katz, Redaktion StromAuskunft.de

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