Halbzeit beim Atomausstieg: Stromnetz stabiler denn je

Halbzeit beim Atomausstieg: Stromnetz stabiler denn je

07.09.2016 | Energienachrichten

Die Stabilität der deutschen Stromversorgung hat sich trotz des schrittweisen Atomausstiegs verbessert. Zu diesem Ergebnis kommt eine Kurzstudie des Analyseinstituts Energy Brainpool im Auftrag des Ökoenergieanbieters Greenpeace Energy.

Obwohl in der ersten Hälfte des 2011 begonnenen und auf elf Jahre angelegten Atomausstiegs bislang neun Reaktoren mit einer Gesamtleistung von rund zehn Gigawatt weitgehend durch wetterabhängige erneuerbare Energien ersetzt wurden, kam es deutlich seltener zu Unterbrechungen bei der Stromversorgung. Auch mussten die Netzbetreiber seit 2011 weniger Ungleichgewichte mit sogenannter "Regelleistung" kompensieren. Die Autoren der Studie führen dies auf eine bessere nationale und internationale Zusammenarbeit der Übertragungsnetzbetreiber sowie auf eine Stärkung des kurzfristigen Stromhandels zurück.

"Die gebetsmühlenartig wiederholte Behauptung der europäischen AKW-Lobby, die Atomkraft garantiere eine besonders stabile Stromversorgung, ist falsch", bilanziert Sönke Tangermann, Vorstand bei Greenpeace Energy, der in diesem Zusammenhang die Planungen mehrerer europäischer Staaten zum Neubau von Kernkraftwerken scharf kritisiert.

Laut einem von der Bundesnetzagentur jährlich erhobenen Index summierte sich die durchschnittliche Versorgungsunterbrechung in Deutschland im Jahr 2014 auf rund zwölf Minuten. Dies liegt unter dem Stand von 2010, also vor Beginn des Atomausstiegs, als der Strom im Schnitt noch knapp 15 Minuten ausfiel. Ein hoher Anteil konventioneller Erzeugungsleistung, etwa aus Kernkraft, garantiere kein hohes Niveau an Versorgungssicherheit, lautet das Fazit von Energy Brainpool.

Eine weitere interessante Erkenntnis der Studie: Während die Schwankungen bei wetterabhängigen erneuerbaren Energien in der Regel gut ausgeglichen werden, können bestimmte Wetterereignisse bei konventionellen Kraftwerken die Versorgungssituation verschärfen. So mussten in den besonders heißen Sommern 2006 und 2007 mehrere deutsche Kohlekraftwerke gedrosselt oder gänzlich abgeschaltet werden, damit die Flusstemperaturen durch das Kühlwasser nicht über die zulässigen Grenzwerte anstiegen. Andererseits führten niedrige Pegelstände von Flüssen bei Kohlekraftwerken im Dezember 2015 zu Versorgungsengpässen, weil die Meiler nicht mehr per Schiff mit Kohle beliefert werden konnten.

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Björn Katz, Redaktion StromAuskunft

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