Glühlampenausstieg: "Schmuddelliste"

Glühlampenausstieg: "Schmuddelliste"

03.09.2009 | Energienachrichten

Als Meilenstein für mehr Energieeffizienz und Klimaschutz begrüßt die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) den zum Monatsanfang eingeläuteten Glühlampenausstieg in der Europäischen Union. Seit 1. September dürfen laut EU-Recht matte Glühlampen und klare mit mehr als 75 Watt nicht mehr in den Verkehr gebracht werden. Ein flächendeckender Durchbruch sei dies aber noch nicht, betont DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch vor Journalisten in Berlin: "Nur drei der von uns befragten 71 Handelsunternehmen haben erklärt, ab dem 1. September diese besonders klimaschädlichen Lampen nicht mehr verkaufen zu wollen. Für die Mehrheit der Einzelhändler kommt offenbar Profitmaximierung vor Klimaschutz."

Die Handelsunternehmen nutzen damit eine Lücke der EU-Verordnung: Diese schreibt vor, dass die ineffizienten Lampen, die 95 Prozent Wärme und nur 5 Prozent Licht erzeugen, nicht "in den Verkehr gebracht" werden dürfen. Für Lagerbestände, das heißt für Lampen, die bereits vor dem Stichtag vom Hersteller an den Handel abgegeben wurden, gibt es faktisch eine Ausnahmeregelung. Sie sollte dem Einzelhandel die Möglichkeit eröffnen, Restbestände noch verkaufen zu können. Im selbst ernannten Klimaretterland Deutschland seien jedoch viele Handelsunternehmen offenbar entschlossen, diese Lücke schamlos auszunutzen, so die DUH. Sie hätten ihre Lager - zum Teil eingestandenermaßen - bis zum letzten Tag mit den besonders klimaschädlichen Glühlampen aufgefüllt. So seien im ersten Halbjahr 2009 gegenüber dem Vorjahreszeitraum rund 37 Prozent mehr Glühlampen verkauft worden. Marktbeobachter stellten fest, dass bei einigen Unternehmen die Lager bis zum Rand gefüllt wurden, um noch möglichst lange diese eigentlich verbotenen Lampen weiter anbieten und sich so einen Wettbewerbsvorteil verschaffen zu können.

Als Reaktion auf den offensichtlichen Missbrauch der Übergangsregelung stellt die DUH den Verbrauchern eine im Internet tagesaktuell geführte "Schmuddelliste" zur Verfügung. In ihr werden die Klimasünder im Handel namentlich aufgeführt. Die DUH hatte im Laufe des August Elektro- und Baumärkte, Discounter, Möbelhäuser, Super- und Drogeriemärkte befragt, ob sie die entsprechenden Glühlampen bis zum 1. September aus dem Sortiment nehmen und damit die Intention der europaweiten Regelungen konsequent umsetzen. Von insgesamt 71 angeschriebenen Unternehmen antworteten 38 auf die DUH-Befragung. Vier der Unternehmen, die an der Befragung teilnahmen, haben nach eigenen Angaben keine der jetzt von der Regelung betroffenen Glühlampen im Sortiment. Drei wichtige Unternehmen - Ikea, der Otto-Versand und die Firma Schwab - haben erklärt, die von der ersten Stufe der EU-Regelung erfassten Glühlampen ab dem 1. September aus dem Sortiment zu nehmen. Alle anderen Unternehmen, die auf die Befragung geantwortet haben, wollen ihre Lagerbestände abverkaufen.

Björn Katz, Redaktion StromAuskunft


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