CO2-Emissionen: Viel Kritik trotz eingehaltener Klimaziele

Das Umweltbundesamt (UBA) hat am gestrigen Mittwoch aktuelle Zahlen zum Erreichen der Klimaziele 2022 vorgestellt. Zwar hat Deutschland im vergangenen Jahr insgesamt genügend CO2 eingespart, einzelne Sektoren tanzen jedoch nach wie vor aus der Reihe. Deshalb ist die Kritik am derzeitigen Tempo der Energiewende lauter als das Lob.

Deutschland erreicht Klimaziel 2022

Während laut UBA-Daten die Sektoren Industrie und Energie ihre letztjährigen CO2-Einsparziele erreichen konnten, scheiterten die Bereiche Verkehr und Gebäude an ihren jeweiligen Vorgaben. Insgesamt emittierte Deutschland 2022 1,9 Prozent weniger CO2, womit das Gesamtziel eingehalten wurde. Die Zahlen im Überblick:

• Industrie: 164 Mio. Tonnen CO2 (-10,4%), Ziel klar erreicht
• Energie: 256 Mio. Tonnen CO2 (+4,4%), Ziel knapp erreicht
• Gebäude: 112 Mio. Tonnen CO2 (-5,3%), Ziel verfehlt
• Verkehr: 148 Mio. Tonnen CO2 (+0,7%), Ziel verfehlt

Energiewende schreitet zu langsam voran

Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes, kommentierte die vorgelegten Zahlen mit viel Skepsis: "Die Geschwindigkeitsproblematik ist das, was mich nervös macht. (...) Wir müssen es schaffen, dreimal so viele Kapazitäten wie bisher zu installieren, um den Anteil der Erneuerbaren an der Stromerzeugung bis 2030 auf 80 Prozent zu steigern." Um die mittel- bis langfristigen Klimaziele zu erreichen, müssten ab jetzt "pro Jahr sechs Prozent Emissionen gemindert werden", so Messner. Dies benötige eine drastische Beschleunigung der Energiewende, denn seit 2010 liege die Minderung pro Jahr bei unter zwei Prozent.

Harsche Kritik von Umweltverbänden

Mit deutlichen Worten haben Umweltschützer auf die Klimabilanz Deutschlands reagiert. Der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) teilt aktuell mit: "Der Rückgang der Emissionen im Industriebereich rettet der Bundesregierung die Klimaziele. Sondereffekte, wie ein milder Winter und die Auswirkungen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, schönen die Klimabilanz." Deshalb sei das Einhalten der Klimaziele 2022 ausdrücklich kein Verdienst der Bundesregierung.

Die Deutsche Umwelthilfe beurteilt die aktuelle Entwicklung bei den CO2-Emissionen sogar als "Klimarechtsbruch" und kündigt an, ihre bereits seit 2020 laufenden Klagen gegen die Klimapolitik der Bundesregierung fortsetzen zu wollen.

Björn Katz, Redaktion StromAuskunft.de