Am morgigen 4. Mai ist der diesjährige deutsche Erdüberlastungstag. An diesem Datum hat die Bundesrepublik ihre erneuerbaren natürlichen Ressourcen für den Rest des Jahres aufgebraucht.
Der Erdüberlastungstag, englisch Earth Overshoot Day, geht auf eine Kampagne der Organisation Global Footprint Network zurück. Der Aktionstag markiert jeweils den Zeitpunkt des laufenden Jahres, an dem die menschliche Nachfrage nach nachwachsenden Rohstoffen das Angebot und die Kapazität der Erde zur Reproduktion dieser Ressourcen übersteigt.
Olaf Bandt, Vorsitzender des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), erklärt: "Ab heute leben wir in Deutschland für den Rest des Jahres auf Pump. Das geht auf Dauer nicht gut. Wir verschwenden Ressourcen auf Kosten unserer Kinder, Enkel und der gesamten Weltbevölkerung. So verspielen wir die Lebensgrundlage der Menschen. (...) Um Klimakrise und Artensterben aufzuhalten, muss der Ressourcenverbrauch bis 2050 um 85 Prozent sinken."
Damit Klimaschutz und Ressourcenschonung gelingen, müsse der Verbrauch in nahezu allen Bereichen unseres Lebens deutlich zurückgehen, so der BUND. Neben der Kohleindustrie würden noch zahlreiche andere Branchen verschwinden, schrumpfen oder transformiert werden müssen. Insbesondere die Automobil- und Chemieindustrie müssten sich neu aufstellen, denn eine nachhaltige Zukunft für kommende Generationen könne es nur "mit weniger Autos, Straßenbaubetrieben und Tankstellen" geben. Andernfalls, so warnen die Umweltschützer, "werden uns Klimakrise, Wasserknappheit und Artensterben bald zu viel radikaleren Maßnahmen zwingen."
Bandt: "Quetschen wir unsere Erde weiter aus wie bisher, werden wir die Klimakrise niemals aufhalten können. Denn das ökologische Hauptproblem ist die Ressourcenverschwendung. Artensterben und globale Erwärmung sind nur die Symptome. Wenn wir eine Chance auf eine lebenswerte Zukunft haben wollen, müssen wir das Problem endlich bei der Wurzel packen. Wir brauchen einen rechtlich verbindlichen und klaren Reduktionspfad."
Der BUND verdeutlicht das Ungleichgewicht beim Ressourcenverbrauch anhand eines Beispiels aus einer Studie der Organisation PowerShift: So würde der Automobilkonzern Volkswagen nach einem aktuellen Zukunftsszenario 2030 allein für die Batterien seiner Fahrzeuge knapp 800.000 Tonnen Aluminium und 250.000 Tonnen Nickel benötigen. Das sei zehnmal so viel Nickel und Aluminium wie der gesamte geplante Ausbau der Windkraft in Deutschland bis 2030 verbrauche - bei nur einem Konzern.
Der BUND fordert in diesem und ähnlichen Fällen eine politische Priorisierung. Im konkreten Beispiel sei dies einfach: Eine klimafreundliche Energieversorgung werde es nicht ohne Windkraft geben, eine klima- und ressourcenfreundliche Mobilität dagegen nur mit deutlich weniger Autos.
Björn Katz, Redaktion StromAuskunft.de