Hohe Netzentgelte: Stromkunden in Norddeutschland benachteiligt

Hohe Netzentgelte: Stromkunden in Norddeutschland benachteiligt

15.06.2023 | Energienachrichten

Haushalte in Schleswig-Holstein zahlen die bundesweit höchsten Stromnetzentgelte. Die dortigen Versorger sehen ihre Kunden benachteiligt und fordern eine länderübergreifende Vereinheitlichung der Gebühren.

Nord-Süd-Gefälle bei Stromnetzentgelten

Für einen durchschnittlichen Vier-Personen-Haushalt in Schleswig-Holstein belaufen sich die in der Stromrechnung enthaltenen Netzentgelte auf monatlich knapp 27 Euro. Das seien 50 Prozent mehr als für einen vergleichbaren bayerischen Haushalt - besagt eine aktuelle Studie im Auftrag des Verbandes der Schleswig-Holsteinischen Energie- und Wasserwirtschaft (VSHEW).

Auch im Vergleich zu anderen Bundesländern sind die Mehrkosten der Schleswig-Holsteiner deutlich: Gegenüber dem Nachbarland Niedersachsen liegen die Netzentgelte um 33 Prozent höher, im Vergleich zu Baden-Württemberg beträgt die Differenz rund ein Viertel.

Grund für die ungleiche Kostenverteilung ist ausgerechnet die tragende Rolle Schleswig-Holsteins beim Umstieg auf erneuerbare Energien. Denn für jede größere Windkraft-, Photovoltaik- oder Biogasanlage, die ans Netz geht, fallen hohe Anschlusskosten an. Diese Kosten werden vor allem auf die norddeutschen Haushalte umgelegt, selbst dann, wenn der dort erzeugte Windstrom anschließend Richtung Süden fließt.

"Kunden nicht vermittelbar"

Die schleswig-holsteinischen Stadtwerke fordern vor diesem Hintergrund, die Entgelte für regionale Verteilnetze bundesweit zu vereinheitlichen - so wie es bei den Übertragungsnetzen bereits der Fall ist.

"Es ist unseren Kunden nicht vermittelbar, dass sie Jahr für Jahr knapp 140 Millionen mehr für die Energiewende zahlen, als wenn die Kosten bundesweit einheitlich und fair verteilt würden," kommentiert Andreas Wulff, Vorstandsvorsitzender des VSHEW. "Mit zunehmender Verbreitung von mit Ökostrom betriebenen Elektrofahrzeugen und Wärmepumpen werden die Mehrkosten sogar noch weiter steigen. Diese exorbitante Klimaschutz-Strafgebühr kann doch politisch nicht gewollt sein." Klimaschutz gehe alle an, so Wulff. "Schließlich kostet Briefporto bundesweit auch überall das Gleiche - egal, ob der Brief von einer bayerischen Alm bis nach Frankfurt/Oder geht oder von der Kieler Hauptpost bis zum Rathaus."

Björn Katz, Redaktion StromAuskunft.de

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