Strompreise: Neues Normal bei 35 bis 40 Cent

Strompreise: "Neues Normal" bei 35 bis 40 Cent

09.03.2023 | Energienachrichten

Markus Krebber, Vorstandsvorsitzender des Energiekonzerns RWE, hat im Interview mit dem Wochenmagazin Stern vorsichtige Entwarnung bei der Entwicklung der Strompreise in Deutschland gegeben. Die Energiekrise sei dennoch nicht überwunden.

RWE-Chef prognostiziert mittelfristige Entspannung bei Strompreisen

Der hiesige Strompreis habe mit 35 bis 40 Cent pro Kilowattstunde ein "neues Normalniveau erreicht", so Krebber im Stern-Interview. Damit liegen die gegenwärtigen Marktpreise zwar spürbar über dem Vor-Krisen-Stand, aber dennoch tendenziell unter der staatlichen Strompreisbremse von 40 ct/kWh.

Im Hinblick auf die mittelfristige Entwicklung prognostiziert der RWE-Chef sinkende Strompreise: "Wir brauchen etwa fünf Jahre bis die dringenden Investitionen in das neue Energiesystem ihre Wirkung entfalten. Danach kann sich das Preisniveau auch wieder entspannen."

Stromversorgung auch ohne Atomkraft sicher

Deutschlands Versorgungssicherheit sieht Krebber nicht in Gefahr: "Für die nächsten Jahre brauchen wir uns keine Sorgen zu machen." Langfristig werde das Stromsystem auf erneuerbare Energien umgestellt. "Es braucht aber auch gesicherte Leistung, wenn Wind und Sonne nicht ausreichen und wenn Kernenergie und Kohle abgeschaltet werden sollen. Wenn die wasserstofffähigen Gaskraftwerke, die es dafür braucht, gebaut werden, wird es reichen."

In diesem Zusammenhang weist der RWE-Chef auch die Forderungen aus Union und FDP nach einer weiteren Laufzeitverlängerung für die letzten Atomkraftwerke zurück. Krebber: "Die Diskussion um die drei verbliebenen Kernkraftwerke ist für den langfristigen Umbau, für die Energieversorgung Deutschlands und Europas nicht die relevante Frage. Wir sollten nicht so viel politisches Kapital dafür verbrennen." Er geht davon aus, dass die geplante Abschaltung der letzten Meiler zum 15. April endgültig ist.

"Wir sind noch nicht durch"

Trotz der leichten Entspannung bei den Energiepreisen warnt Krebber vor Sorglosigkeit: "Deutschland hat fast alles in der Energiekrise richtig gemacht. Aber zu glauben, wir hätten alles getan, um die nächste Krise zu meistern, ist falsch. Wir sind noch nicht durch."

In vielen Köpfen sei die Krise "fast schon wieder abgehakt. Und es kommen wieder andere Reflexe", so der RWE-Chef. Als Beispiel nennt er die Diskussion um vermeintlich zu großzügig geplante Terminals für den Import von Flüssigerdgas. "Es kann sein, dass die LNG-Terminals nicht voll ausgelastet werden. Aber man braucht sie als Versicherungsprämie", so Krebber.

Björn Katz, Redaktion StromAuskunft.de

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