Grundversorger - unabhängige Stromanbieter fordern Umdenken

Grundversorger in der Kritik - unabhängige Stromanbieter fordern Umdenken

07.02.2022 | Energienachrichten

Durch kurzfristige Kündigungen und Lieferstopps einzelner Stromanbieter sind zahlreiche Verbraucher in die Ersatz- bzw. Grundversorgung gerutscht. Einige Grundversorger haben darauf mit horrenden Neukundentarifen reagiert. Das System der hiesigen Grund- und Ersatzversorgung sollte deshalb grundsätzlich überarbeitet werden, fordert nun der Bundesverband Neue Energiewirtschaft (bne).

"Der Ärger ist berechtigt"

bne-Geschäftsführer Robert Busch in einem Statement zur aktuellen Lage auf dem Strommarkt: "Der Ärger ist groß und er ist berechtigt: Einerseits kündigen unseriöse Stromanbieter wie Stromio ihren Kunden über Nacht und stehen im Verdacht, die Energie zu hohen Preisen am Strommarkt zu verkaufen. Andererseits fordern einige Grundversorger für Neukunden vollkommen überzogene und marktferne Preise. Beides ist inakzeptabel."

Busch betont: "Um es klar zu sagen: Eine widerrechtliche einseitige Kündigung ist kein seriöses Geschäftsgebaren eines Energieversorgers und stellt ganz klar einen Vertragsbruch dar, gegen den sich die Kunden wehren können. Nun kommt allerdings hinzu, dass einige Grundversorger offensichtlich ihre Monopolstellung als Grundversorger ausnutzen und horrende Sondergrundversorgungstarife für Neukunden verlangen. Wenn für die Kilowattstunde Strom bis zu einem Euro verlangt wird, ist klar, dass die gestiegenen Beschaffungskosten nur als Vorwand dienen. Eine Separierung nach Neu- und Bestandskunden innerhalb des Grundversorgertarifs geht gar nicht."

Grundversorgung muss auf den Prüfstand

Dennoch, so Busch, dürfe der Wettbewerb auf dem Strommarkt nicht generell infrage gestellt werden - aus Verbrauchersicht bleibe er wichtig. Vielmehr müsse die Ausnahmestellung der Grundversorger in Deutschland generell auf den Prüfstand.

Busch: "Die wichtige Versicherungsfunktion, wenn ein Versorger nicht mehr liefern kann oder es zu Verzögerungen kommt, hat bereits die daneben bestehende Ersatzversorgung. Bei der überkommenen Grundversorgung stellt sich nach alledem die Frage, ob und wofür es dieses Modell in der bestehenden Form noch braucht. Wir sehen grundlegenden Reformbedarf, der breiter besprochen werden sollte, da sich sozialpolitische mit energiepolitischen Fragen mischen. Hier lohnt sich ein Blick auf bestehende Regelungen im Wärme- und Mietbereich, da Strom in Zukunft im Wärmebereich ohnehin der Hauptenergieträger sein wird."

-> weitere Informationen in unserem Themenspezial zur Stromgrundversorgung in Deutschland

Björn Katz, Redaktion StromAuskunft.de

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