Kippt die EU den Einspeisevorrang für erneuerbare Energien?

Kippt die EU den Einspeisevorrang für erneuerbare Energien?

03.11.2016 | Energienachrichten

Wie die britische Tageszeitung "The Guardian" berichtet, bereitet die Generaldirektion Energie der EU-Kommission angeblich eine Änderung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie vor, um den Vorrang regenerativer Energieträger bei der Einspeisung ins Stromnetz zu beenden. Der Einspeisevorrang regelte bisher, dass Wind- und Solarkraft auch dann ins Stromnetz einspeisen dürfen, wenn gleichzeitig Strom aus Kohle oder Atomenergie im Angebot ist.

Nach Ansicht der europäischen Solarbranche würde dieser Schritt Investitionen in Milliardenhöhe in europäische Solar- und Windkraftanlagen gefährden. Sowohl die Ausbauziele der EU als auch die Klimaziele von Paris seien dadurch massiv gefährdet. Milan Nitzschke, Präsident der Interessenvertretung EU ProSun: "Der Einspeisevorrang ist der zentrale Baustein der Energiewende. Würde der Vorrang gekippt, könnten Kohle- und Atomstrom wie früher das Netz verstopfen und den Zugang von Solar- und Windstrom blockieren." Auch Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel hatte sich zuletzt gegenüber der EU-Kommission ausdrücklich für die Beibehaltung des Vorrangprinzips für erneuerbare Energien ausgesprochen.

Abgesehen von Europas Klimaschutzbemühungen könnte sich ein etwaiger Wegfall des Einspeisevorrangs auch auf die Investitionsfreudigkeit der Branche auswirken. Milan Nitzschke: "Wem soll man erklären, dass er in Solarstrom investieren soll, wenn er nicht weiß, ob er den erzeugten Strom auch ins Stromnetz einspeisen und verkaufen kann?" Auch für die konventionelle Energiewirtschaft entfalle dann der Anreiz, ihre bestehenden Kraftwerke zu flexibilisieren und verstärkt in Erneuerbare zu investieren.

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Björn Katz, Redaktion StromAuskunft


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